"SEIN" und "SICH VERHALTEN"
Ich finde nicht, dass eine Forderung nach Treue automatisch bedeutet, dass man den anderen nicht akzeptiert, wie er wirklich ist. Treue oder Untreue ist für mich kein Ist-Zustand, kein Status Quo, sondern ein Verhalten, ein Tun, das aus einer Entscheidung heraus entsteht. Ich habe doch die Wahl, treu oder untreu zu sein. Klar, im Volksmund heißt es manchmal bei Untreue: "...und dann ist es eben passiert...", aber das sehe ich als zu einfach gemachte Ausrede an; Treue oder Untreue "passiert" nicht, ist kein Charakterzug, sondern eben eine aktive Tat, ein aktiv gegebener oder erwiederter Kuss u.s.w.
Ich kann jemandem in seinem Wesen lieben und ihm doch abverlangen, sich auf bestimmte Weise zu verhalten, mir z.B. bitte nicht weh zu tun. Mehr noch: Wollen 2 (oder mehr) Menschen zusammen wachsen, werden sie meiner Einschätzung nach nur schwer bis gar nicht um verschiedene Verhaltenscodici herumkommen: Gemeinsames Handeln verbindet.
Also: Ja, ich kann in einer Liebesbeziehung auch Treue verlangen.