Ich habe da gerade im letzten Jahr einen überraschenden Wechsel hinter mir. In meiner Jugend konnte ich mit Gleichaltrigen eher selten etwas anfangen als Partner, so etwa 10 Jahre mehr sollten es damals mindestens schon sein. Langsam verschob sich dann meine Altersgrenze auf durchaus auch Gleichaltrige wobei ich immer noch eher ein Faible für etwas Ältere hatte. Jüngere kamen für mich damals auf gar keinen Fall in Frage, im wesentlichen aus den 'Gründen' die hier schon genannt wurden.
Letztes Jahr lernte ich meinen besten Freund kennen - und stellte überrascht fest dass ich, obwohl er 8 Jahre jünger ist, so gut wie nie das Gefühl hatte dass wir einen Altersunterschied hätten. Wir verstehen uns so gut wie ich das vorher kaum für möglich gehalten hatte.
Gleichzeitig stellte ich bei verschiedenen Gelegenheiten fest dass ich mit Männern meines Alters oder darüber doch ziemlich häufig so meine Schwierigkeiten hatte was eine mögliche Übereinstimmung in einer Partnerschaft anging. Zu sehr scheinen mir da so manche noch in alten Rollenmustern zu stecken mit sehr wenig Bereitschaft, da auch mal umzudenken ... Damit hab ich durch meine Berufe und meine Hobbies jahrzehntelange Erfahrung und ehrlich gesagt bin ich es allmählich wirklich leid immer wieder gegen die gleichen Windmühlen anzureiten
Ein wenig unsicher begann ich also, mein Altersraster auch nach unten ein wenig auszuweiten - erst mal so bis in die Richtung meines besten Freundes. Es gab ein paar nette Kontakte und der Eindruck, dass sich das nicht allzu viel gibt was die 'Reife' angeht verfestigte sich.
Und dann schrieb mich jemand an der 15 Jahre jünger ist als ich. Und es passte praktisch vom ersten Moment an alles - auf jeden Fall alles was irgendwie wichtig ist. Verstand und Gefühl auf einmal auf der gleichen Seite - das ist eher selten bei mir. Einer ist eigentlich immer anderer Meinung - da nicht. Und seitdem bin ich total verliebt - und er wie es scheint auch.
Klar frage ich mich ob das Bestand haben kann und wie sich das entwickelt - aber zum ersten Mal ist das eigentlich gar nicht so wichtig. Es ist wunderbar so lange es ist - wer weiß schon bei einer Beziehung egal in welcher Altersstruktur was morgen ist? Mir ist das jetzt wichtiger - und dass es einfach perfekt ist. Wenn es das für einen von uns beiden nicht mehr ist - tja, dann ist das eben so. Schade, vermutlich. Aber das nimmt uns nichts von dem was wir beide jetzt haben. Und das tausche ich gegen absolut gar nichts, ganz gleich welche Garantien mir da versprochen würden.
Würde ich deswegen, wenn ich noch mal nach einem Partner suchen würde, nur noch nach Jüngeren sichen? Nein - was zählt ist nach wie vor nur der Mensch selbst. Ich würde nur Jüngere nicht mehr ausschließen.
Und dennoch merke ich dass sich eine gewisse Tendenz bei mir entwickelt - ich habe den Eindruck, ganz subjektiv, dass die Küngeren für die ich mich interessiere mit dem Rollenverständnis auf angenehme Weise viel unverkrampfter umgehen als ich das von den Männern meiner Generation gewöhnt bin. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie bereits viel selbstverständlicher mit selbstbewussten und selbstbestimmten Frauen in ihrem Lebensumfeld aufgewachsen sind.
Die Männer die ich da kennen gelernt habe haben es drauf, ganz 'Mann' zu sein mit allen Vorzügen und liebenswürdigen 'Eigenheiten' - ohne sich in ihrem Selbstverständnis durch eine eigenständige Frau gleich bedroht zu fühlen und in einen Konkurrenzkampf zu verfallen. Man kann so viel leichter flirten, frotzeln, einander genießen - ohne sich Gedanken zu machen ob das Eingeständnis einer vermeintlichen Schwäche (mit dem ich gar kein Problem habe, übrigens) nicht wieder dazu führt an anderer Stelle nicht ernst genommen zu werden weil man ja doch 'nur' eine Frau ist ...