Lieber TE,
es ist natürlich nicht schön, krank zu sein. Gerade deshalb ist man aber gut beraten, die Probleme in Angriff zu nehmen, anstatt sie hinzunehmen. Das macht auf Dauer alles nur schlimmer.
Ich weiß, dass es mit Depressionen sehr anstrengend ist, einen eigenen Antrieb zu finden, aber bitte überlege dir, ob dir das elterliche Nest hier nicht mehr schadet als hilft.
Ich habe eine gute Freundin, die von ihren Eltern ewig wie ein Kind behandelt wurde und darüber eine Depression entwickelte, sich aber einredete, jetzt erstrecht bei Mutti und Vati bleiben zu müssen – und die haben das auch sehr begrüßt.
Erst mit 35 hat sie es geschafft, sich in Therapie zu begeben und infolge auszuziehen.
Das war nicht einfach, aber jetzt geht es ihr viel besser.
Ich würde dringend davon abraten, deine Krankheiten als Ausrede zu nutzen, um ewig in deiner Komfortzone zu bleiben.
Damit schadest du am Ende nämlich nur dir selbst.
Ich weiß natürlich nicht, ob du bereits in Therapie bist (und ehrlich gesagt halte ich auch längst nicht von allen Therapien was! Habe es oft genug erlebt, dass Leute da mehr in Depression und Co. reingequatscht werden, um sie als ewige Kunden behalten zu können...), aber du solltest dir auf jeden Fall Hilfe holen.
Diese Probleme anzugehen ist viel wichtiger, als irgendwelche Auto-Freundin-Entscheidungen, denn aktuell sind sie es, die für alle anderen Probleme verantwortlich sind.
In diesem Sinne würde ich also das Problem an der Wurzel packen.
Denn: Auch Menschen mit Depressionen usw. können arbeiten, alleine leben, Partnerschaften und Freundschaften pflegen, Auto(bahn) fahren usw.
Und du bist ja z. B. schon Autobahn gefahren. Anstatt dich auch hier in deine Komfortzone zurückzuziehen, solltest du genau das Gegenteil tun: Raus aus dem Schneckenhaus!
Du hast es ja schon geschafft, das ist doch toll! Und je öfter du dich dem stellst, desto sicherer wirst du werden.
Natürlich sollte man Krankheiten, wie Depressionen ernstnehmen, aber ich finde es schade, dass man hier heutzutage gar nichts mehr sagen oder erwarten darf, sondern Betroffene immer in Watte gepackt werden. Gerade bei solchen Krankheiten (insbesondere auch bei Zwangsstörungen) ist das KEINE Hilfe! Es ist schwer, ja, aber ohne aktive Arbeit an sich selbst werden diese Krankheiten immer schlimmer! Wer sie loswerden will, muss aktiv werden! Aussitzen, Verständnis fordern und Däumchen drehen verschlimmert die Situation bloß.
Das ist auch nicht gemein, sondern einfach nur ehrlich.
Also lieber TE, letztendlich hast nur du es in der Hand, was du aus deinem Leben machst. Ob du es von Krankheiten und Zwängen bestimmen lassen willst, entscheidest du allein.