Ähm... Moment mal... also zum Thema "vor 12 Wochen ist da nix"...
Ich kann mich an die ersten Ultraschallbilder meines Sohnes noch recht gut erinnern, er ist ja erst 8 Monate alt... und beim Ultraschall in der 7. Woche hat man das Herz schlagen sehen. Und wie die Bilder in der 12. Woche ausgesehen haben, das weiß ich auch noch sehr gut. Von wegen "da ist nix"... sorry, aber das ist einfach falsch.
Da ist sehr wohl was. WAS das nun ist, wieviel Leben, wie viel Bewusstsein, da drin steckt... darüber wird schon so lange gestritten, dass ich das hier nicht aufgreifen möchte, aber biologisch gesehen ist das sehr wohl etwas.
Und dass man Abtreibung zwar als Tötung, aber nicht als Mord bezeichnen kann, an dem Punkt waren wir schon, denke ich.
Was ist noch einmal betonen möchte, ist das Bewusstsein, mit dem eine Entscheidung für einen Abbruch getroffen werden sollte. Das kann man nicht wegschieben á la "Da ist eh noch nix", man sollte sich aber auch hinterher nicht wie einst Jesus ein zentnerschweres Schuldkreuz auf den Rücken schnallen. Dann nämlich ist es wahrscheinlich, dass man für sich die falsche Entscheidung getroffen hat.
Wer sich für eine Abtreibung entscheidet, der entscheidet, dass ein sich im Werden befindliches menschliches Wesen getötet und seine Reifung damit abgebrochen wird. So sah es zumindest für mich immer aus.
Und noch eine persönliche Anmerkung zum Thema Mitverantwortung: ich deutete ja zuvor schon an dass es in meinem Fall meine Familie - sprich, meine Mutter - war, die mich im Stich ließ als ich ihre Hilfe gebraucht hätte, nicht der Kindsvater. Der stand - lange Geschichte - nicht zur Verfügung. Ich hatte außer meiner Mutter damals niemanden, mit dem ich hätte sprechen können. Also sagte ich ihr, dass ich schwanger sei. Sie blieb in der Mimik ausdruckslos und sagte, ohne mich dabei anzuschauen "Dir ist doch klar, dass Du das Kind nicht bekommen kannst. Auf meine Hilfe kannst Du jedenfalls nicht bauen."
Nun war ich sehr jung und ich war ängstlich. Ich hatte den Erzeuger des Kindes sehr geliebt, aber er konnte eben nicht an meiner Seite sein. Vom Herzen her habe ich sehr gezweifelt. Ich hatte damals nichts, nur einen Schulabschluss. Ich wollte studieren, mir ein eigenes Leben aufbauen. Das war natürlich alles gefährdet. Andererseits hatte ich dieses bereits erwähnte "Bauchgefühl"... das Bauchgefühl wollte das Kind. Doch als meine Mutter mich derart hängen ließ, überwog schließlich doch die Existenzangst. Ich hätte damals Unterstützung gebraucht oder zumindest die Frage danach "Und was willst DU eigentlich?"
Ich weiß, natürlich habe ich die Entscheidung zum Abbruch dann allein getroffen. Volljährig war ich ja. Diese Entscheidung habe ICH getroffen, nicht meine Mutter. Trotzdem hat ihre Haltung damals unser Verhältnis nachhaltig getrübt weil ich ihr ihre Hartherzigkeit nicht so recht vergeben kann. Ich kann heute sagen "Ok, wäre ich wirklich reif genug gewesen hätte ich es auch ohne meine Mutter durchgezogen." Aber ich war damals einfach nicht so weit.
Dies zum Thema "Mitverantwortung". Es gibt sie. Irgendwie. Denn nicht jede Frau ist stark in dem Moment wo sie es sein sollte. Dann braucht sie jemanden, der sie fragt, wie es in ihr aussieht und ihr den Rücken stärkt. Ich denke, dann kann sie auch ihre Entscheidung selbstbewusster fällen. Sie kann ja dann immer noch für oder gegen das Kind ausfallen, aber sie fühlt sich dann sehr viel selbstbestimmter an und das ist für die Psyche der Frau von entscheidender Bedeutung.