Die Deposition (von lat. depositio cornuum, deutsch: „Ablegen der Hörner“) war ein europaweit übliches, traditionelles, eher halboffizielles Initiationsritual für Studenten vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert, das der Immatrikulation an einer Universität vorauszugehen hatte. Der Brauch wurde in Deutschland im späten 15. Jahrhundert eingeführt und kam vermutlich aus der einflussreichen Universität Paris. Als Vorbilder werden die Freisprechungsriten der Handwerkszünfte vermutet.
Der Deposition lag die Vorstellung zugrunde, dass der angehende Student vor der Immatrikulation noch roh und ungeschlacht war - wie ein Tier - und erst von den Zeichen seiner Unzivilisiertheit befreit werden musste, bevor er an der Universität aufgenommen werden konnte. Der Deposition musste sich der Student nur einmal im Leben aussetzen. Danach wurde eine Bescheinigung ("Depositionsschein") ausgestellt, die ihm beim Universitätswechsel den Vorgang an der neuen Universität ersparte.
Der Vorgang bestand im Prinzip aus Schimpfreden, die dem Studenten seine eigene Unwürdigkeit deutlich machen sollten, aus dem rituellen Entfernen tierischer Körpermerkmale mit Hilfe von überdimensionierten Werkzeugen sowie Schlägen und weiteren Misshandlungen, die die Funktion von Reinigungsritualen hatten.
In den Reden zur Deposition wurden antike Vorbilder für den Vorgang der Deposition angeführt. Es wurde dabei Bezug genommen auf die Prüfungen der spartanischen Jugend, auf Sitten und Gebräuche an der Akademie Platons bis hin zu der Wasserweihe in den athenischen Sophistenschulen der Spätantike.
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Der angehende Student wurde im Mittelalter mit dem lateinischen Wort beanus bezeichnet, das von dem französischen bec jaune, „Gelbschnabel“, abgeleitet ist (vergleiche engl. greenhorn, "Grünhorn"). Der Bean wurde von seinen neuen Kommilitonen wie ein pecus campi („Feldtier“) behandelt und entsprechend ausstaffiert. Er musste eine Kappe mit Hörnern aufsetzen und bekam Eberzähne in den Mund gesteckt. Dazu bekam er einen Vortrag über seine eigene Unwürdigkeit zu hören. Die tierischen Merkmale wurde ihm dann mit überdimensionierten Werkzeugen abgeschlagen oder abgezwickt. Dann wurde der Körper mit weiteren Werkzeugen malträtiert, was eine Reinigung und Verschönerung symbolisieren sollte. Dazu kamen Werkzeuge aus der Holzbearbeitung zum Einsatz, denn der angehende Student war ja noch ein „ungehobelter Kerl“.
Ab 1682 wurden den Studenten in Jena bei der Immatrikulation die Depositionsinstrumente nur noch gezeigt (Stammbuchblatt Jena 1740).
Die an den Universitäten eingesetzten Werkzeuge sind heute nur noch an der Universität Leipzig erhalten und werden dort in der Kunstsammlung verwahrt. Zu den Werkzeugen gehören im Prinzip Geräte zum Abschlagen und Abschleifen der tierischen Körpermerkmale (Axt, Zange, Schleifstein), Geräte zur Holzbearbeitung (Hobel) sowie zur Körperpflege (Rasierpinsel, Seifentiegel, Rasiermesser, Ohrenlöffel). Bei der Anwendung dieser Gerätschaften kamen nicht selten sogar Verletzungen vor.
Dabei wurden Prüfungen durchgeführt und weitere Ermahnungsreden gehalten. Schließlich gab der Leitende dem Bean Salz in den Mund (sal sapientiae, „Salz der Weisheit“), goss ihm Wein über den Kopf (vinum laetitiae, „Wein der Freude“) und sprach ihn vom Beanismus frei.
Nach dem Kassieren der entsprechenden Gebühr erfolgte dann meist eine Eingangsprüfung durch einen Professor und die Immatrikulation durch den Rektor.
Allgemein war es üblich, dass nach der Prozedur noch ein Schmaus auf Kosten des oder der Neuimmatrikulierten abgehalten wurde, was offensichtlich eine große Belastung der Betroffenen darstellte. Dieser Brauch hielt sich auch noch nach Abschaffung der Deposition und wurde wohl oft exzessiv betrieben, was zu Verboten führte, Neuimmatrikulierte zu diesen Einladungen zu drängen.