So, dann will ich mal meine konkreten Gefühle zum Thema Abtreibung äußern - vielleicht wird der Rest dann auch mutiger?
Konkret als ich erfahren hatte schwanger zu sein waren dies meine Gefühle:
• Völlige Überforderung, totale Verzweiflung und völlige Hilflosigkeit - einfach, weil ich damit nicht gerechnet hatte
Als ich dann bei den ersten Beratungsstelle saß:
• Fassungslosigkeit, noch mehr Überforderung und noch mehr Verweiflung - einfach, weil ich dachte in so einer Beratungsstelle wirkliche HILFEstellung zu bekommen und zwar in alle DREI Richtungen und nicht nur in die Richtung "Behalten".
Als ich dann endlich bei der letzten und damit wirklich informativen Beratungsstelle war:
• Verwirrung, aber auch das Gefühl von von Verständnis, Sicherheit - einfach weil ich endlich sachliche Beratung in alle Richtungen bekam und keine Vorwürfe bekam.
Als ich dann damit beschäftigt war herauszufinden, was ICH wirklich will:
• Verzweiflung, Unsicherheit, Angst - einfach weil ich von allen denen ich darüber Bescheid gesagt hatte alle möglichen Meinungen bekam und dann total verunsichert war, was ICH denn eigentlich wollte.
• Wut, Hass - einfach weil das Kind, was da in mir wuchs, mein ganzes Leben, wie ich es geplant hatte und mir wünschte durcheinandern bringen wollte.
Als ich mir dann endlich sicher war:
• Entschlossenheit, Ruhe, Sicherheit - einfach weil ich herausgefunden hatte was MEINE Entscheidung ist.
Als ich dann ins KH ging für das Vorgespräch zur Abtreibung:
• wieder Wut und Hass - einfach weil die mir dort schon wieder einreden wollten, dass die einzig richtige Entscheidung das "behalten" ist und mir dies auch entsprechend mit Horrorgeschichten untermalten.
Als ich dann in der Abtreibungsklinik in MÜnchen war:
• Erleichterung, Verstanden fühlen - einfach weil mir der Arzt dort nochmal ganz sachlich alles erklärt hat und mich einfach nur noch einmal fragte, ob ich meiner Entscheidung aus eigenen und freien Stücken heraus sicher sei.
Als es dann vorbei war:
• noch mehr Erleichterung - einfach weil es endlich vorbei war.
Im Übrigen habe ich den Hass und die Wut, die ich auf die Menschen hatte, die mir während der SS noch einreden wollten, dass eine Abtreibung das schlimmste ist was man tun kann, dass man dafür immer leiden wird, dass man nie wieder Kinder kriegen kann, usw später auf alle möglichen Menschen übetragen, die meine Entscheidung nicht akzeptiert hatten.
Es hat lange, sehr lange gedauert, bis ich darüber hinweg war und es mich nicht mehr gestört hat, dass meine Entscheidung eben niemals von ALLEN akzeptiert werden wird.
Heute fühle ich eigentlich nichts mehr, weder Wut, noch Hass, noch Hilflosigkeit, noch sonst was, wenn ich an das Thema denke.
Das einzige was ich heute noch fühle - aber das grundsätzlich und nicht nur bei dem Thema - ist so ein wenig eine Traurigkeit wenn ich merke, dass es jemanden so geht wie mir und er seine Emotionen auf andere ablädt, obwohl sie eigentlich jemanden ganz anderem gebühren, statt dass er einfach sagt "Ich könnte heulen/schreien/... wenn ich dies und jenes höre, WEIL ...".