"Massive Erziehungsschäden" und "traumatische Erfahrungen" sind - gottlob - seltener als man denkt.
Die Wahrheit ist vermutlich viel unspektakulärer, um nicht zu sagen banaler:
Ich wünschte, ich könnte Dir beipflichten, leider ist das nicht so.
https://www.aerzteblatt.de/n … ionen-leiden-an-Depressionen
Rund 8 Mio Deutsche leiden an Depressionen oder Angststörungen und das sind nur die mit einer Diagnose. Es werden 5-10 % Menschen mit Persönlichkeitsstörungen vermutet, was schwierig ist zu erfassen, da die Mehrheit darunter keine Behandlung aufsucht. Es gibt natürlich Schnittmengen, d. h. Menschen, die mehrere Krankheitsbilder zeigen, zumal diese sich durchaus untereinander begünstigen können (z. Bsp. Persönlichkeitsstörung begünstigt eine Suchterkrankung). Auch die Anzahl Suchterkrankter lässt sich schwer beziffern, da auch da die meisten keine Hilfe aufsuchen. Grundsätzlich geht man davon aus, dass jedes Jahr ca. 28 % der Bevölkerung von irgendeiner Form einer psychischen Störung betroffen ist.
Es wird also tendenziell eher bagatellisiert statt aufgebauscht. "Stell Dich nicht so an", "Reiss Dich mal zusammen", "ist doch nicht so schlimm" steigender Schmerzmittelkonsum und immer wieder völlig überraschte Angehörige bei Suizid.
Man selbst lässt sich doch nicht für "verrückt" erklären und natürlich ist in der Familie auch alles gesund. Derjenige ist dann einfach faul oder wird vom Fernsehen negativ beeinflusst...
Das ist aber genau der Punkt, wo die von @******nor erwähnte defizitäre Beziehung in eine destruktive kippt. Das bedeutet, auch der wohlwollend unterstützende, beschönigende, nicht wahr habende Partner wird in Mitleidenschaft gezogen und es besteht eine sehr große Wahrscheinlichkeit, dass er selbst erkrankt. Ebenso werden natürlich Kinder in Mitleidenschaft gezogen. Ich selbst fordere ganz hart bei einem Kind, das mir vorgestellt wird, dass auch die Eltern arbeiten.
Ich finde es unverantwortlich, Kinder mit Psychopharmaka vollzudröhnen, ohne sicherzustellen, dass sie nicht am Ende doch die Pathologie der Eltern zum Ausdruck bringen, selbst aber gar nicht erkrankt sind. Kinder sind noch nicht so gut gefiltert wie Erwachsene. Die nehmen Nuancen von Stimmungen auf und wandeln diese um. Finden also die Eltern keinen Ausdruck für ihre Themen, das Kind findet sie und wird verhaltensauffällig. Es sei denn, es ist besonders brav - dann ist es natürlich nicht auffällig, sondern süß ... (Ironie).
Ich finde es daher ratsam ein Bewusstsein für das eigene Selbst zu haben, sich regelmäßig zu reflektieren und zu prüfen "bewegt sich mein Verhalten noch in einem Bereich einer üblichen Stimmung, oder handle ich bereits selbst- und fremdschädigend"?
Das ist natürlich außerhalb der Komfortzone, so dass das gerade von denen, die es nötig hätten, nicht angestrebt wird.
Um das schöne Thema Sexualität aufzugreifen, dass nun einmal sehr präsent die Stimmung zwischen einem Paar aufzeigt, weil Sexualität so unmittelbar und körperlich ist.
Wenn ich meinem Mann Sexualität verweigere, dann weiß ich das in der Regel. Das ist kein Geheimnis. Wenn ich meinem Mann Gespräche verweigere, dann weiß ich das in der Regel, das ist kein Geheimnis. Wenn mein Mann versucht an mich seine Wünsche zu adressieren und ich höre ihm nicht zu, dann weiß ich das, das ist kein Geheimnis. Wenn mir meine eigene Bequemlichkeit davon auszugehen, was für mich stimmt, muss für ihn auch stimmen, er soll sich halt nicht so anstellen, wichtiger ist, als meinem eigenen Partner zuzuhören, ein Interesse für ihn aufzubringen. Dann weiß ich auch das und auch das ist kein Geheimnis.
Defizitäre Paare können in der Regel miteinander wachsen. Defizite anerkennen und etwas dagegen unternehmen ist noch einigermaßen leicht.
Destruktive Muster (AN)erkennen ist da schon ein anderes Thema, insbesondere dann BEIDE dazu zu bringen, aufrichtig daran arbeiten zu wollen. Natürlich geht auch das und auch ein solches Paar kann miteinander daraus erwachsen. ABER es müssen BEIDE WOLLEN. Will nur einer und der andere partout nicht, dann ist die einzige Möglichkeit, dem zu entwachsen auch tatsächlich zu gehen.
Nicht mit sich und seiner Situation im Reinen zu sein holt einen immer irgendwie ein. Wer mental maximal gut verdrängen kann, dessen Körper findet halt Ausdruck. Und/Oder die Familie wie z. Bsp. das "undankbare drogenabhängige Kind", dass es doch so gut hatte bei seinen Eltern. Die ihm doch so viel geboten haben (materiell) und emotional vielleicht viel Abwertung, was aber niemand im außen gesehen hat...
Menschen wirken nun einmal aufeinander. Es ist gut achtsam zu sein, wie man selbst auf andere einwirkt - ebenso wie eine Klarheit zu haben, wann andere auf einen selbst einwirken und zu lernen, sich abzugrenzen gegen das, was einem nicht gut tut.
Dazu muss man über sich selbst nachdenken wollen und die Ausgangsfrage ist eine sehr sehr gute dazu.