Bei mir geht es eigentlich schon damit los, dass ich meine Devotion an sich nicht als "selbstlos" wahrnehme. Selbstlosigkeit bedeutet für mich, ein Gut zur Verfügung zu stellen, ohne dafür irgendetwas zurückzubekommen (also wirklich gar nichts - nichts materielles, nichts emotionales). Das bedeutet auch, dass man nicht erwartet, glücklich zu sein oder Spaß zu haben. Man zieht keinerlei Vorteile aus diesem "Tauschhandel", man schenkt nur (vielleicht sogar "pflichtbewusst") und erwartet nicht einmal, dass es einen befriedigt.
Dabei denke ich aber, dass man devot ist, sich hingibt und hintenanstellt, WEIL einen das befriedigt.
Wenn ich mich hingebe, bekomme ich etwas zurück, denn es dient der Befriedigung meines Bedürfnisses. Ich gebe mich hin, ich unterwerfe mich, ich befriedige primär jemandes Bedürfnisse, weil das
meinem Bedürfnis entspricht und ich damit sehr glücklich bin.
Ich würde nicht soweit gehen, dass ich immer vollauf zufrieden sein muss. Aber ich möchte insgesamt glücklich in der Beziehung sein und etwas davon haben. Bin ich dauerhaft (!) unzufrieden, wird es Zeit, ernsthaft miteinander zu sprechen.
Wenn meine Devotion mir insgesamt kein Glück mehr beschert, wenn ich keinen Spaß mehr dabei habe und alles nur noch lästige Pflicht ist, möchte ich in dieser Form nicht weitermachen. Ich halte es nicht für meine Pflicht, unglücklich zu sein.
Mal unzufrieden zu sein halte ich nicht für tragisch. Es gab in meiner D/s-Beziehung immer wieder Momente, mit denen ich nicht zufrieden war. Immer wieder auch Dinge, die ich an sich nicht gern gemacht habe, aber es hat mich im Nachhinein halt gefreut, weil ER glücklich war und mir das auch gezeigt hat.
Ich für mich halte es allerdings für falsch, grundsätzlich keine Ansprüche zu stellen (nicht zu verwechseln mit fordern - das tue ich nicht). Ich stelle den grundlegenden Anspruch, dass ich in der Beziehung glücklich sein will, dass ich mein Bedürfnis genauso ausleben kann, wie mein Partner. Dazu gehören ein paar Kleinigkeiten, wie entgegengebrachte Wertschätzung (wie diese ausfällt, bleibt ihn überlassen) und dass ich mich vertrauensvoll an ihn wenden kann, er mich also ernst nimmt.
Also ich stelle meine Bedüfnisse nicht in diesem Sinne hintenan. Es kommt wohl darauf an, ob man von grundlegenden oder unmittelbaren Bedürfnissen spricht. Meine grundlegenden Bedürfnisse (glücklich sein, wertgeschätzt werden, vertrauen, ernstgenommen werden, etc) sind mir sehr wichtig und die behalte ich auch im Auge. Die grundlegenden Bedürfnisse von ihm und mir halte ich für gleich wichtig. Beide wollen Bedürfnisse befriedigen und glücklich sein mit dem, was sie da tun.
Meine unmittelbaren Bedürfnisse (zum Beispiel Praktiken, Rituale, oder auch Alltagsbedürfnisse) stelle ich aber hinten an. Hier geht es mir in erster Linie um meinen Partner und das seine Bedürfnisse befriedigt werden. Sein Glück ist hier auch mein Glück.
Diese Form der Selbstlosigkeit würde für mich enden, wenn es mich und/oder ihn nicht mehr glücklich macht und das grundlegend, nicht vorübergehend.