Was für mich sehr viel weniger okay ist, ist die noch immer verbreitete Idee übergriffig zu sein wäre okay.
Das beginnt schon in der Annahme, dass jemand bei der Eheschließung seine Selbstbestimmung und Eigenverantwortung abgibt oder am besten gleich seine individuelle Persönlichkeit und hört nicht auf bei der Idee, Verantwortlichkeiten zu verschieben.
Menschen gehören einander nicht. Entsprechend kann ich niemanden etwas wegnehmen.
Ja in der Ehe werden gemachte Versprechen gebrochen. Ich habe nicht eines davon gegeben.
Als potentielle Geliebte soll ich also nicht leben, was ohnehin im Raum steht und was auch nicht weniger wahr wird, wenn es nicht gelebt wird, damit er keine Gelegenheit hat?
DAS aber würde bedeuten, dass ich den Mann gar nicht für voll nehme. Denn das bedeutet es, wenn ich mich berufen fühle für einen anderen Menschen eine Entscheidung zu treffen.
Ich habe meine Beziehung zu ihm, nicht zu ihr. Ich bin ihm ein loyaler Freund. Ich respektiere seine Entscheidungen, und mache ihn nicht durch übergriffiges Entscheiden über seinen Kopf hinweg zu einem unmündigen Kind.
Es gibt nichts anzuerkennen. Es gibt diese Mitverantwortung nicht.
Es gibt auch keine Mitschuld, weil es keine Schuld gibt.
Diese Ideen entstehen nur dann, wenn ich entmündige und Verantwortungen verschiebe.
Das kann mir niemand als richtig verkaufen.
Ich ziehe nicht um die Häuser, um irgendwelchen fremden Frauen einen luftleeren Männerkörper zu stehlen.
Ich verhandle auch kein Geschäft.
Ich bin auch keine verkannte Prinzessin, die auf ihren Retter wartet.
Ich bin eine Frau, die die vorhandene, erwiderte Zuneigung zu einem mündigen, fühlenden, Mann lebt.
Nicht mehr und nicht weniger.
Das funktioniert hervorragend, wenn es keine Unordnung gibt und es kippt wenn genau diese Ordnung nicht mehr gegeben ist.
Dann kann es dennoch eine gute Erfahrung gewesen sein, an der beide wachsen können.
Die Herausforderung an eine Geliebte ist meiner Erfahrung nach hoch. Sie muss für sich die Balance finden aus sich fallen lassen, aber nicht sich verlieren. Denn wenn sie sich verliert, wird niemand da sein, der ihr hilft, sich wieder aufzustellen.
Ich habe keine Illusion einer tragenden Beziehung. Ich weiß, dass man einander in einer Affaire viel geben kann. Ich weiß ebenso, dass ich, wenn es drauf ankommt, ich dennoch alleine bin.
Man sollte sich da nichts vormachen. Das gilt aber wohl bei allem im Leben.
Wenn man klar und geordnet ist, kann man das tun, was ich leben nenne.
Ich möchte leben was ist. Das empfinde ich als Realität.
Das nicht zu tun, wegen dem was nicht ist, ist für mich Irrsinn. Wieso soll etwas, was gar nicht ist, mein Leben bestimmen?