Ich vermute, das Unwohlsein beim Hören der Ex-Geschichten offenbart mal wieder eine Diskrepanz zwischen rationalem und emotionalem Bewußtsein.
Rational weiß ich, daß meine Partnerin
natürlich schon Beziehungen vor mir geführt hat. Und wenn sie ganz prosaisch von Dingen erzählt, auch sexueller Natur, die ihr gefallen haben, dann ist das eigentlich eine wertvolle Information, die mir hilft, sie besser zu verstehen und vielleicht auch gezielter auf sie einzugehen.
Emotional ist es aber manchmal sehr schwierig, in solche Aussagen keine Verlustängste oder negative Gedanken hineinzuinterpretieren "Sehnt sie sich nach ihm zurück?", "Kann ich ihr nicht geben, was ein anderer ihr gab?", "War er ganz allgemein oder in einem spezifischen Punkt besser als ich?", blah blah blah...
Das Gehirn ist ziemlich gut darin, die eigene Unsicherheit in die Aussagen der Mitmenschen zu projizieren. Ich bemerke es immer wieder bei mir selbst. Daß ich mir dessen bewußt bin, macht es nur zum Teil leichter. Spannend ist dabei, was genau mich am stärksten triggert. Daß ihr einer Ex, mit dem sie 10 Jahre zusammen war, seit dem Ende der Beziehung ihr bester Freund ist, mit dem sie über alles redet, ist für mich zum Beispiel ok. Wenn sie dagegen von sexuellen Praktiken berichtet, auf die sie steht und die sie mit anderen auslebte, aber mit mir komischerweise nicht, fährt mein Gedankenkarussell schon ganz gern ein paar Extrarunden.
Ein Patentrezept gibt es wie so oft leider nicht. Aus meiner Perspektive ist Reden immer besser als Nichtreden und Wissen immer besser als Nichtwissen, auch wenn es manchmal wehtut. YMMV