Glaubt man den neuesten Umfragen (deckt sich auch mit meinen Beobachtungen) dann entscheidet sich gerade die jüngere Generation wieder bewusst und verstärkt für ein "normales" monogames Beziehungskonstrukt.
Kommt darauf an, wen man fragt. Junge Amerikaner, die religiösen Vorstellungen anhängen, oder deutsche junge Studenten, die es total toll finden, sich nicht an einen einzelnen Menschen lebenslang binden zu müssen.
Mit großem Interesse habe ich einige Monate die Themen auf einer Studentenapp verfolgt und kann sagen: wirklich bindungsunwillig sind vor allem, aber nicht nur, die jungen Männer dort. Deshalb wollen die nicht unbedingt polyamor leben, aber links und rechts naschen, also eine offene Beziehung, das ist für sehr viele vorstellbar.
Bindungswilliger im Sinne von Monogamie sind jene junge Frauen, die eine eigene Familie gründen wollen. Da wird durchaus darüber geklagt, dass es den jungen Männern meist nur um freies Vögeln ohne Verpflichtung geht. Für viele von ihnen, so glauben sie, ist mit der Beziehung zu einer Frau das schöne freie Leben vorbei.
Viele bindungswillige junge Frauen in vermeintlich monogamen Beziehungen beklagen Fremdvögelei und sind zumindest sehr argwöhnisch, was die Freizeitaktivitäten des Freundes angeht. Jubge Männer in Beziehung klagen über zu wenig Sex und zu normativen Sex.
Es spaltet sich tatsächlich in erzkonservativ und offener Beziehungstyp. Wobei mir die Erzkonservativen mehr in Not zu sein scheinen. Wahrscheinlich, weil sie sehr genau wissen, dass man niemanden in ein Beziehungsgefängnis einsperren kann.
Sehr spannend finde ich die Probleme, die sexueller Natur sind. Da sieht es mit 20 nicht anders aus als mit 40 oder 50. Männer beklagen, daas die Frauen nicht alles mitmachen, viele Fragen drehen sich um Sexualpraktiken wie Anal, Dreier, Deepthroat und harten, kurzen Sex. Frauen, die nicht mitmachen wollen, befürchten, dass er sich das woanders holt oder stellen Sex ganz ein.
Offensichtlich sind die Probleme der älteren Generation hier im Joy ziemlich identisch mit denen der Generation 20.
Der Unterschied ist, dass junge Frauen deutlich selbstbewusster sind als zu meiner Zeit. Bei den jungen Männern sehe ich es anders, die könnten locker 30 Jahre zurück gebeamt werden, man würde in der Einstellung kaum Unterschiede bemerken.
Mein Eindruck ist, wir leben zwar in einer Gesellschaft, wo bei weitem nicht mehr so strikte Vorgaben bestehen, wie Beziehungen zu führen sind, aber an der offenen Kommunikation zwischen Mann und Frau hakt es weiterhin. Da hat sich irgendwie nix getan.
Für mich hat es weniger mit Vertrauen zu tun, sondern mangelnder Aufrichtigkeit. Einerseits wollen besonders junge Männer sich austoben, gestehen das aber Frauen nach wie vor nicht zu. Wenn, suchen sie sich eine möglichst unerfahrene Frau, mit der sie sich sexuell nicht ausleben können, weil sexuelles Desinteresse an Pornosex bedeutet, dass es das in der Beziehung nicht geben wird. Die jungen Frauen suchen sich einen bindungswilligen Mann, prüfen aber nicht seine grundlegende Einstellung zu Beziehung und Sex.
Am Ende kommt dabei raus, was seot wahrscheinlich tausenden Jahren passiert: unglückliche Beziehungen, Fremdgeherei, Trennungen, viele Jahre große Unzufriedenheit.
Es ist also wurscht, was Menschen propagieren, wo sie bei Umfragen die Antworten geben, die "richtig und anständig" ist, sondern ob sie ehrlich sich selbst und dem Partner gegenüber sind.
Solange sexuelle Treue und Monogamie als "richtige Antwort" gelten, wie können Menschen da aufrichtig sein? Dasselbe gilt für sexuelle Wünsche.
Sie