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und schön das dein Mann so lustvoll ist... genieß es einfach
Ich finde nicht, dass ich das genießen muss.
Es gibt Menschen, die auf dem Argument der angeblichen "Ehrlichkeit" völlig empathielose Trampeltiere werden können. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis auch so einen Pappenheimer, der sich unbedingt mitteilen muss, selbst wenn er mit seinen Worten andere runterzieht und ihnen den Spaß vermiest. Fragt man ihn, warum er es für nötig gehalten, hat, sich überhaupt überflüssigerweise mitzuteilen, kommt er mit "Ehrlichkeit".
Wenn ich zum Beispiel mit irgendetwas Spaß habe, muss er zB. unbedingt sagen, wie wenig ihn das interessiert. Er ist nicht in der Lage, sich für andere mitzufreuen oder sich emotional in andere hineinzuversetzen. Weil er doch so ehrlich sein und immer sagen will, was er denkt, muss dieses Gesagte dann auch schonungslos sein.
Und da hört's für mich halt dann auch irgendwann auf. Man muss nicht alles sagen, finde ich. Ist es nicht wichtig und würde jemand anderen nur verletzen, kann man auch einfach empathisch den Mund halten, oder zumindest seine Worte diplomatisch wählen.
Wenn meine beste Freundin mir das 500ste Katzenbild von ihren neuen Kater schickt, rolle ich auch nicht genervt mit den Augen und antworte auf ihr "Wie findest du das?" mit "Total langweilig und nervig", sondern gebrauche meine Empathie und antworte mit "Süß". Was würde es mir bringen, ihr zu sagen, dass ich ihren Kater gar nicht so spannend finde? Nichts wäre damit gewonnen, ich würde sie nur verletzen.
Es gibt Dinge, die ich meinen Freund nicht erzähle, weil sie für unsere Beziehung nicht relevant sind und ihn vielleicht verletzen würden. Würde er mich danach fragen, würde ich sagen, dass ich darüber nicht sprechen möchte. Ich würde nicht lügen, aber ich will auch nicht über ALLES mit ihm reden. Manche Dinge gehören eben nur mir und die mache ich mit mir selbst aus.
Alles, was unsere Beziehung unmittelbar betrifft, spreche ich zum passenden Zeitpunkt an und antworte auch ehrlich, wenn ich gefragt werde. Aber dieses "man muss sich alles erzählen" halte ich für utopisch. Im sozialen Gefüge ist es nunmal auch wichtig, dass man kalkuliert, was man sagt, wann man es sagt und wie man es sagt. Und es gibt Momente oder Dinge, da behält man etwas lieber für sich. Ich bin da durchaus jemand, der da auch nach einem Kosten-Nutzen-Modell kalkuliert und danach, wie wichtig mir ein Thema wirklich ist, oder wie relevant es für die Beziehung oder meinen Gegenüber ist.
Mein Freund wollte zum Beispiel einige Zeit lang immer wissen, was genau ich mit anderen Männern mache. Und weil das zu sehr unschönem Verhalten seinerseits geführt hat und unsere Beziehung stark belastete, habe ich mich dazu entschieden, das nicht mehr zu sagen. Seitdem läuft alles viel entspannter und auch er hat eingesehen, dass man manche Dinge einfach gar nicht wirklich wissen will und es sich leichter lebt, wenn man nicht alles unter die Nase gerieben bekommt.
Andere handhaben es so, dass sie sich auf Nachfrage wirklich alles erzählen. Ist ja auch legitim, wenn einem das so wichtig ist. Man muss halt dann auch damit zurechtkommen, Dinge zu hören, die man nicht hören wollte und die Konsequenzen daraus zu tragen. Mir persönlich ist eine "Wir erzählen uns alles"-Einstellung ein wenig zu stressig.
Wir erzählen uns, was wir für wichtig erachten, für uns selbst, für den anderen, für die Beziehung. Das ist vieles. Aber eben nicht immer alles.