Zum Thema Schuld...
ein oftmals religiöses Dilemma:
Zunächst einmal aus dem Christentum betrachtet ...
es gab (so sagt es uns der christliche Glaube, übrigens auch der Muslime) Jesus Christus,
er der Sohn von Gott (so glauben Christen) wurde aus einem EINZIGEN Grund von Gott auf die Erde gesandt,
um die Menschen (welche glauben mögen), von ihrer SCHULD zu befreien.
Dafür musste er seinen Leidensweg durchlaufen, bis hin zur Kreuzigung, die er voller Stolz und Würde auf sich nahm, um die SCHULD der Menschen auf sich zu nehmen!
Ergo... wenn ich mich also zum Christentum bekenne, bin ich FREI von Schuld,
was mich jedoch keineswegs von VERANTWORTUNG befreit!
In der katholischen Kirche entwickelte sich dann etwas, dass die MACHT in der Verantwortungsübernahme für andere widerspiegelte, bis hin zu den Ablassgesetzen im späten Mittelalter (ungezählt die vielen Hinrichtungen und Tötungen von Menschen, im Namen der Kirche, dort wurden auch viele Qualen entwickelt, die heute noch von Menschen mit sadistischer Neigung praktiziert werden mögen).
Dann gab es Martin Luther, dessen wesentliche Aufgabe darin bestand, die Menschen daran zu erinnern, was der eigentliche Sinn des Glaubens sei, er nagelte seine Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg... auch darin ging es darum, Verantwortung eigenverantwortlich zu übernehmen und zu tragen.
In unserer Zeit erlebe ich nun stets wieder, dass viele Menschen nach einer Schuld (oftmals beim anderen, aber auch bei sich selber) fragen, anstatt Verantwortung für sich selber und ihr Umfeld zu übernehmen.
Religion (Kirche), Sozialisation (Erziehung und Prägung) und unser Umfeld (Gesellschaft mit ihren Normwerten, Vorstellung von Moral und 'gesetzlichen' Regeln) prägen unser Verhalten, unser Denken, unser Dasein, dies ist inzwischen auf vielen wissenschaftlichen Ebenen nachgewiesen, dass wir unser bewusstes und auch unbewusstes Verhalten aus einer Prägung in den ersten 7-10 Lebensjahren gewinnen.
Wenn ich mir also als Top oder bottom auf diese Weise bewusst werde, dann erübrigt sich für mich der Gedanke einer Marien-Vorstellung - dann bewege ich mich in meiner Lust auf einem Gebiet, in dem es um Verantwortung geht: Verantwortung für mich selbst, ebenso wie um Verantwortung für meinen Partner.
Vieles von dem, was mir Lust bereitet, worin ich Glücksgefühl oder gar "Erfüllung" empfinde, welches ich mit meinem Partner erleben möchte, bedarf dann einzig und alleine dem Bewusstsein darin, mir selber und ihm ein Geschenk zu unterbreiten, welches genau diese Gefühle entfacht.
Darin mag jeder anders sein, andere Ansichten haben und anders empfinden,
jeder hat seinen eigenen Weg, diese Gefühle erleben zu mögen.
Jeder "tickt" da anders, selbst der Partner empfindet die selbe Situation anders, eben auf seine Weise, die meine Weise ergänzen mag, wenn es passt.
Das Marien-Dilemma erlebe ich auf so vielen anderen Ebenen des Alltags.
Die Sichtweise von Frauen, über Frauen, mit Frauen, die allesamt als "Töchter Eva's" (so auch Maria) bezeichnet werden.
Stets wieder geht es um MACHT, einer Übernahme von Verantwortung für jemand anderen, kaum aber für sich selbst.
Entscheidungen kann ich einzig in dem Moment, in dem sie anstehen, für MICH SELBST treffen (sicherlich können diese auch gemeinsam getroffen sein, doch mein Beitrag zu einer gemeinsamen Entscheidung setzt wohl auch eine Entscheidung für mich selbst voraus). Wie ich dabei meinen Partner sehen und erleben kann, wie ein Miteinander empfunden wird, all dieses spielt in eine solche Entscheidung mit hinein.
BDSM ist erst in den letzten 10 Jahren wirklich "salonfähig" (so dass die Öffentlichkeit sich mit diesem Thema überhaupt erst beschäftigen mag) geworden, vielleicht hängt dies auch mit der Entwicklung unseres bewussten Daseins zusammen?
Vielleicht geht es dabei auch und gerade um eine Befreiung von SCHULD?
Vielleicht anerkennen Menschen, die sich bewusst für ihre Gefühle entscheiden, im BDSM intensiver, welche Verantwortung sie für einander tragen?
FREIHEIT in dem, was ich wirklich und wahrhaftig tun mag, was mir und meinem Partner GLÜCK schenken möchte, erscheint mir ein wesentlicher Bestandteil im Miteinander, nicht nur in Situationen, in denen BDSM erlebt werden möchte, sondern auch im Alltag, im Miteinander mit Menschen. Dazu gehören Achtsamkeit, Vertrauen und Respekt, auf beiden Seiten, eben als Top genauso, wie als bottom.
FREIHEIT eben auch in der Übernahme von VERANTWORTUNG für mich selbst! Diese trage ich auch als bottom. Eine offene Kommunikation erscheint mir dafür wesentlich.
Nur Gedanken...
einer KatastrofenFee