Da es nicht gerade unbeliebt ist vermeintlich unmoralisches über andere in
die Welt zu setzten lastet ein gewisser gesellschaftlicher Druck auf allen.
Was mögen die anderen denken, wenn wir dieses oder jenes tun?
Was wenn das die Runde macht, wie stehe ich denn dann da?
Werden die über mich lachen oder die Nase rümpfen, wer nimmt mich dann noch ernst?
Das betrifft nicht nur unsere Sexualität sondern viele Bereiche unseres Lebens.
Wir alle sind dem ausgesetzt und betreiben seit Kindertagen Schadensbegrenzung
indem wir uns möglichst wenig "schuldig" machen, um dazugehören zu können und geachtet zu werden.
Als jüngster Sohn war ich Vorreiter in unserer streng katholischen Familie wenn
es darum ging Tabus zu brechen, zur Freude meiner Brüder. Der erste Schritt war
getan und nun war es leicht dazu zu gehören, nicht selbst den ersten Schritt machen
zu müssen.
Es muss immer einen Schuldigen geben, oder einen Vorreiter, das steckt so in uns drin.
Mehr als einmal habe ich von einer Partnerin gehört daß ich viel Freiheit schenke,
eben dadurch daß ich führe und verführe, sie aus den Zwängen ihrer Scham befreie.
Ob Sie mich als Schuldigen betrachtet haben, mag sein. Ich habe auch kein Problem damit der Schuldige zu sein, oder ihr Verhalten zu rechtfertigen wenn das nötig ist.
Abgesehen davon bin ja nicht ich derjenige der gefesselt wird, an den Pranger oder an das Kreuz muss.
Da kaum jemand in sexueller Hinsicht neue Wege beschreitet ohne Schamgrenzen zu überschreiten ist eben häufig der dominante und antreibende Partner der Auslöser dafür, der Schuldige oder Verantwortliche wenn man so will. Hängt aber auch davon ab wer von beiden schon mehr erlebt hat und bei wem die Schamgrenze niedriger ist.
Erlösung und Befreiung findet dann im Inneren der Beziehung statt weil sich beide einig sind, die Schamgrenze und/oder Schuldgefühle verschieben sich weiter nach außen, je nachdem ob andere involviert sind oder nicht. Und weil sie sich nur verschieben löst sich da auch nichts absolut auf.