„Ich wäre dazu erst mal auf deine Ausführungen gespannt und auf deine Ausgangsthesen, warum dies alles in Frage stellst
Ok, dann führ ich mal aus.
Es liegt aus verschiedenen Gründen nahe, Monogamie als natürlich gegeben anzunehmen.
Obwohl die Mehrzahl der Kulturen auf dem Planeten Polygynie erlaubt, haben nur 5-10 % der Männer weltweit tatsächlich mehrere Ehefrauen. Der Anteil der Kulturen, die Polyandrie erlaubt ist übrigens bei 0,5 %. [Helen Fisher, "Anatomy of Love", 2016]
Vermutlich liegt der Grund dafür in den häufigen Streitigkeiten der Nebenpartner. Zum Thema "Daten von vergebenen Männern" wies hier im Forum eine Userin darauf hin, dass Eiffersucht in der Partnerschaft weiterhin auf Rang 1 der Motive für Mord und Totschlag ist.
Aber:
Es gibt bekanntlich genügend Menschen, die mehrere Sexualpartner im gleichen Zeitraum haben und damit glücklich sind - ohne jemandem zu schaden.
Und:
Die wirtschaftliche Situation ist heute für viele Frauen besser. Sie müssen aus diesem Grund keine Ehe mehr eingehen oder können sich leichter trennen.
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was ist für dich "Aufweichung der strengen Monogamie in unserer Gesellschaft"
und warum sollte sie notwendig sein? Ich denke, dass kann doch jede/r für sich selber entscheiden.
Freie Wahl - das denke ich auch!
Nicht zwingend notwendig, aber vielleicht hilfreich für einige Menschen, ein glücklicheres Leben zu führen. Viele finden ein Leben lang keinen Weg zu einer erfüllenden Sexualität und sich ganz hinzugeben.
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Ist die Freie Liebe daher nur etwas für große Seelen?
wie willst du das denn definieren? und wo stehst du dann?
Inzwischen hat Tatjana_DA schon angemerkt, dass der Begriff "Freie Liebe" durch die 68er besetzt ist (meint: ohne Beziehung) und in der Eingangsfrage nicht klar genug formuliert wurde. Ich meinte damit: Paarbeziehung und weitere Sexualpartner und das für alle offen und einvernehmlich.
Mit großen Seelen meine ich:
Große persönliche Reife und andererseits eine sehr vertrauensvolle Bindung der Partner in der Paarbeziehung zueinander.
Und wo stehe ich dann?
Weiß ich noch nicht sicher. Aus diesem Grund habe ich das Thema gestartet.
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Natürlich ist die sexuelle Revolution vom Ende der 60er Jahre NICHT gescheitert.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
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Was aber jetzt Swinger-Clubs mit der freien Liebe der Hippies zu tun haben sollen, erschließt sich mir nicht ganz. Glaubst du, so ein richtiger Hippie würde in einen Swinger-Club rein gelassen werden?
Find ich gut, dass du das so differenziert betrachtest. Mir war es als Beispiel zur Abkehr von der strikten Monogamie gut genug.
Wenn die sich mal waschen und ausziehen: Warum nicht?
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Die Menschen unterwerfen sich freiwillig Kleiderordungen, heiraten freiwillig, begeben sich also freiwillig ins Ehe-Korsett, geben ihre Freiheit auf.
Ja, unsere Gesellschaft ist durch und durch spießig. Die Hippies und wir, die Nachfolge-Generation, haben versucht, diese unnützen, gesellschaftlichen Korsetts zu sprengen.
Das war richtig, wurde aber vom Großteil der Gesellschaft verweigert. Das heißt, nicht die Hippies und ihre freie Liebe haben versagt, sondern die etablierte Gesellschaft hat versagt.
Und versagt noch heute, wenn es um tatsächlich freie Liebe geht.
Die meisten Menschen wollen nicht isoliert und einsam sein, also passen sie sich an und verhalten sich konform. Menschen, die das Risiko eingehen, sich unkonform zu verhalten, brauchen viel Mut und einen für sich überzeugenden Gegenentwurf zur Norm. Ich verstehe das eine und bewundere das andere.
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Dass dann in den 80er Jahren 75% des Volkes wieder in die Eiche-rustikal-Spießigkeit zurück gefallen ist, dafür kann ich nix und dafür können auch die Hippies nix.
Was ist aus deiner Sicht in den 80ern passiert?