„
Worin spürt ihr die Führung und wisst genau, ihr werdet geführt und nicht umgekehrt?
In meinem Willen, mich zu beugen.
Ganz ehrlich, diese ständige Panik, Dom könnte zum Dienstleister/Wunscherfüller verkommen, wenn er Sub mal was Gutes tut, wenn er etwas Erwartbares tut oder wenn er tut, wonach Sub sich sehnt, geht mir mittlerweile mächtig auf den Zeiger. Am schlimmsten finde ich es, wenn Dom aus purer Angst, er könnte auch mal Wünsche erfüllen, aus Prinzip keine Zugeständnisse macht, wenn er vor lauter Selbstzweifel und Prinzipienreiterei zum Despoten verkommt, um Sub "spüren" zu lassen, dass sie ihm zuwillen zu sein hat.
Ich
LIEBE es, ihm Wünsche zu erfüllen. Und ich liebe es, wenn er sich nicht zu schade dazu ist, das auch hin und wieder umgekehrt zu tun. Wenn er keine Angst hat, deswegen seine Autorität zu verlieren. Ich setze es nicht voraus, aber ich liebe es, wenn er das tut, weil er davon überzeugt ist, ohne sich hinterher fast schon schuldbewusst auf den Nägeln herumzukauen und sich panisch zu fragen, ob er jetzt für einen Augenblick ein Wunscherfüller war, weil das ja niemals nicht sein darf.
Ich sehe Führung dort, wo alles in mir danach schreit, ihm folgen zu wollen. Ich sehe es nicht an einer bestimmten Handlung, ich sehe es auch nicht darin, dass das Verschieben von Grenzen zum Must-Have verkommt, ich sehe es nicht an einer speziellen Praktik und ich sehe es auch nicht an einem Machtverhältnis, dessen Waage sich zu einer Seite immerzu vollständig nach unten biegen muss.
Ich spüre Führung, wenn ich nicht anders kann, als mich zu beugen. Und dabei nicht nur unendlich glücklich bin, sondern auch vertrauensvoll und zuversichtlich. Wenn ICH spüre, dass mein Körper und Verstand ihm wie selbstverständlich folgen wollen und ich dabei in mir selbst ankomme.
Ich brauche dazu keine Befehle. Ich brauche dazu keine submissive Haltung, kein knien. Ich brauche dazu weder Härte, noch Erniedrigung, noch brauche ich das Grenzwandeln. Führung ist etwas, das ich in mir spüre, wie ein Drang, dem ich nicht widerstehen kann. Ich spüre dabei gleichzeitig sehr viel Bewunderung, ich schmachte und liebe und brenne vor Verlangen nach ihm.
Ich spürte Führung immer dann am heftigsten, wenn er gar nichts gemacht hat, ich ihn aber unentwegt beobachtet habe, weil mein Wunsch so groß war, ihm zu folgen, bei was immer er auch tut. Wenn ich gemerkt habe, dass mein ganzes Sein in diesem Augenblick auf ihn gerichtet war, ich mich an ihm orientiert habe, versuchte, vorausschauend in seinem Interesse zu handeln. Wenn meine Bewegungen und meine Worte kalkulierter wurden und nur dafür da waren, es ihm leichter zu machen. Wenn ich mich für ihn angestrengt habe, ganz von allein, ohne dass er etwas hätte sagen oder tun müssen.
Es gab auch Momente, in denen ich diese Führung weniger gespürt habe, immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass er sich emotional distanziert, wenn das Geschehene mechanisch und von ihm ohne Leidenschaft durchgesetzt wurde. Wenn er vom Kopf her woanders war. Wenn er nicht getan hat, was er wollte, sondern was er glaubte, tun zu müssen. Wenn die Authentizität fehlte.
Mittlerweile mag ich mich von diesem Konstrukt der Panik um die Dienstleistung mehr und mehr distanzieren, weil ich sie für geradezu hysterisch halte. Wenn ich mit jemandem eine D/s-Beziehung eingehe, dann weil wir beide etwas bestimmtes voneinander wollen. Und beide befriedigen wir Bedürfnisse aneinander. Ich will nicht von jemandem geführt werden, der nur tut, was er glaubt, tun zu müssen, aber nicht tut, was ihn wahrhaftig befriedigt, nur weil er sich Sorgen darum macht, ob ein "echter Dom" die Wünsche seiner Sub erfüllen darf.
Die Frage sollte für ihn nicht lauten, ob "man" das tut, sondern ob
er das tun
will.