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...ich denke, Menschen in einer, wenn auch nicht funktionierenden, Beziehung lebend, sind nicht unbedingt die Zielgruppe dieser "Kuschel-Workshops". Die Klientel sind eher völlig einsame Menschen, welche hier die Möglichkeit finden, durch Körperkontakt ihre seelischen Bedürfnisse nach Nähe zumindest temporär zu stillen....
Jetzt aber, vielleicht mal hin gehen und nicht wild spekulieren? (geht nicht gegen dich , aber dieser Tenor "das ist nur was für einsame Menschen" ist in deinem Post am besten zusammen gefasst).
Ich bekenne mich als Frau, die sogar mit 2 kuschelwütigen Männern zusammen ist, dazu, dass ich trotzdem gerne auch mal auf Kuschelpartys gehe, sofern sie nicht zu groß werden (meine persönliche Grenze liegt bei ca. 25, mehr überfordert mich).
Klar, dort trifft man auch einsame Menschen. Dort trifft man aber auch einfach Menschen, die gerne Körperkontakt haben, unabhängig davon, ob sie in romatischen Beziehungen leben, einen kuscheligen Freundeskreis haben oder nichts davon.
Ich gebe zu, zu Beginn war ich auch skeptisch. Der Gedanke, mich von fremden Menschen berühren zu lassen, gruselte mich doch eher, zumal ich die Erfahrung eines für mich sehr schief gegangenen Tantra-Wochendende habe. Und noch dazu hatte ich auch jahrelang Kuscheln für etwas gehalten, was man halt nur mit Menschen macht, mit denen man auch Sex hat (wenn auch nicht unbedingt, um Sex zu haben).
Wie hier aber schon mehrfach beschrieben, wird man im 1. Teil einer Kuschelparty aber langsam ans Kuscheln herangeführt, mit wunderschönen Übungen. Und man übt dabei sowohl "Stopp" zu sagen und auf seine Grenzen zu achten, als auch, seine Wünsche Konkret zu äußern. Man hat bei diesen Übungen auch Zeit, rein zu fühlen, ob ein bestimmte Berührung jetzt ein ja, ein nein oder ein vielleicht (das dann wie ein nein zu behandeln ist) hervorruft. Man fragt, ob und wie man den Mensch gegenüber berühren darf.
Alles Dinge, die eben nicht jeder automatisch macht. Eher im Gegenteil, gibt es doch genug Menschen, die meinen "Fragen" störe die Stimmung.
Wie meinte eine liebe Freundin von mir: "Kuschelparties sind Kommunikationstrainings mit viel Körperkontakt"
Seit ich die ersten Kuschelpartys besucht habe, habe ich nach und nach auch meinen Freundeskreis "verkuschelt" - zum einen, weil ich genau bei den Kuschelpartys neue Menschen kennen gelernt habe, aber auch, weil ich auch in platonischen Beziehungen meine Bedürfnisse besser benennen kann und mich auch einfach getraut habe, sie auszusprechen.
Die Kuschelpartys hatten auch einen Anteil daran, wie sich in den letzten 6 Jahren meine Art zu kommunizieren und mit Menschen umzugehen verändert hat.
Männer, die körperliche Nähe zu anderen Männern nicht zulassen können (und wenn es "nur" in Form einer innig-herzlichen Umarmung wäre), kommen für einen intensiveren Kontakt für mich übrigens nicht in Frage. Wer sich selbst bei absichtslosen Berührungen mit dem eingenen Geschlecht unwohl fühlt, trägt wohl ein eher toxisches Männlichkeitsbild mit sich rum. (männl. Menschen mit Mißbrauchserfahrungen nehme ich hier aus, aber das ist eh ne ganz andere Baustelle).
Raufen ist jetzt nicht so meins. Aber vielleicht finde ich da ja noch irgendwann nen Zugang.