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Da sind wir sogar, auch wenn es nicht so scheint.
Hier geht es um persönliche Ideologien, die tatsächlich bei Öffnungsprozessen nicht unbeteiligt sind. Mir ist es wichtig, das es funktioniert. Das ist meine Prämisse. Wie es funktioniert, ist mir relativ egal. An diesem Punkt ist mir Moral herzlich egal. Nicht egal ist mir Moral, wenn es um Verantwortung geht. Das heißt, das Konsequenzen durch eigene Entscheidungen (übrigens auch durch kollektive Entscheidungen) bewusst angenommen wird. Nur dann funktioniert es.
Beispiel: "persönliche Freiheit" bedeutet oft, das Leben so zu gestalten, wie man will. Also für sich vorteilhaft. Gesamtgesellschaftlich treten dadurch Tendenzen auf, vor denen jeder die augen verschließen will. Systemisch hat dieser persönliche Neoliberalismus dazu geführt, das sich das u.a. Beziehungsempfinden geändert hat. Beziehung wird als Rohstoff für das eigenes Leben gesehen. Es gibt dann "Quartalszahlen" und sind die nicht toll..... Wir verlassen Partner schon aus dem Grund, ein besseres Investment gefunden zu haben. Ein Öffnen der Beziehung ist insofern eine Glückliche Fügung, das so ein gestrickter Mensch dann neues antesten kann ohne das Alte vorher aufgeben zu müssen. Hat er dieses bessere neue gefunden, wird das alte verlassen. Dann gibts diese Argumente wie "Liebe ist gegangen", "wir haben uns auseinandergelebt" und dergleichen mehr. Aber der Impuls, die Motivation zum Verlassen kommt nicht aus der Tatsache, das das Gewesene schlecht geworden ist- sondern das das Neue besser ist. Wohin das führt, wenn wir alle danach trachten nennt man zuweilen Beziehungsdarwinismus. Solange du die Beste Wahl bist, ist dein Partner bei dir. Bist du es nicht mehr, ist er weg. In solchen Konstellationen (wie auch im globalen Zusammenhang) ist der Vorteil immer beim dominanten Part. Er ist am Drücker. Das sehen wir in der Wirtschaft, aber auch in Beziehungen. Öffnet so eine Konstellation die Beziehung ist der dominante Partner der Gewinner. Der nichtdominante Part (oft der mit Gefühlen) gerät in eine Druck- und Angstsituation, weil er sich nun kein Fehler mehr leisten kann. Herauslösen kann er sich nur, wenn er selbst dominantes verhalten annimmt.
Wohin das führt wenn beide nach der Dominanz streben, brauch ich nicht zu sagen. Verniedlicht heißt es in liberalen Kreisen immer "Wettbewerb", aber eigentlich ist es Kampf. Wie in der Wirtschaft sind eigene Interessen dann immer gewichtiger als die Interessen anderer. Wir verlernen Kooperation und alles wird auf die Machtebene gerückt.
Das ist in der Beziehung nicht anders. Wir als Paar sind genau den anderen Weg gegangen. Kooperation, statt eigener Interessen. Interessensausgleich statt Interessenswettbewerb. Meine Frau muss nicht die beste Frau in Reichweite sein. Ich vergleiche sie gar nicht mit anderen Frauen. Das gibt der Beziehung eine Entspanntheit, die wir bis dato nicht kannten. Mein Fokus ist es nicht, durch Austausch oder Hinzufügen von Sexualpartnern "mehr rauszuholen" aus meinem Leben, sondern durch kluges und weises Gestalten der eigenen Beziehung etwas Nachhaltiges und Beständiges zu Erhalten. Und diese Beziehung ist dann auch lebens- und liebensfähig. Meine Beziehung ist das sicherheitsnetz in meinem Leben. Es kostet Möglichkeiten es zu erhalten und zu installieren, aber ohne Sicherheitsnetz, wenn mal was schief geht.......
Den besten Umgang mit Macht haben jene, die auf Macht verzichten können. Das sehe ich in Bezug auf offene Beziehung ähnlich. Die besten offenen Beziehungen sind die, wo beide auch auf eine offene Beziehung verzichten können.
Wer unbedingt nach dieser offenen Beziehung strebt, Gegenargumente mit "moralinsauer" und altbacken sowie "freiheitsberaubend" zu brandmarken sucht, hat mir eigentlich nur eins vermittelt: Seine Interessen sind ihm das Wichtigste (Das ist die Motivation seiner freiheit). Für die Konsequenzen seiner Entscheidungen fühlt er sich nicht zuständig (dafür der Begriff "moralinsauer").
Es ist der wille zur Macht, der oft entscheidet, ob es im Machtgebrauch oder im Machtmißbrauch endet. Es ist die Motivation zur offenen Beziehung, die entscheidet ob wir etwas Erfüllendes erleben werden- oder ob es der Auftakt zu Gejagtwerden ist, der andere könnte jemand besseren finden, und dann ist er weg. Hat er ein neues Spielzeug gefunden ist das Interesse und die Liebe zum alten Spielzeug (mir) erloschen. "Die Liebe ist dann gegangen, kannste nix machen (akzeptier es)." oder: "Das ist meine Entscheidung (Meine Freiheit ist wertvoller als alle deine Interessen)".
Wobei ich solche "neoliberalen" Menschen auch nicht gern in einer monogamen Beziehung hätte. Am Besten in Ruhe lassen und machen lassen. Irgendwann sind sie alt und allein. Und in der Regel werden sie früher oder später von ihrem eigenen System daniedergestreckt.