Ich könnte mir auch vorstellen, dass die mehrheitlich auf Schlanke bezogenen Aussagen, jemand sei "zu ..." auch etwas damit zu tun haben, dass medial immer wieder transportiert wird, Magersüchtige hätten ein gestörtes Körperempfinden und sehen sich entgegen der Realität als dick.
Und dann kommt Lieschen Müller oder Otto Normal und meint, dem begegnen zu können, indem er oder sie der vermeintlich betroffenen Person das Feedback gibt, zu dünn zu sein.
Gleichzeitig wird die Masse der Menschen immer dicker, es gibt Curvy Models und was nicht alles, so dass sich das Normalbild vieler Menschen ins grenzwertig dicke Spektrum verschiebt.
Bei Kindern wird krankhafte Fettleibigkeit wirklich oft nicht erkannt, weil die Adipositas für normalen, wenngleich etwas stärker ausgeprägten Babyspeck gehalten wird, der sich noch verwachse.
Und so geht es dann halt weiter mit der verzerrten Wahrnehmung.
Erst morbide Adipositas wird dann mal tatsächlich als "dick" bezeichnet, deren Vorstufen dann "mollig" oder "kurvig" heißen, obwohl es dabei um deutlich gesundheitsschädliches Übergewicht geht.
Wenn Abstufung aber so aussieht, dass Adipositas nur "kurvig" ist, ist auch klar, dass einem Normalgewicht plötzlich wie untergewichtig erscheint...
Ich hab es selbst erlebt, dass ich mit einem BMI von knapp 24 gesagt habe, dass ich dringend abnehmen muss.
Wenn dann das übliche "Ach, du siehst doch gut aus", "Mach dir keinen Stress, das hast du doch nicht nötig" etc kam, hab ich darauf wahrheitsgemäß entgegnet, dass mich nur noch vier Kilo vom klinischen Übergewicht trennen.
Solche Ungläubigkeit wie auf diese Antwort hab ich selten erlebt...