Ich kenne 2 (weibl.) Fälle aus direktem Kontakt.
Damit bei solchen Diskussionen brauchbare Aussagen herauskommen müßte man so viele Aspekte beleuchten, daß es hier den Rahmen total sprengt.
Bei allen Themen haben wir das Problem daß die Gesellschaft dazu neigt, bestimmte Normen vorzugeben, die das individuelle Recht auf Selbstbestimmung "mißachten". Eine Prostituierte z. B. kann sich schon deshalb sehr unwohl fühlen, weil ihre Tätigkeit ziemlich viel "moralischen Gegenwind" erfährt.
Der Einzelne soll eher reibungsarm funktionieren als kleines Rädchen mit dem Ziel das BSP hochzuschrauben und die allgemeine Moral folgt ziemlich brav diesem Ziel.
Auch, wenn wir einzelnen manchmal ganz stolz darauf sind, wir unangepaßt, wie unabhängig wir unsere Meinung bilden, so müssen wir dann immer wieder eingestehen, wie oft wir dennoch Opfer werden von "fremden" Normen, die wir halt einfach so übernehmen.
Es gibt eine Definition von Sucht. (u. a.: ...wenn das Streben nach … beginnt die normale Lebensführung …). Es gibt eine Definition von Nymphomanie.
Jeder denkt zunächst … aha, alles klar, also so ist es, oder?
Vermutlich reingefallen. Die Gesellschaft hat ein zu großes Interesse zu aktiv ausgelebte Gelüste zu dämpfen und das eingeschränkte Normale als Richtmaß für ein gesundes zufriedenes Leben zu definieren.
Daß 40 Jahre Arbeit in der gleichen Firma, 40 Jahre "anständige" Ehe, 20 Jahre ungelöste persönliche Probleme und vieles mehr u. U. viel kaputter machen als manche "Sucht" wird hingenommen. Von der Gesellschaft.
Ich will das so ausführlich schildern weil wir auch den Begriff "nymphoman" vielleicht zu sehr aus unserer Normalität unseres Alltags heraus diskutieren.
Wäre nicht das BSP das erkärte Ziel, sondern die Erfüllung und die Zufriedenheit des Einzelnen, dann wäre unsere Gesellschaft wohl ein ganz andere.
Unsere Gesellschaft produziert Arbeitssüchtige, seelische Leiden ohne Ende, … und die verbundenen Schädigungen für uns Menschen … werden eher als unvermeidbar akzeptiert.
Ein Gedankensprung.
Man lese mal, was Afrikaforscher an sexuellen Riten bei dort lebenden Stämmen entdeckten. Da gibt es Dinge, dafür wandert jeder bei uns sofort 10 Jahre in den Knast. Hier verboten, woanders praktiziert.
Alles sehr relativ.
Kommen wir endlich zu den nymphomanen Frauen. Also, ich kenne 2 Fälle (sehr eng) persönlich. Einige hier im Forum auch. Es ist wie immer, kein Fall ist wie der andere. Von tragisch bis geil. Frauen die so sind und trotzdem die Stärke haben ihr Ding durchzuziehen. Andere zerbrechen daran.
Die Rolle der Gesellschaft: Die Frauen verstecken weitgehend ihr Verhalten aus Angst vor ihr. Nicht alle aber viele. Solche Frauen werden von nicht Wenigen als Bedrohung der Ordnung empfunden.
Die Frauen fragen sich ja selber, warum bin ich so? Veranlagung? Hormone? Oder Suche nach Anerkennung? Also psychische Ursachen? Aber warum sollte das als Problem gesehen werden? Kann Nymphomanie nicht auch Teil der Normalität sein?
Teilweise leiden sie, teilweise genießen sie es. Leiden sie besonders oder vielleicht sogar nur wegen des gesellschaftlichen Widerstandes?
Mich hat das Thema immer fasziniert.
Mit einer Nymphomanin zusammen zu sein … ist zumindest sehr intensiv und nicht langweilig. Für beide, die ich kannte, hatte der Begriff "körperliche Treue" einen Wert unter Null. Ich hab dann aufgehört mich kritisch zu äußern und kam dadurch in den "Genuß" lückenloser Schilderungen ihres Sexlebens. Ich hätte darin einen Konflikt sehen können. Wäre es nicht meine Aufgabe gewesen, aufgrund menschlicher Anteilnahme die Dame von der Abkehr ihres Tuns zu bewegen? Sie wollten es aber so, erklärten mir ganz klipp und klar daß sie mit anderen ebenfalls Sex haben wollten. Hätte ich dagegen opporniert, hätte ich meinen Hut nehmen können.
Ich wollte sie aber auch gar nicht bekehren (obwohl's schon manchmal zwickte). Ich erfuhr alles und die anderen, mit denen sie sich im Bett herumdrückte erfuhren überhaupt nichts. Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen, bin kein Cuckold.
Die Frauen haben mir schon gestanden, daß, gelegentlich im Gespräch mit einer guten Freundin, schon mal das Wort Therapie fiel.
Da wäre noch die Frage nach der Sucht. Das hat aber eigentlich nichts mit Nymphomanie zu tun, oder? Zuviel ist Zuviel. Und das gilt für 1000 weitere Dinge. Die die Lebensführung bedrohende Sucht ist zu behandeln. Aber wenn die Nymphomanin ihr Tun ausreichend reflektiert, warum sollte sie sich zügeln wenn es ihr Spaß macht?