„Komisch, ich führe ein erfülltes, glückliches Leben ohne Auto - auf dem Land.
Wenn man will, geht es in vielen Fällen. Man muss es wollen.
Aber eben nur in einigen Fällen. Das hilft einem aber nicht bei einem gesamtheitlichen Problem.
Natürlich sind Fahrten zum 2 km entfernten Fitness-Studio jetzt nicht gerade die beste Lösung, zumindest wenn es keine zwingenden Gründe gegen die Distanz gibt, aber Land ist nicht immer Land.
Nimm mein Beispiel: Der Bus fährt im Zwei-Stunden-Takt aus der Stadt zur örtlichen Haltestelle und umgekehrt. Um 18:40 fährt der letzte Bus. Die Alternative wäre ein 30minütiger Fußmarsch zur nächsten Anschlussstation, dort fährt ein Bus jede halbe Stunde Richtung Innenstadt (und damit zum nächsten Supermarkt) bzw. zurück.
So etwas ist mit einem geregelten Arbeitsleben mit einer 40-Stunden Woche ohne Home-Office nicht vereinbar.
Zwar hätte ich diese Option, ich habe aber für mich festgestellt, dass ich sowohl den Abstand zur Heimat als auch die soziale Interaktion benötige, um meine Arbeit vernünftig auszuführen.
Ich muss zum Beispiel zum Arzt? Alles klar, Bus um 06:48 oder 08:15? In 15 Minuten wäre ich in der Stadt. Rückfahrt 09:22 wird nix, wie wäre es mit 11:22 oder 12:45 Sonderfahrt für die Schüler? Und schon ist der halbe Tag um, weil man eine Krankschreibung benötigt. Oder weil man einkaufen will.
Wir haben uns in ein Dilemma gespart, in der ein ganzer Teil der auf dem Land wohnenden Gesellschaft gnadenlos ausgegrenzt wird, nur weil die Bevölkerung dort schrumpft, weil es ja so eine schlechte Anbindung gibt.
Andere Leute beschweren sich, dass die letzte S-Bahn um 2 Uhr nachts geht oder es nur im 30 Minuten Takt fährt. Das wäre für viele nur leicht abgelegene Regionen ein Traum. Dann könne man damit arbeiten.
So grün ich mich auch engagiere und zeige, den Gesamtverkehr kann man nur mindern in Großstädten, im Wegfall von Just in Time, mit ordentlichem Ersatzverkehr, funktionierender Arbeit 4.0. Man wird ihn aber nicht aufreiben können, in dem man 5 Euro pro Liter verlangt oder den Autoverkehr für die meisten Regionen einschränkt.
Abstriche für das Klima können dafür an vielen vielen anderen Stellen gemacht werden, vor allem in der Agrar-Industrie (Betonung liegt auf Industrie) und in der Energiepolitik. Verkehr MUSS natürlich mitspielen, aber nicht indem man EINE Lösung für alle Autofahrer findet.
...Ich merke, dass ich zu sehr in die Politik abrutsche. Ich gehe besser schlafen.