Es ist schön für dich, dass du keine 24/7 Mobilität bis ans gefühlte Ende der Welt brauchst.
Viele brauchen aber ein gewisses Maß an Mobilität, mindestens an 5 Tagen die Woche die meiste Zeit des Jahres, weil sie sonst einfach nicht ihrem Beruf nachgehen können.
Frag mal die Handwerker oder kleinen Betriebe, die auf Lieferwagen angewiesen sind und jetzt mit ihrer Flotte nicht mehr in bestimmte Ecken dürfen.
Sicherlich könnte ich (zum Beispiel wie damals mit meinem R4) mit einem wesentlich kleineren Auto auskommen, ich könnte wie damals mit 28 statt mit 140 PS auskommen.
Sicherlich müssen nicht alle Schulkinder bis vor die Schultür gebracht werden, ich fahre jeden morgen an einer Schule vorbei, was ich da sehe und mich daran erinnere, dass ich früher bei Wind und Wetter 2 Kilometer querfeldein zur Schule gelaufen oder später mit dem Fahrrad gefahren bin, aber das ist den Kindern heute wohl nicht mehr zumutbar. Früher fuhr hier ein Bus an der Hauptstraße stündlich in die nächste Stadt, später 3x am Tag, heute gar nicht mehr.
Auch ich wohne urban und provinziell. Spannend dazu ist, dass meine Kinder aus der Stadt wieder hierhin zurück wollen, aus dem Dreck und der Hektik raus.
Ohne Auto kommt man hier aber nicht weg, nicht zur Arbeit, nicht zum Arzt, nicht zum Einkaufen.
Auto bedeutet Freiheit, dahin zu fahren, wann und wohin man will. Was mich ank....t, ist die Ideologisierung, das schlechte Gewissen, das uns eingeredet wird und die unterschwelligen Vorwürfe.
Ich schrieb oben schon mal, heute fahre ich einen SUV mit 140 PS, der braucht aber weniger oder mindestens genausoviel Sprit als mein R4 damals, aber ich werde jetzt dumm angemacht, meist von Personen, die in Urlaub selbstverständlich fliegen, selbst ein dickes Auto fahren oder Mülltrennung nicht kennen.
Und die Kreuzfahrtschiffe toll finden, die, wenn sie den Hamburger Hafen anfahren, so viel Abgase produzieren wie 50 000 Autos ein ganzes Jahr lang.
Alle die, die meinen, man könne ohne Auto auskommen, lade ich ein, von mir zu Hause mal quer durch den Ruhrpott zu einem Meeting zu fahren, das um 9.00 Uhr in Dortmund beginnt.
Oder diejenigen, die meinen E-Mobilität sei das Mass aller Dinge, lade ich ein, mal wirklich zu berechnen, ab wann ein neues E-Auto umwelttechnisch besser ist als ein 20 Jahre altes, gepflegtes Euro 4 Auto. Ich lade die ein, mal nachzusehen, woher die Rohstoffe (seltene Erden) herkommen und unter welchen Umständen die abgebaut werden. Ich lade die ein, sich den Braunkohlentagebau anzusehen und die Kraftwerke und mit den Menschen zu sprechen, deren Dörfer abgebaggert wurden. Geht nach Rumänien oder sonst in die Oststaaten, wo unsere alten Autos noch munter herumfahren.
Das Problem ist nicht das Auto, das Problem ist der Umgang damit. Wer erhebt sich über diejenigen, die es nicht schaffen, sich ein neues zu kaufen, weil sie es sich schlicht nicht leisten können.
Ich erinnere mich, dass in den 80er Jahren große "Schlitten", mit Gas betrieben und weit weniger schädliche Abgase produzierend, niedergemacht wurden. Das war damals preiswerte Mobilität.
Aber solange wir nicht bereit sind, mal realistisch zu denken, was macht auch Sinn und ist nicht Meinungsmache und Ideologie, den gesunden Menschverstand schulen, der bei einigen abhanden gekommen zu scheint, solange werden diese Diskusionen anhalten und sind meiner Meinung nach wenig zielführend, sondern einfach nur spaltend.