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Ohne Auto (über)leben

**********dtler Mann
129 Beiträge
Menschen sind bequem, ja ich würde sogar so weit gehen zu sagen, sie sind faul. Von Natur aus.
Diese Bequemlichkeit hat uns, zusammen mit anderen Motivatoren, dazu gebracht, uns Hilfsmittelauszudenken, die uns die lästigen, die anstrengenden Dinge des Lebens zu vereinfachen.
Seien es nun Roboter, die uns in Fabriken die schwere, gefährliche Arbeit abnehmen,
Computer, die uns langwierige, schwierige Rechnereien und andere Probleme lösen oder eben
das Auto, was uns ohne viel körperliche Anstrengung von A nach B bringt.

Egal welche Lebensvereinfachung es ist: der Motivator ist meiner Ansicht nach immer unsere Bequemlichkeit.

Meine Beobachtung ist nun, dass wir dazu übergehen, diese Vereinfachung zur Norm zu machen und körperliche Bewegung unerträglich, untragbar und intolerabel zu werden scheint.

Die Panik in den Augen der Menschen, die nun den Gedanken untersuchen sollen, diesen gewohnten Luxus eventuell zurück zu schrauben oder vielleicht sogar ganz auf ihn zu verzichten, geht ins absurde und ist so rational wie Diskussionen mit religiösen Fanatikern. Leider hängt da nämlich noch ein dickes Stück ,,Lebensgefühl" dran. Die Illusion von Freiheit, die interessanterweise nur mit Hilfe des Gefährts empfunden wird.
Komische Freiheit, die abhängig von etwas ist.
Die Faktoren Statussymbol und Kompensationshilfe mal nicht weiter betrachtet.

Schade ist das.
********iggs Paar
350 Beiträge
Toller Beitrag, aber eine Sache möchte ich gerne anmerken

Es ist keine Illusion von Freiheit die nur durch die Hilfe des Gefährts aufrecht erhalten wird;
sondern das Gefährt ist die Freiheit.

😉
**********tarii Mann
3.378 Beiträge
Zitat von ********iggs:
sondern das Gefährt ist die Freiheit.

Da kommt es wieder darauf an, wie Freiheit definiert wird. Fahrzeuge vermittelen durchaus das Gefühl (und nur dieses) von Freiheit.

Delta
**C Mann
12.744 Beiträge
Zitat von **********dtler:
Leider hängt da nämlich noch ein dickes Stück ,,Lebensgefühl" dran. Die Illusion von Freiheit, die interessanterweise nur mit Hilfe des Gefährts empfunden wird.
Komische Freiheit, die abhängig von etwas ist.


...was ist komisch daran oder eine Illusion, sich seine Freiheit nicht durch Fahrpläne, mehr oder wenige zuverlässige, bequeme Verkehrsmittel und deren Reichweite beschränken lassen zu wollen....?
Ich sehe das wie @********iggs - mein Auto gibt mir die Freiheit, spontan nachts um halb Drei zu einer Freundin zu fahren, wenn sie mich braucht.
Und ehrlich gesagt war dies für mich auch das Wundervollste am Führerschein/am 1. Auto mit 18 - das Wissen, jederzeit einsteigen zu können und einfach los düsen zu können, herrlich (Dorfkind halt, U18 war jedes Ausgehen mit der leidlichen Transportfrage verbunden).

Habe mal 1,5 Jahre ohne Auto gelebt, es ging, allerdings war es für mich mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden. Daher, der größte Luxus den ich mir gönne, ist mein Auto, auch wenn ich es bei Weitem nicht täglich nutze - dank Jobticket und RMV-smart-Tarif bin ich im gesamten Rhein-Main-Gebiet auch oft mit den Öffentlichen unterwegs. Supermarkt, Apotheke, Kiosk, Schneider hab ich um die Ecke und laufe. Auch zu Zahnarzt und Gyn.

Zitat von **********dtler:

Die Illusion von Freiheit, die interessanterweise nur mit Hilfe des Gefährts empfunden wird.
Komische Freiheit, die abhängig von etwas ist.

Ich behaupte, jede Freiheit ist von etwas abhängig.
****y_J Mann
60 Beiträge
...was ist komisch daran oder eine Illusion, sich seine Freiheit nicht durch Fahrpläne, mehr oder wenige zuverlässige, bequeme Verkehrsmittel und deren Reichweite beschränken lassen zu wollen....?

Und Menschen die einfach Spaß daran haben mit dem Auto zu fahren und das ist nun mal keine Illusion.
**********dtler Mann
129 Beiträge
Für mich war es schon immer eine absolute Freiheit, mich eben NICHT von etwas oder jemandem abhängig zu machen. Sei es nun in meiner Jugend von jemandem, der mich irgendwo hin kutschieren soll (möchte) oder nachdem ich den Führerschein hatte vorher darüber nachdenken zu müssen, wo ich denn mein Gefährt hinstelle wenn ich denn mal da bin.

Dass es tatsächlich Leute gibt, die lieber einfach Dinge gar nicht machen, wie ausgehen, wenn es kein Auto gibt, statt über Alternativen nachzudenken, bleibt mir ein Rätsel. Hier hat sich die Freiheit in Abhängigkeit umgekehrt, um nicht andere Adjektive zu nutzen.

Spaß am Fahren und Luxus werden von mir nicht hinterfragt. Luxus sollte aber auch als solcher anerkannt und verstanden werden.
Ich stelle die Frage, ob wir nicht längst den Luxus zum unverzichtbaren Standard erklärt haben.

Dabei spreche ich nicht von jenen, die das Auto nutzen, um von ihrem Haus im Wald, was im Umkreis von 1km allein steht, zu ihrem Arbeitsplatz in 300km Entfernung fahren.

Ebenso spreche ich nicht von der Fahrerin, die jeden Sommer mit ihrem Cabriolet, welches saisonal zugelassen wird, großen Spaß daran hat damit zu fahren.

Ich spreche davon, dass einfach jede und jeder seinen eigenen, bestimmt ganz fantastischen und außergewöhnlichen Grund für seine und ihre ganz persönliche Ausnahme hat und wir so keinen Millimeter weiter kommen.

Schon der Gedanke hat für viele mit Beschneidung, gar mit Freiheitsberaubung zu tun.
,,Wie soll ich mich denn bewegen?" wird dann gefragt und ich denke da ,,ernsthaft?" und frage mich, ob wir diesen riesigen Muskel auf unserer Rückseite denn nur zum sitzen haben...
******rah Paar
3.266 Beiträge
Die „Freiheit“, zu jedem gewünschten Zeitpunkt Dinge zu essen, *essen* die wir ohne ihn noch nicht einmal aufbewahren könnten, macht mich auch abhängig von meinem Kühlschrank.


*zwinker*
***57 Mann
688 Beiträge
Ich habe es gerade vor kurzem wieder erlebt, dass ich durch den Verzicht, eine Unternehmung am Abend mit dem Auto zu machen, auf dem Heimweg mit den Öffis statt eine halbe ganze 2 Stunden bis Hause brauchte. Damit ist zu bestimmten Zeit der öffentliche Nahverkehr für mich keine Alternative.
Zitat von ***57:
Ich habe es gerade vor kurzem wieder erlebt, dass ich durch den Verzicht, eine Unternehmung am Abend mit dem Auto zu machen, auf dem Heimweg mit den Öffis statt eine halbe ganze 2 Stunden bis Hause brauchte. Damit ist zu bestimmten Zeit der öffentliche Nahverkehr für mich keine Alternative.

Wie immer kann ich nur für mich sprechen. Nach längerer Zeit ohne Auto ist meine Erfahrung, dass es kein schwarz weiß gibt. Ja, es gibt Situationen bei denen man ein Auto benötigt. Dann kann man entweder verzichten, mehr Mühe auf sich nehmen, Mietwagen, Carsharing usw.
In Summe geht es, bedeutet aber mehr Mühe.
*******men Mann
2 Beiträge
Es wird im Zusammenhang mit dem (eigenen) Auto ja gerne versucht das Auto ganz rational mit guten und logischen Argumenten wegzurationalisieren. Ein Auto ist teuer, es ist unsicher, es steht die meiste Zeit ja nur rum, es gibt bessere Alternativen usw.

Nur sind die Argumente gegen das (eigene) Fahrzeug genauso kurz gedacht wie die Argumente dafür. Für manche ist ein Auto eben Freiheit, nicht nur eine Illusion. Auch der gut gemeinte Rat für eine Fahrgemeinschaft funktioniert nicht bei dem Wunsch nachts um 3 alleine einfach mal "rauszufahren". Und die öffentlichen Verkehrsmittel sind in diesem Fall schon komplett aus dem Spiel.

Ja, das sind Spezialfälle, aber genau diese Spezialfälle machen eben das Freiheitsgefühl eines eigenen Autos aus. Und diese "Spezialfälle" ziehen sich eben durch das Leben. Auch eine Wohnung alleine bewohnen oder Kinder haben ließe sich mit tollen rationalen und logischen Argumenten in Frage stellen.

Ich selbst habe ein Auto, auch wenn es wirklich an 280 Tagen im Jahr nur steht ist mir dieser Luxus wichtig. Die öffentlichen Verkehrsmittel meide ich strickt, zu teuer, zu unbequem, zu voll, zu dreckig, zu unflexibel. Stattdessen laufe ich "kurze Strecken" bis 10-12km. Das ist nicht so hip und hat nicht den "ökologischen Anstrich" wie ein E-Scooter, funktioniert aber ganz gut.

Auto oder kein Auto? Muss jeder für sich selbst entscheiden...
****y_1 Frau
1.605 Beiträge
Öffis zu teuer? Bestimmt nicht. Wieviel kostet das Auto, auch wenn es nur rumsteht?
*********ricks Frau
915 Beiträge
Bei uns sind die Öffis kostenlos, weil nicht vorhanden. Da erübrigt sich jegliches Rechnen.
Wobei...wir rechnen dann, was ist billiger, ein eigenes Auto oder 5 mal die Woche Taxi? *smile*
*******men Mann
2 Beiträge
Gute Frage mit dem Taxi. Gibt sicher Konstellationen bei denen das Taxi rein finanziell günstiger kommen kann.
*******men Mann
2 Beiträge
Zitat von ****y_1:
Öffis zu teuer? Bestimmt nicht. Wieviel kostet das Auto, auch wenn es nur rumsteht?

Zu teuer, nicht unbedingt teurer. Gerade mal nachgesehen: 3,40EUR für eine Fahrt für eine Strecke von ca. 2,3 km die ich häufig laufe, das finde ich in Relation zum Service schon teuer...
****y_1 Frau
1.605 Beiträge
2,3 km kann nicht jeder laufen.

Aber trotzdem - wenn man bedenkt, was ein Auto alles kostet, kann man dafür viel Bus/Bahn/Taxi etc fahren - sofern man in einer größeren Stadt wohnt.

Und wenn ein Auto 3/4 des Jahres nur rumsteht *zwinker*
*********ricks Frau
915 Beiträge
Das mit dem "die meiste Zeit nur rumstehen" ist aber auch kein besonders gutes Argument, denn mein Herd ist die meiste Zeit aus, die Waschmaschine läuft auch die meiste Zeit nicht, dito Staubsauger, Haustürklingel und Kaffeemaschine, trotzdem würde ich auf keins davon verzichten können
Kleiner Zwischenstand :

Das Auto haben wir seit (geschätzt) September / Oktober nicht benutzt und im Februar verkauft. In ein paar Wochen fahren wir in den Urlaub - mit der Bahn. Am Zielort wartet dann ein Auto das wir gemietet haben. Vorort gibt es praktisch keinen öffentlichen Nahverkehr.
Vermissen tun wir nichts, dafür haben wir aber eine Menge Geld gespart.

Ein Auto bei Bedarf reicht vollkommen, ein eigenes empfinden wir eher als Last. Tägliche oder wöchentliche Dinge (z. B. Arbeit oder Einkaufen) erledigen wir zu Fuß oder mit dem Rad. Es klappt, wenn es die individuelle Situation zulässt und man sich ändern will.
Zitat von *******hoff:
Das mit dem "die meiste Zeit nur rumstehen" ist aber auch kein besonders gutes Argument, denn mein Herd ist die meiste Zeit aus, die Waschmaschine läuft auch die meiste Zeit nicht, dito Staubsauger, Haustürklingel und Kaffeemaschine, trotzdem würde ich auf keins davon verzichten können


Diese Dinge kosten aber kein oder nur wenig Geld wenn sie unbenutzt stehen. Ein Auto kostet trotzdem steuern und Versicherung und es gibt auch sowas wie Standschäden die als Reparatur anfallen würden. Auch TÜV und Wartung entfällt nicht wenn das Auto steht.

Ein Herd oder eine Waschmaschine hat diese Lasten nicht
*********ricks Frau
915 Beiträge
Würden wir denn bereitwillig Waschmaschine, Herd und Staubsauger abschaffen, wenn sie auch ungenutzt Kosten verursachen würden? Und dann meinetwegen in der 2 km entfernten Gemeinschaftsküche das Abendessen kochen, während der Partner fegt, statt saugt und man selber auf dem Rückweg von der Gemeinschaftsküche noch schnell die Wäsche aus dem Waschsalon abholen muss. Natürlich OHNE Auto wohlgemerkt? *fiesgrins*
Zitat von *******hoff:
Würden wir denn bereitwillig Waschmaschine, Herd und Staubsauger abschaffen, wenn sie auch ungenutzt Kosten verursachen würden? Und dann meinetwegen in der 2 km entfernten Gemeinschaftsküche das Abendessen kochen, während der Partner fegt, statt saugt und man selber auf dem Rückweg von der Gemeinschaftsküche noch schnell die Wäsche aus dem Waschsalon abholen muss. Natürlich OHNE Auto wohlgemerkt? *fiesgrins*

Ein schwacher Vergleich, waschen kann man auch ohne Strom und man kann auch fegen und wischen, hätte also keinen Effekt.
Und es bleibt auch dabei, diese Dinge kosten eben nichts oder nur wenig im Vergleich zu einem Auto.
Ein Auto ist heute optional, es gibt aber noch dieses Denken vom "unverzichtbar". Es geht nur um Bequemlichkeit
*********ricks Frau
915 Beiträge
Dreck aus Teppichen kann man nicht wegfegen oder wischen.

Dann erklär mir bitte, wie ich, in der Eifel ohne ÖPV von A nach B kommen soll. Bitte, ich möchte auch Geld sparen und mein Auto abgeben. In Ulm mag ein Auto optional sein, bei uns sieht es leider schon wieder anders aus.
Dann kauft man keine Teppiche *g*

Naja, wie ich oben geschrieben habe - "wenn es die individuelle Situation zulässt".
In einer Stadt wie Ulm ist es unter Umständen möglich für einige. Wir haben den Vorteil das der Weg zur Arbeit nicht zu weit weg ist.

Für deine Situation wird wohl Carsharing keine Lösung sein. Wenn du eine Fahrgemeinschaft gründen kannst, würdest du zumindest beim Sprit etwas sparen. Ansonsten bei längeren Fahrten gibt es Apps die Leute, die nach einer mitfahrt suchen, vermitteln (ich glaube blabla car?)

Ich gebe zu, es ist nicht pauschal für jeden möglich auf das Auto zu verzichten. Aber wer die Möglichkeit hat, soll es doch auch bitte tun - es tut auch nicht weh *lach*
*********ricks Frau
915 Beiträge
Ich liebe mein Auto, gar keine Frage, für mich ist es auch keine Last.
Carsharing finde iich von der Idee her gut, leider wird das nur in Städten angeboten für die Leute, die in der Stadt leben und nur ab und zu ein Auto brauchen. Hier auf dem platten Land rentiert sich das für die Anbieter anscheinend nicht.
Für Mitfahrgelegenheiten sind meine Arbeitszeiten/Einsatzorte zu unregelmäßig, außerdem verbinde ich mit solchen Fahrten, wenn ich die Karre eh schon bewege, meistens Arztbesuche, Einkaufen, Pferde versorgen, nach Oma schauen. Irgendwie sehe ich da einfach kein Land.
Sollte ich im Alter die Miete in einer Stadt bezahlen können, würde ich aufs Auto verzichten. Der Witz ist: Was man hier in der Pampa an Miete spart, verglichen mit der Stadt, das verpulvert man fürs Auto. Unterm Strich bleibt es sich gleich
Da gebe ich dir recht bzgl. Wohnraum in der Stadt teuer dafür kein Auto oder Wohnraum auf dem Land günstig dafür aber Zwang zum Auto, wir haben aktuell das Glück eine günstige Wohnung gefunden zu haben die bezahlbar ist. Wenn es deine Situation zulässt, würde ich auch nach so einer Wohnung suchen. Manchmal passt es eben doch, auch wenn das schon einem Glücksspiel gleicht.

Ich finde auch nichts falsches daran wenn das Auto für einen persönlich einen hohen Nutzen hat, nur das war bei uns einfach nicht mehr der Fall. Es war auch nicht von uns ein Ziel, sondern es hat sich so ergeben und war dann die logische Konsequenz das Auto zu verkaufen.

Aber wer ein Auto hat, trägt halt auch die Kosten.
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