Wechselhaft mit der Aussicht auf Sturm mit orkanartigen Böen
Ich kann die Frage nicht pauschal beantworten. Es gab Zeiten, da war Sex das letzte, was mich interessierte. Praktisch und theoretisch. Trotzdem hab ich mich hier angemeldet. Zum einen, weil ich von meinen Freunden in Richtung Dating geschubst wurde, damit ich mal aus meinem Dornröschenschlaf und hinter meiner Dornenhecke komme. Ich hatte einige Versuche auf verschiedenen Plattformen hinter mir und war extrem genervt. Ich hab noch nie so viele Männer getroffen, die getrennt leben, wie auf der Plattform mit den elf Minuten. Bei allen wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Ehefrauen nicht wirklich wussten, dass sie getrennt leben. Joaaah, dachte ich, als mir zwei liebe Freunde den JC vorschlugen, wenn’s eh bloß auf unverbindlichen Sex geht, dann lieber auf einer Plattform, wo laut meiner Freunde zumindest das Forum interessant und der Umgangston eher freundlich und zugewandt ist. Und wenn ich jemanden kennenlerne, erstmal nur für Essen, Quatschen und so, umso besser. Mein Profil sagte sehr deutlich, wenn mehr, dann nur mit der Perspektive Beziehung.
Hat funktioniert. Ich mag das Forum, ich unterhalte mich gerne, auch über Sex, ich hab ein paar sehr tolle Leute kennengelernt und ich musste nur bei einem Date darauf aufmerksam machen, dass mein Gesicht nicht auf meinen Möpsen klebt. Alles gut.
Und es hat dann sogar gekribbelt. Total schön. Dann passierten ein paar Sachen, die mich und mein Leben ziemlich belasteten. Richtig schlimm. Da war Sex das letzte, was mich interessierte. Und Beziehung schon dreimal nicht. Ich hatte die Schnauze so richtig voll.
Und dann hat‘s eingeschlagen. Aber so richtig. Und jetzt ist Sex entsprechend wichtig. Ich schließe mich da Abraxas an. Nicht nur praktisch in Live Action. Im Kopf. Filme im Kopf, gemeinsam und jeder für sich, drüber reden, sich im anderen spüren ohne Hautkontakt, das Zittern in der Stimme, das Herz des anderen bis zum eigenen Hals schlagen fühlen, die ganze Nummer mit Verlangen und Begehren und Sehnsucht und Rausch. The full Monty.
Sex ist für mich kein Konsumgut. Mit einem anderen sowieso nicht. Ich kann hervorragenden Sex mit mir selbst haben. Sex mit einem anderen ist für mich Kommunikation. Da lasse ich mich völlig los. Da erzählen wir uns, was Worte nicht mehr fassen können. Da kann eine Berührung in einem Gespräch darüber, ob ich mir Pasta oder doch einen Burger bestelle, ein kurzes Handauflegen am Rücken, einen Roman beginnen lassen. Oder einen Porno.
Ich kann die Frage echt nicht mit einem Kreuzchen beantworten.