Ach naja. Ich bin heute noch hart und kalt.
Aber dass ausgerechnet ich, der fleischgewordnene Generationenkonflikt, mal für mehr Verständnis für die Jugend aufrufen muss, das macht mich echt fertig!
Aber ich versuch's trotzdem mal.
Nehmen wir...hmmm...die Mitleidschiene.
Also, blicken wir mal auf unsere frühen Erwachsenenjahre zurück. Volljährig, mit Führerschein, fast beendetem Studium (also sozusagen an der Spitze der evolutionären Entwicklung), sitzen wir in einem Restaurant und gönnen uns mal eine schöne Flasche trockenen Weissen.
Der Kellner kommt an und serviert uns eine Flasche Halbgefrorenes. Unsere schwachen Proteste, dass die Geschmacksnerven sich erst ab einstelligen Minusgraden aktivieren lassen, wischt er mit der Bemerkung beiseite, Weisswein werde nun mal etwas kälter serviert.
Heute, in derselben Situation, blicken wir dem Sommelier eisekalt ins Auge und erklären, dass wir von einem ordentlichen Service erwarten würden, auf die Wünsche der Gäste etwas beflissener einzugehen, und sogar erwarten würden, dass die Flasche in der Mikrowelle auf 28 Grad erwärmt würde, sofern das nach unserem Gusto sei.
Also, wenn ich die Wahl zwischen meiner inzwischen erworbenen Fähigkeit, mit Servicepersonal umzugehen und der Option auf Verzicht einer etwas ausgefeilteren Körpferpflege hätte, würde ich die erworbene Selbstsicherheit nicht aufgeben wollen.
Und das ist nur ein ziemlich unwesentlicher Aspekt des Älterwerdens...reden wir mal über finanzielle Unabhängigkeit, die Sicherheit, richtige Entscheidungen treffen oder eventuelle Fehler selbständig wieder ausbügeln zu können, reden wir mal über den Job (ich hab den, den ich vor 20 Jahren gern gehabt hätte), reden wir über die Freiheit, unseren eigenen Rosen im eigenen Garten den Garaus machen zu können, ohne dass jemand einen Raptus kriegt...
Also, was auch immer. Ich würde nicht tauschen wollen.
Und daher sollte man eher sowas wie Mitleid haben.
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Und? Wirkt's schon?