...Dinge wie Verantwortungsbewußtsein, Rücksicht, Voraussicht, Konfliktfähigkeit, Kompromissfähigkeit, auch mal verzichten zu können, Konsequenz, Gesprächsfähigkeit, Mitgefühl bzw. Empathie, Liebe zum Kind und nicht nur zu sich selbst.
Genau. Und das darf man nicht nur von den Eltern verlangen, sondern muss man von allen verlangen. Der Fisch stinkt am Kopf zuerst, wenn ich diese Dinge betrachte. Die einzigen Werte, die heutzutage eine Rolle spielen, sind ökonomische. Selbst diese Bildungskampagne ist nur und ausschließlich darauf ausgerichtet, die ökonomische Leistungsfähigkeit des Menschen zu erhöhen (,damit man ihn noch stärker ausbeuten kann). Die Menschen, die dazu nicht in der Lage sind, werden als Leistungsunwillige, Unterschicht, schlichtweg als Abschaum, der nichts wert ist, abgestempelt und von der Gesellschaft ausgegrenzt.
Ich könnte hier unzählige Beispiele im Bildungswesen anführen, die das belegen. Nur zwei Beispiele. Da werden von Sparkassen idiotische Börsenspiele oder von politischen Vereinigungen mit zweifelhaftem Hintergrund (meist stecken große Geldgeber dahinter) Debattierwettbewerbe in den Schulen veranstaltet. Es geht bei diesen Wettbewerben nicht um freie Meinungsäußerung oder gar die Wahrheit, sondern einzig darum, wie man andere mit viel Sophistik übers Ohr haut.
Und an was sollen sich Jugendliche bitteschön nun orientieren - an das Ökonomische, das uns als das Unausweichweichliche, das Gottgegebene, dargestellt wird ? Also, Orientierungslosigkeit hat nichts, aber auch gar nichts, mit der Vielzahl von multimedialen Vergnügungen in der heutigen Zeit zu tun.
Im Übrigen sind Jugendliche die längste Zeit des Tages nicht bei den Eltern. Der elterlichen Erziehung hier immer die Schuld zu geben, ist in meinen Augen eine nicht haltbare Behauptung. Mir ist auch kein Fall bekannt, in dem Eltern von jugendlichen Amokläufern strafrechtlich belangt wurden wegen mangelnder Erziehungs- und Aufsichtspflicht. Ich klammere Verstöße gegen das Waffengesetz jetzt mal aus, weil Papas Waffenkammer unverschlossen war.
Auch im Fall des Robert Steinhäuser hatte ich den Eindruck, dass er in einem normalen Elternhaus aufgewachsen ist. Jedenfalls ist mir nichts gegenteiliges bekannt. Aber die Tat des Robert Steinhäuser hat die Politik veranlasst, das Schulgesetz in Thüringen dahingehend zu ändern, dass die mittlere Reifeprüfung an Gymnasien eingeführt wurde, so dass Schüler, die ihre Abiturprüfung nicht bestehen, wenigstens einen Schulabschluss haben. Hier lag die Ursache eindeutig darin, dass Robert Steinhäuser zwar das Gymnasium bis zur 12ten Klasse besucht hat, aber über keinen Schulabschluss verfügt hat und ihm jede persönliche Perspektive fehlte. Angesichts der Tatsache, wie ideologisiert in diesem Land die Schulpolitik ist, ist des bemerkenswert, wie schnell das Schulrecht geändert wurde. Vorher waren die Schüler, die es nicht geschafft haben, eben die Looser, die eben selbst daran schuld an ihrer Unglück waren. Soviel zu Voraussicht, Kompromissfähigkeit, Mitgefühl usw. und so fort und zur Grundhaltung deutscher Politik.
Meinen Gedanken zum ideologischen Dauerstreit Gymnasium- Gesamtschule will ich mal lieber für mich behalten.
Nur am Rande.
Ich kenne mich mit dem Waffengesetz nicht aus, aber wenn sie nicht mehr an Waffen herankommen, werden sie Brände legen, was ja auch schon öfters vorgekommen ist - sogar kurz nach dem Amoklauf in Erfurt und die Ursache war die gleiche.