Die Welt lebt mit Definitionen, Schubladen, Kategorien und Bezeichnungen. Meist sind diese mehr oder minder willkürlich gesetzt und auch ungenau. Allerdings helfen sie uns, uns abzugrenzen, uns selbst einzuordnen und zu finden, zu wissen, wo wir stehen, was wir vielleicht noch über uns selbst herausfinden können oder wollen und mit wem wir welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede haben.
Kritisch wird solch Kategorisieren erst dann, wenn die einen Schubladen eine negative Aufschrift bekommen oder die anderen als etwas Besseres dargestellt werden. Kritisch wird es auch dann, wenn jeder sich für eine Schublade entscheiden muss, und wenn die Schubladen über allem stehen und das System nicht überarbeitet werden kann, wenn es also zu starr ist. Wenn jeder Mensch nach seinem Geschlecht oder nach seinem Beruf oder nach seiner Hautfarbe oder nach seiner Sexualität beurteilt wird, dann haben die Kategorien keinen positiven Sinn mehr, sondern bilden die Grundlage für Diskriminierungen.
Ich erkläre für meinen Artikel die wichtigen Begriffe auf meine Art.
Heterosexuell ist jemand, wenn er Liebesgefühle und sexuelle Gefühle nur für das andere Geschlecht empfinden kann.
Homosexuell ist jemand, wenn er dieselben Gefühle nur für das eigene Geschlecht empfinden kann.
Bisexuell ist jemand, wenn er bestimmte Gefühle für das eigene Geschlecht und bestimmte Gefühle für das andere Geschlecht empfinden kann. Also ist jemand bisexuell, wenn er z.B. Männer und Frauen liebt, aber nur Sex mit Frauen hat. Jemand ist aber auch bisexuell, wenn er z.B. mit Männern und Frauen Sex hat, aber nur Männer liebt.
Der Begriff Liebe ist dabei schon sehr schwer zu fassen, Gefühle sind nicht eindeutig zu kodieren. Die Übergänge von freundschaftlicher Zuneigung zur echten Liebe sind schwimmend. Nicht ohne Grund passiert es immer wieder, dass Freunde und Freundinnen sich ineinander verlieben und gegebenenfalls danach vor einem Scherbenhaufen sitzen und nicht wieder zurückfinden zu den vorherigen „harmloseren“ Gefühlen.
Zunächst einmal ist es völlig unlogisch, warum man als Mensch nur auf die Reize eines Geschlechts reagieren sollte! Der eigentlich hinkende Vergleich mit anderen Gebieten hinkt gar nicht so, wie behauptet wird: Eine Banane hat einen gewissen Geschmack, ein Apfel hat einen gewissen Geschmack. Die meisten mögen beides. Natürlich mögen einige den Apfel mehr, andere die Banane mehr. Manche mögen beides gleich gerne. Manche mögen beides auch nicht so gerne wie eine andere Frucht oder gar wie Vanille- und Schokoladeneis. Aber bei den Geschlechtern gibt es ja nur zwei Varianten (von anderen Betrachtungen in der Transgender-Forschung mal abgesehen). Und wenn wir davon ausgehen, dass man einen „gesunden Sexualtrieb“ hat, bezieht er sich auf die beiden Geschlechter. Warum sollte man sich da prinzipiell auf ein Geschlecht beschränken? Meinen Kenntnissen nach gibt es kein Gen, welches sagt: Lust empfindet man nur, wenn man mit dem anderen Geschlecht Sex hat. Dieses Gen existiert nicht, höchstens Pheromone, die sexuelle Lust begünstigen. Sexuelle Lust manifestiert sich vielleicht an Geschlechtern, aber sie ist nicht an sie gebunden.
Nach der obigen Begriffsdefinition ist jeder Mensch bisexuell, wenn er weder heterosexuell, noch homosexuell ist. Das ist gleichbedeutend damit, dass man sexuell gesehen sowohl mit dem eigenen Geschlecht, als auch mit dem anderen Geschlecht etwas anfangen kann.
Deswegen zeige ich zuerst, dass jeder Mensch sich von dem eigenen Geschlecht angezogen fühlen muss, und dann, dass jeder Mensch sich vom anderen Geschlecht angezogen fühlen muss.
Dazu kommt noch, dass die meisten Menschen bestätigen, dass sie es sexuell anregend finden, wenn ihr Sexpartner Lust empfindet. Es ist nicht nur lustvoll, selbst befriedigt zu werden. Sondern es ist auch lustvoll zu wissen, dass man den anderen befriedigt. Dann muss es also doch auch anregend sein, jemand anderen des gleichen Geschlechts zu befriedigen. Man kann ja sogar die Gefühle sehr gut nachempfinden. Man weiß, wie sich das anfühlt, ganz genau.
Und wenn man jetzt noch über sexuelle Praktiken nachdenkt, dann gibt es viele Praktiken, die so oder so ähnlich mit beiden Geschlechtern möglich sind. Ja, man kann sogar zum Teil gar nicht unterscheiden, wer einem sexuelle Lust genießen lässt. Wenn man mit geschlossenen Augen Oralverkehr genießt, könnte es sowohl ein Mann, als auch eine Frau sein, die einen gerade verwöhnt. Wenn man sich gegenseitig streichelt, dann kann das ein Mann genauso gut wie eine Frau – jedenfalls wenn man sich sagt, was man gerne hat, und Erfahrungen sammelt. Wenn man sich küsst, schließt man sowieso die Augen. Wenn man Analverkehr erlebt, dann spielt es für den aktiven Part doch keine Rolle, ob der andere ein Mann oder eine Frau ist – vielleicht von der Vorstellung her, aber sicherlich nicht vom reinen Sex.
Aber wie bereits oben erwähnt haben Männer und Frauen doch Unterschiede im sexuellen Verhalten, nicht nur rein von ihren Geschlechtsteilen. Doch wer meint, dass er mit Männern nichts anfangen kann, weil viele Männer behaart sind, der hat keine Argumente mehr, wenn man über rasierte Männer redet, und heutzutage sind Intimrasur, Haarentfernung und andere Veränderungen keine Ausnahme mehr, auch nicht bei angeblich heterosexuellen Männern.
Wem hier bestimmte Vorstellungen nicht allzu sehr zusagen, dem sei entgegnet, dass niemandem alles zusagt. Nicht alle schwul lebenden Männer machen Analverkehr, erst recht nicht sowohl aktiven, als auch passiven. Nicht alle eher heterosexuell empfindenden Männer müssen immer Verkehr beim Sex haben. Nicht alle lesbisch orientierten Frauen benutzen Dildos. Nicht alle heterosexuell lebenden Frauen wollen immer unten liegen.
Wenn man aber schon eine sexuelle Aktivität mit dem eigenen Geschlecht lustvoll findet, ist es mit der hundertprozentigen Heterosexualität vorbei. So ist es nun einmal. Und es gibt da garantiert einen Typen bzw. eine Frau für jeden!
Es gibt in der Geschichte der Menschheit sehr viele kranke Entwicklungen: Diskriminierungen, falsche Verfolgungen, Bekämpfung von Minderheiten, um von den eigenen Fehlern abzulenken sind keine Seltenheit. Denken wir nur an Sklaverei, Hexenverbrennung, heilige Kriege, Verbot von Onanie und anderes. Es ist echt lächerlich und peinlich, was sich manche Menschen ausgedacht haben. Natürlich ist das im geschichtlichen Kontext zu sehen, und die Erziehung hinterlässt immer ihre Spuren, doch sollte man die Gegenwart immer mal mit der Logik durchleuchten, denn vielleicht entdeckt man ja sehr unlogische Regeln und Sitten, die vielleicht später belächelt werden und sich die Leute fragen, warum das niemand gesehen hat. Ein Beispiel sei zum Beispiel die Tatsache, dass Nacktheit alleine Erregung öffentlichen Ärgernisses ist. Es ist verboten, so herumzulaufen, wie man auf die Welt gekommen ist? Das klingt doch sehr schräg. Natürliche gibt es gesellschaftliche Vereinbarungen, aber manche sind doch sehr fraglich und aufgesetzt.
Im Folgenden will ich noch einmal auf fragwürdige Argumentationen oder Verhaltensweisen hinweisen, die im Zusammenhang mit der sexuellen Orientierungen zu finden sind.
Als erstes fragt man sich, warum homosexuelles Verhalten überhaupt so viele Menschen interessiert hat, warum man versucht, dies einzugrenzen, zu bestrafen oder zu verbieten. Dafür gibt es genau wie bei allen anderen Diskriminierungen keinen Grund. Nur weil das Verhalten von dem eigenen vielleicht abweicht, fühlen sich manche bedroht und müssen dagegen angehen. Dabei ist dann nicht das homosexuelle Verhalten krank, sondern das Verhalten, dieses zu unterbinden. Weitere Ausführungen, dass man mit der Verfluchung dieser sexuellen Orientierung nachhaltige Schäden oder jedenfalls Verwirrungen bei Jugendlichen auslösen kann, sind, denke ich, nicht notwendig. Das Unterdrücken der eigenen Identität führt gegebenenfalls zu einem unglücklichen Leben, das auch das Leben anderer beeinflusst.
Die ganze Angst vor Homosexuellen manifestiert sich bei manchen Menschen in einer Homophobie. Sie finden in der Regel männliche Homosexuelle eklig und abstoßend. Diese Einstellung ist bei Männern, aber auch einigen Frauen bislang immer noch vorhanden, auch wenn diese Homophobie immer mehr abnimmt. Die Leute, die den Kontakt zum eigenen Geschlecht als abstoßend beschreiben, können keine Gründe für ihre Abneigung äußern, es bleiben allgemeine Phrasen, die nur von inneren Gefühlen, die nicht zu erklären sind, beschrieben werden. Oder es kommen Begründungen, dass sie bestimmte Männer oder schwule Aktivitäten abstoßend finden. Wenn man dann aber fragt, ob das bei Frauen nicht genauso wäre, gestehen dann doch die meisten, dass es wohl doch nicht geschlechtsabhängig ist. Wer einen extrem behaarten Mann nichts abgewinnen kann, dem geht es bei einer extrem behaarten Frau nicht anders. Wer dicke, ungepflegte Männer nicht mag, mag wohl auch keine dicken, ungepflegten Frauen. Wer dürre Männer nicht mag, mag wohl auch keine dürren Frauen. Homophobe Menschen haben meist eine konkrete Vorstellung, wie Schwule sind. Es gibt da nur die Bären in Lederklamotten, die sich gierig auf einen armen kleinen Hetero stürzen, als hätten sie nichts anderes zu tun und würden jeden überfallen. Oder sie sehen nur extrem „tuntig“ auftretende Typen, die schminkend über einen gackern. Natürlich gibt es solche Männer. Aber es gibt auch Frauen, die den homophoben Mann abschrecken.
Ekel gegen ein Geschlecht ist genau wie jeder andere Ekel gegen etwas, was nicht stinkt, wehtut, grausam ist oder ähnliches, als unnatürlich und krank einzustufen. Das muss man sich leider als homophober Mensch anhören. Wer solche Probleme hat, sollte versuchen, eine gesundere Einstellung zum Leben, zu Menschen und zum Sex zu bekommen. Wenn man Bisexualität als für sich selbst uninteressant und unbedeutend einstuft, ist das ja vielleicht noch nachvollziehbar, aber wer es als eklig darstellt, ist irrational.
Der Ursprung liegt wohl daran, dass die Männlichkeit, der Beschützerauftrag mit dem Gleichstellen mit anderen Männern in Frage gestellt werden könnte. Man dürfe sich als Mann ja nicht fallen lassen, nicht unterwürfig sein, sondern müsse immer der Starke sein, der seine Frau beschützt. Dass diese Vorstellung überholt ist, sehen viele immer noch nicht.
Auf der anderen Seite ist immer wieder lustig zu beobachten, dass die weibliche Homosexualität nicht ernst genommen wird oder als Lustobjekt der männlichen Sexualität dargestellt wird. Wie viele Heten-Pornos gibt es, in der keine Lesbenszene zu finden ist? Das gehört einfach mit dazu. Weiterhin sind zwei Frauen, die sich küssen, schon immer etwas Erotisches gewesen, egal ob im Fernsehen oder in der Vorstellung des Mannes. Da würde kaum ein angeblich heterosexueller Mann „eklig“ schreien. Wenn dann die Frauen aber mehr Gefallen aneinander finden als an einem Mann, dann wird das Weltbild des Mannes wieder zerstört, und er ist irritiert.
Mittlerweile kommt langsam auch im europäischen Bereich das „Hugging“, das Umarmen und Knuddeln in Mode. Und langsam machen es gelegentlich auch Männer untereinander. Früher war es Männer und Frauen bzw. Frauen untereinander vorbehalten. Diese Kontaktangst ist noch so ein Aspekt der vorhin besprochenen Homophobie. Frauen hatten damit nie so viel Probleme, so ist es lange schon nichts Besonderes mehr, wenn zwei Mädchen Hand in Hand über die Straße gehen oder sich auf den Mund küssen.
Interessant ist auch, dass homo- bzw. bisexuelles Verhalten bei Tieren extra geschickt verheimlicht wurde, Wissenschaftler diese Beobachtungen nicht weitergegeben haben und sie verschämt ignoriert haben. Im GEO Wissen (s.o.) stand einst ein ausführlicher Bericht über diesen Aspekt im Tierreich. Danach sind z.B. masturbierende Walroße, Gruppenorgien bei Seekühen oder Menschenaffen kein abnormales, gestörtes Verhalten, sondern ein Verhalten in naturbelassenen Regionen.
Genauso zeigt die Geschichte, dass unsere Vorfahren schon leichtfertiger mit dem Thema der Bisexualität umgegangen sind. Im alten Rom war die Liebe mit dem gleichen Geschlecht nichts Verwerfliches, sondern gehörte zum guten Ton. Wie man heutzutage die Zuneigung zur Knabenliebe wertet, steht vielleicht auf einem anderen Blatt, aber es war zu der damaligen Zeit völlig normal.
Die asiatischen Philosophien reden schon lange vom Mann in der Frau und der Frau im Manne. Wer kennt nicht das schwarz-weiße Symbol Ying-Yang. Es gibt halt keine hundertprozentig weibliche Frau, keinen hundertprozentigen männlichen Mann.
Und schließlich sei noch auf den anerkannten, wenn auch nicht unkritisierten Philosophen Freud hingewiesen, der schon im letzten Jahrhundert schrieb, dass jeder Mensch bisexuell sei.
Zum Schluss dieses Abschnittes sei noch angemerkt, dass auch das übertrieben homosexuelle Verhalten merkwürdig ist. Dies stößt auch manchen angeblichen Homosexuellen auf. Wer sich nur noch durch seine sexuelle Orientierung definieren kann und keine anderen Interessen hat, ist doch sehr eingeschränkt. Natürlich ist es wichtig, sich selbst zu finden und seine Identität zu akzeptieren und zu schätzen. Aber wenn der Stolz (im schwulen Jargon „Pride“) soweit geht, dass man schon Heterosexualität als unnormal bezeichnet, Bisexuelle versucht zu diskriminieren und nur noch in der schwulen Szene und Welt lebt, dann ist man definitiv über das Ziel hinausgeschossen und ist nicht besser als ein verklemmter, spießiger Heterosexueller.
Diese Gedanken hat sich ein mann gemacht und es mal zu Papier gebracht, ich kann es sehr gut verstehen was er damit aussagen möchte denn es stimmt in vielen Dingen. Die Moral ist uns ja nicht angeboren sondern die Kirche hat in laufe der Jahrhunderte uns ihre Moral zu eigen gemacht.
Meine Frau und ich leben unsere Sexualität auch so aus, sie findet es nicht abstoßend wenn ich es mit Gleichgeschlechtige treibe ganz im Gegenteil!
Das urige dabei ist noch das meine Frau keine Bi Ambitionen hat, ok. Schon mal mit einer Frau streichel geht ja gerade noch.