Ja, wirklichen Mangel an Essen und Dingen wie Schreibsachen, Kleidung, Spielsachen hatten wir nicht. Jedoch konnte man sich selten die neuste Mode oder Schnickschnack leisten. Die Eltern lebten vor wie sparen geht, was damals durch den Zins ja auch noch richtig lohnenswert war.
Zudem passte man besser auf seine Dinge auf. Wenn dann etwas doch verloren ging, kaputt war oder gar entwendet wurde, bekam man dafür nicht immer (gleich) Ersatz und wenn, dann war er oft weniger hochwertig.
Man definierte sich damals zum Glück noch weniger über “was man haben muss“. Klar, gab es Addidas und Puma und jeder wollte einen Zauberwürfel, Casettenrekorder oder Walkman. Das bekam man meist auch ... aber nicht unmittelbar. Da musste man auf den nächsten Geburtstag oder das Weihnachtsfest warten. Und das ging sogar
was freute ich mich über meinen Casettenrekorder, den ich mit 11 zum Geburtstag von meinen Eltern bekam.
Walkman kaufte ich mir selber und mein Bruder hatte den Zauberwürfel. Dafür durfte ich mir Moonboots aussuchen.
Hatte einige Tanten & Onkel, so bekam man zu Weihnachten als Kind doch genug. Zum Geburtstag gabs nur etwas von Eltern, Oma, den Paten und später auch Freundinnen, die man zu sich zum Kuchen einlud.
Als Familie sind wir in den Ferien fast nie zusammen verreist. Das war zu teuer und meine Eltern hatten in ihrer freien Zeit genug mit Haus und Garten zu tun. Es wurde allerdings 1x im Jahr die Verwandtschaft
in Norddeutschland besucht. War ja auch irgendwie Urlaub ... Und wir bekamen übers Jahr auch hin und wieder Besuch, was eine Abwechslung war.
Mit dem Verein war ich als Jugendliche unterwegs oder war im Zeltlager mit der Jungschar.
Mit der Familie ging es das erste Mal in den Urlaub, da war ich schon 15. Wir fuhren an den Balaton. Später bin ich selbst viel gereist.
An den Eltern sah man, dass man mit Dingen pfleglich umgehen soll und das alles erarbeitet werden muss. Von nichts kommt nichts. Und so nahm man sich als Kind und Jugendliche mit seinen Wünschen meist sehr zurück.
Heute gönnen sich Eltern mehr. Man gönnt sich Wellness, einen Konzert oder Musicalbesuch, geht ins Restaurant. Das wäre damals für meine Eltern nicht denkbar gewesen (abgesehen davon, dass es dies in der Mittelschicht so nicht gab)-
Es ist heute alles schnelllebiger, teilweise stressiger, die Zeit wird fast total verplant.
Damals scheint es etwas gelassener gewesen zu sein. Aber klar, ich sah diese Zeit nur aus der Warte des Kindes. Auf jeden Fall hatten meine Eltern grosse Schulden wegen Hausbau, machten sich Sorgen wegen der Arbeit und hatten gesundheitliche Probleme. Es gab hin und wieder Eheknatsch, was auch wir Kinder mitbekamen, und was uns ängstigte.
Meine Mutter war diejenige, die präsenter war, die zum Arzt und einkaufen mitging, die sich um Essen, Schulsachen, Kleidung kümmerte, mich tröstete, mich gesund pflegte und die in die Schulsprechstunde ging. Und das obwohl sie auch einige Jahre halbtags arbeiten ging. Mein Vater hatte Vollzeit Job, half am Feierabend beim Bau der Verwandtschaft, kümmerte sich ums Auto und den Nutzgarten. Meine Oma (Mutter meiner Mutter) war die Person, die sich neben meiner Mutter am meisten um mich und meinen Bruder kümmerte.
Sie war streng und dennoch herzlich.
Sonntags morgens gingen mein Bruder und ich oft ins Schlafzimmer und fingen bei meinen Eltern im Bett mit Kissenschlachten an .Oft wurde auch nur gekuschelt.
Die Schule war natürlich nicht immer toll .. Vieles war öde, die wenigsten Lehrer wirklich gut. Und einige Mitschüler waren ziemlich blöde, frech und daneben.
Sicher mag manches heute ziemlich anders sein.