Als ich vor knapp 10 Jahren mit 59 dem JC beitrat, fielen mir bald die Beiträge eines damals 64jährigen Mannes auf, der sich zu vielen unterschiedlichen Themen jeweils klug, humorvoll und unterhaltsam in unterschiedlichen Gruppen äußerte, ohne dabei je geschmacklos, überheblich oder vulgär zu werden oder andere User persönlich anzugreifen oder herabzusetzen.
Irgendwann schrieb ich ihm genau das, er antwortete postwendend, es entstand ein wunderbarer Mailaustausch und viele lange Telefonate, und als wir dann nach ca. drei Monaten uns erstmals persönlich trafen und sahen, war es für beide Beteiligten bereits in den ersten paar Minuten klar, dass es bei dieser einen Begegnung nicht bleiben würde.
In den folgenden Wochen intensivierte sich bei beiden das Gefühl, der andere sei tatsächlich der Mensch, nach dem jeder sein Leben lang gesucht hatte. Inzwischen sind wir seit fast neun Jahren ein Paar, führen eine sehr glückliche und stabile Fernbeziehung, die sich auch bereits in existenziellen Krisen (durch ernste Krankheiten beiderseits) bewährt hat, und die Innigkeit und Zuneigung in unserer Beziehung nimmt immer noch zu.
Ich denke im übrigen, dass die Paar-Beziehungen, die sich gerade im reiferen Alter entwickeln, weniger krisenanfällig sind, da die extrem anstrengenden Phasen von beruflichem Existenzaufbau, Kinderaufzucht, Finanzierung eines Hauses oder einer Wohnung etc. bereits abgeschlossen sind, man seine eigenen Stärken und Schwächen besser kennt, niemandem etwas "beweisen" muss und daher den anderen in seinen Eigenarten und seinem "So-Sein" einfach annehmen und sein lassen kann. Wir jedenfalls begreifen unsere Partnerschaft als unerwartetes spätes Geschenk im bereits vorgerückten Alter , das wir umso mehr bewusst hegen und pflegen, da wir um seine Kostbarkeit wissen.
Damit eine späte neue Liebe einen guten Start haben kann, ist es unserer Meinung nach allerdings zentral wichtig, dass beide mit ihrer Vergangenheit nicht (mehr) hadern und auch sämtliche Zuständigkeiten und Verpflichtungen materieller und finanzieller Art aus vorhergehenden Bindungen klar (und möglichst gerichtsfest) geregelt und nach allen betroffenen Seiten sauber kommuniziert wurden, und dass beide ebensogut alleine leben können und sich weder aus emotionaler noch finanzieller Bedürftigkeit, im Sinne von Mangel, zusammentun. Gleiche Augenhöhe in jeder Hinsicht ist - für uns jedenfalls - eine unverzichtbare Voraussetzung für eine dauerhaft glückliche Liebesbeziehung zwischen reifen Menschen.