Dass es heute für unsere Kinder anders ist als bei uns früher, ist natürlich den teilweise sehr dramatisch veränderten Rahmenbedingungen geschuldet... und möglicherweise auch den damit verbundenen Irritationen der Eltern, mit diesen Veränderungen umzugehen. Aber erst mal zu den veränderten Rahmenbedingungen:
1.) Gesellschaftlich:
In allererster Linie hat sich die Rolle, Stellung und damit verbunden das Selbstverständlichkeit der Frauen (und damit auch notgedrungen auch die Denke des noch so chauvinistischsten Mannes
) verändert. Frau ist (ja, ich polemisiere
) nicht mehr das Heimchen am Herd. Und damit verändert sich in vielen Familien auch der Familienrahmen - beide Eltern sind berufstätig. Ich will es auch nicht so darstellen, dass jetzt alles gut ist, aber auch das Sozialsystem unseres Landes hat darauf reagiert: Arbeitszeitmodelle sind flexibler, Ganztagesbetreuungsplätze für die Kinder unterstützen dies, es gibt ziemlich gute Wiedereingliederungsprojekte für Frauen nach Elternzeit (googelt mal Power_M in München) usw.
2.) Technisch
Unsere Kinder wachsen in einer ganz anderen technisierten Welt auf. Information ist jederzeit an (fast) jedem Ort der Welt verfügbar. Die Hardware (Mobile) ermöglicht ganz andere soziale Kontakte in einem vollkommen veränderten Zeitrahmen - Kontakt ist über jede Entfernung jederzeit möglich. Ich enthalte mich hier bewußt einer Bewertung, ob dies schlechter oder besser ist... es ist anders. Entertainment ist unendlich vielfältig verfügbar - früher gab es Radio und 4 Fernsehsender (1,2,3, + Tuttifrutti-Sender RTLplus
), heute Internet, Social Media Kanäle, YouTube, Streaming,... Spielen erfolgt auf mehr Ebenen, z.B. neben all den Möglichkeiten, die wir kennen, auch auf den Konsolen vernetzt.
3.) Didaktisch - Organisatorisch
Lernverhalten der Kinder ist ziemlich anders geworden. Hausaufgaben werden z.B. in der WhatsApp-Gruppe der Klasse eingestellt und ausgetauscht. Nachhilfe erfolgt z.B. über YouTube (und das teilweise überragend gut aufbereitet). Stichwort: Learning on demand. Kinder organisieren sich das Leben daher anders - je älter sie werden, um so zielorientierter. Sie lernen das, wovon sie sich einen Nutzen versprechen und nicht klassisch auf Vorrat... und entlarven unser veraltetes Schulsystem, das von alten Wissenschaftlern und Politikern gehegt und gepflegt wird (Mist, jetzt habe ich doch gewertet
) , als aus der letzten Generation stammend.
Es gibt sicherlich noch jede Menge andere Aspekte zu veränderten Rahmenbedingungen, aber alleine diese drei reichen aus, dass unsere Generation drauf schaut und mindestens irritiert ist, wie damit in Erziehung und Umgang mit unseren Kindern zu verfahren ist... oft aber auch überfordert, weil diese veränderten Rahmenbedingungen soooo anders sind, als wir sie erlebt haben. Und da vergleichen wir, wie hier in diesem Thread auch, das eigene Erleben unserer Kindheit mit dem unterstellten Erleben unserer Kinder und versuchen, ob aus Fürsorge oder Rechthaberei, unser Erleben unseren Kindern als Ziel vorzugeben. Und das kann nur schief gehen... so wie es teilweise auch nicht funktioniert hat, als meine Eltern/Großeltern mir ihre Vorstellung einer glücklichen Kindheit überstülpen wollten