Wer oder was ist dominant?
Nachdem hier immer wieder diese Frage aufgeworfen wird, will ich mal etwas ausführlicher meinen Senf dazugeben.Dominanz äußerst sich in (tatsächlicher, nicht eingebildeter) Stärke, und im Willen, sich Durchzusetzen. Dominante Menschen fühlen sich wohl in einer Umgebung, die durch Kampf und Risiko geprägt ist (also dort, wo sich Devote gerade nicht wohl fühlen). Das Aktivierungsniveau und das Bedürfnis nach Adrenalin sind eher hoch. Ebenso die Aggressivität, die unsereins am besten beim Eisenpumpen oder beim Kampfsport los wird. Da Dominante einen ausgeprägten Instinkt für Provokationen haben und dann reflexhaft aggressiv reagieren, kann das zum Problem werden. Zum Beispiel im Berufsleben, wenn irgendein Konkurrent, Kunde, Lieferant, Kollege usw. uns so angepisst hat, dass alle Impulse dahin gehen, ihn gegen jede Vernunft "fertig zu machen". Es ist natürlich auch zu erwarten, dass so ein dominantes (!) Persönlichkeitsmerkmal die Wahl bestimmter Berufe nahelegt.
Dominante Menschen haben eher weniger Hemmungen als andere, sind direkt, und lieben das Versteckspiel nicht. Die Taktik, im Alltagsleben zu buckeln, "dafür" aber als Ausgleich abends der Partnerin den Hintern zu versohlen, zeugt nicht von Dominanz, sondern von einer kaputten Persönlichkeit. Wer dominant ist, muss nicht erst sein innerstes Selbst erforschen, um das festzustellen, sondern hat es oft genug bereits von anderen gesagt bekommen (und keineswegs immer als Kompliment).
Zur Dominanz gehört auch ein passender Auftritt. Warum ein dominanter Mensch in albernem Aufzug daherkommen sollte (wir erinnern uns an die Strapsgürtel und kurzen Hosen eines anderen Strangs), ist mir völlig rätselhaft. Wer dominant ist, muss aber anderen keine Rätsel aufgeben. "Ach wie gut dass niemand weiß, dass ich dominant bin"? Nee, das ist dann halt doch eher Rumpelstielzchen.
Dominante haben eine Eigenschaft, die sie für Devote besonders attraktiv macht: Die Fähigkeit, Geborgenheit zu geben. Wirklich beschützen und Sicherheit geben kann nur jemand, der stark ist. Auch die Fähigkeit und Bereitschaft, sich um alle wichtigen und auch weniger wichtigeren Dinge des Lebens zu kümmern, zählt dazu. Schnell und sicher Entscheidungen zu treffen auch bei unsicherem Ausgang usw.
Dominante fühlen sich wohl, wenn ihre Position durch dienendes oder unterwürfiges Verhalten anerkannt wird. Das bedeutet keineswegs, dass sie immer herumkommandieren müssen. Wie in jeder gesunden Beziehung geht es auch dem Dominanten darum, seine Partnerin glücklich zu machen. Die Frage aus einem anderen Strang: "Haben Subs das Recht auf eigene Ansprüche?" ist daher völlig abwegig. Unsereins schreibt der Partnerin nicht alles vor. Für die Nachwelt muss diese Konversation mit meiner über alles geliebten Sklavin Monika überliefert werden. Ich: "Schatz, was möchtest Du heute abend machen, ins Kino oder Tanzen gehen?" Moni: "Ist mir doch egal, solange ich hinterher noch ordentlich den Arsch voll kriege."
Dominanz ist weder "besser" als Devotion noch als die Gemütslage des Durchschnittsmenschen. Zu meinen, dominante Menschen wären besser, ist ungefähr so klug wie die Auffassung, Männer seien besser als Frauen (oder umgekehrt). Ein psychisch gesunder dominanter Mann erfreut sich an seiner Dominanz in vermutlich der gleichen Weise, wie sich eine besonders weibliche Frau an ihrer Weiblichkeit erfreut und diese zelebriert. Manche finden das schön, und wollen es auch nicht anders haben. Altes finnisches Sprichwort: Vive la difference.
Und jetzt: Ring frei, Ihr dürft über mich herfallen!