Moin,
hier geht's ja heftig hin und her
Dazu vielleicht einmal die Ansicht eines Aussenstehenden, der weder einer Religions- noch einer Swingergemeinschaft angehört:
Frage: Warum gehört jemand einer Religionsgemeinschaft an?
Antwort: Das ist meistens durch das soziale Umfeld bedingt, in wenigen Fällen durch eine bewusste Entscheidung.
Frage: Ist so jemand automatisch "gläubig"?
Antwort: Je höher der (freie) Informationsfluss innerhalb einer Gesellschaft ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass eher eine Art von "Mitläufertum im Glauben" anzutreffen ist.
Frage: Wenn jemand "gläubig" ist, was gibt ihm dieses?
Antwort: In der Regel einen Halt bzw. einen moralischen Orientierungsrahmen für sein tägliches Leben.
Frage: Warum swingt jemand?
Antwort: Es gibt einen gewissen sexuellen Kick und darüberhinaus ggf. eine Erweiterung seines sexuellen Horizontes. Diese mögliche Horizonterweiterung kann ebenfalls einen Orientierungsrahmen für viele Bereiche des täglichen Lebens abgeben.
Zwischenfazit: Sowohl der "Glaube" als auch sexuelle Erfahrungen können einen also Menschen prägen, formen und ihm eine Orientierungshilfe bieten. Warum also beides in Konkurrenz zueinander sehen?
Meine Interpretation: Es ist mir von keiner sexuellen Spielart bekannt, dass diese eine Form von "Glauben", der nicht ausschliesslich ihren Zielen dient, ableht oder sogar bekämpft. Umgekehrt lässt sich das von manchen institutionalisierten Formen des "Glaubens" in Bezug auf die Sexualität nicht unbedingt sagen. Kann es sein, dass hier das Prinzip der Lustfeindlichkeit aus Angst vor der "Konkurrenz" zur obersten Maxime erhoben wird?
Fragen wir doch einmal weiter...
Frage: Wie kommt es, dass manche Mitmenschen durch ihren "Glauben" so weit gebremst sind, dass sie andere Möglichkeiten der Orientierungsfindung bestenfalls mit einem schlechten Gewissen, schlimmstenfalls nur mit Abscheu betrachten können?
Antwort: Wäre die Antwort einfach zu finden, würde die Welt in vielen Belangen bestimmt anders aussehen, als sie es heute tut. Vermutlich gaukelt "Glaube" betroffenen Personen aber so viel Sicherheit vor, dass niemand so ohne weiteres diese Sicherungsleine freiwillig durchtrennt.
Ich habe im bisherigen Text das Wort "Glaube" bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da ich es mit einer gesteuerten, institutionalisierten Gefühlsregung gleichsetze. Wer oder was diese Steuerung bewirkt, darüber ist in diesem Thread schon genügend geschrieben worden, nennen wir es der Einfachheit halber: "Religonsgemeinschaften". Religionsgemeinschaften verfolgen allerdings das Ziel der Machtausübung und -erhaltung. Insofern sind vorhandene Ressourcen (i. e. "Gläubige") ein nicht zu unterschätzendes Potential. Dabei wird bewusst verdrängt, dass Religionsgemeinschaften und deren Institutionen erst in einem kleinen Teil der Menschheitsgeschichte am Wirken sind - den Glauben (ohne Anführungszeichen!) an höhere Mächte gab es schon immer. Gäbe es heute Religionsgemeinschaften mit dem zentralen Bezug zum Sex, so wären einige ihrer Mitglieder vielleicht in bösen Gewissenskonflikten, wenn sie beispielsweise jährlich Weihnachten feiern wollen würden, da so etwas durch die Regeln des Sexglaubens ja nicht legitimiert wäre.
Mein Fazit: "Glaube" ist eine schöne Sache, wenn's denn im Leben weiterhelfen kann. Sobald durch "Glauben" Konflikte auftreten, sollte ganz klar die Notbremse gezogen werden und der Mensch als solcher für sich alleine seine Entscheidung treffen. Dafür haben wir schliesslich unseren Geist bekommen.
Zum Abschluss vielleicht noch eine Textpassage aus einem Lied von Georg Danzer:
"Ka Mißgunst und ka Angst
und Gott statt Religion
und dann is Frieden."
(Frieden, 1978)
Gruss
Flloyd