Hallo Kailyn,
auch ich möchte Dir gerne meine Gedanken mitteilen.
Wir kennen Dich hier aus dem Forum als junge Frau mit oftmals sehr gesunden Gedankenansätzen, klarer Linie und offenen Worten. Du teilst eine Menge Deines Privatlebens mit der anonymen Leserschaft, insbesondere eben auch Dein Sexleben...hier war/ist alles dabei: Asexualität, Polyamorie, BDSM, Offene Beziehung.
Im Gegensatz zu einer meiner Vorposterin habe ich Dein Leben nie als "paradiesisch" empfunden. All das, was ich lesen durfte, ging mir zu hoch, zu schnell, zu weit...und ich habe manchmal den Eindruck bekommen, dass Du doch sehr egoistisch Deine Bedürfnisse einforderst.
Parallel dazu wurden von Dir bei kritischem Nachhaken und Fragen von uns Usern (auch von mir) viele Dinge immer und immer wieder relativiert...zwar nicht geleugnet, aber ihrem Stellenwert wurde dann auf einmal nicht mehr eine so hohe Bedeutung beigemessen. Ich gebe Dir mal ein paar Beispiele:
-die von Dir geöffnete Beziehung: Dein Partner hatte Dich mehrfach betrogen. Das körperliche Fremdgehen war nicht das Problem für Dich, sondern seine Unehrlichkeit, es Dir verschwiegen zu haben. Du kamst mir sehr abgeklärt vor, aber wie verletzt warst Du wirklich?
-Deine bipolare Störung: das ist kein Zuckerschlecken, aber Deine Worte gingen in Richtung "ich bin medikamentös gut eingestellt und alles ist gut."
-Euer autistisches Kind: es braucht sicher viel Aufmerksamkeit und Fürsorge....dennoch gehst Du sehr gelassen mit dem Thema um und schreibst, dass die Großeltern oftmals auf die Kleine aufpassen.
-Deine verschiedenen Partner: Dein Freund, der Freund von Deinem Freund und dann noch der Dom. Waren es diese Drei oder gibt/gab es noch einen vierten? Bin mir nicht ganz sicher.
Mit allen hattest Du Sex...mehr noch: Du hast Dich weiterentwickelt, Blut geleckt, Deine Devotion erkannt. Dein Freund konnte Dir das nicht geben, also wurde BDSM ausgelagert (dennoch kann ich mich vage daran erinnern, dass nur Dein Partner mit Dir Rough Play inszeniert).
Du warst voll positiver Emotionen gegenüber Deinem Dom, hast aber immer gesagt, dass er nie in Dein Privatleben eindringen wird, eben weil Du es steuern kannst. Und was ist passiert? Du hast Dich verliebt und das wirkt sich natürlich auch auf eine Partnerschaft aus. Die Beziehung ist mittlerweile vorbei, traurig bist Du dennoch. Auch das hinterlässt Spuren bei Dir und Deinem Partner.
Wie hat er sich gefühlt, wenn er auf Arbeit und Euer Kind in der KiTa war, in dem Wissen, Du triffst Dich jetzt mit einem anderen Mann und erlebst Praktiken, die er Dir nie geben kann?
-der (nicht) vorhandene Wunsch nach einem zweiten Kind.
Das Thema wurde hier zwar mal diskutiert, dennoch hat es bei mir nie den Eindruck von "Leidensdruck" auf beiden Seiten erweckt. Es tendierte für mich eher in die Richtung "Wenn die Zeit reif ist, werden wir uns damit nochmal ernsthaft auseinandersetzen."
Ich habe hier die für mich relevanten Punkten herausgepickt. Natürlich sind das nur meine subjektiven Eindrücke und müssen überhaupt nicht dem entsprechen, was Du denkst, fühlst oder erwartest.
Mir liegt es fern, Dich oder Deinen Partner anzuklagen, ich versuche nur, beide Seiten im Ansatz verstehen zu können.
Dein Partner zieht sich von Dir zurück, hilft nicht mehr im Haushalt, macht Überstunden. Ein Symptom und sicher nicht die Ursache Eures Problems. Dieses sehe ich tatsächlich für ihn in Deiner Entwicklung. Vielleicht fühlt er sich Dir nicht mehr gewachsen? Rhetorisch und sexuell? Hat er das Gefühl, abgehängt zu werden? Fühlt er sich noch in seinen Bedürfnissen wahrgenommen?
Losgelöst vom Problem Deines Partners vermute ich Dein Problem -und daher auch die Lösung- in Deiner bipolaren Störung. Du bist medikamentös eingestellt und doch kann diese Störung nie ganz ausgeschaltet werden, sie soll ja eher in "geordneteren, gleichmäßigen Bahnen" verlaufen.
Ich habe mich vor Jahren von einer sehr guten Bekannten verabschiedet, weil ich mit ihren manisch-depressiven Phasen einfach nicht mehr klar kam. Es hat mich immer wieder heruntergezogen, wenn sie extremst sexsüchtig wurde und sie gefühlt "über Leichen ging." Genauso schlimm aber waren ihre depressiven Phasen, in denen ich gut genug war, um sie zu trösten und wieder aufzubauen.
Ich weiss, dass das nie boshaft von ihr gemeint war, aber ich konnte nicht anders und habe nach vier Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen.
Wenn ich mir nur im Ansatz vorstelle, wie es Dir in Deinen manischen Phasen geht, dann muss es Dir damit sehr schlecht gehen und dementsprechend auch Deinem Freund, denn eine psychische Erkrankung betrifft nie nur den Betroffenen alleine sondern auch das familiäre und soziale Umfeld.
Dein extrem hohes Bedürfnis nach Sex ist für mich auch nur ein Symptom für die Kompensierung anderer Baustellen. Und da würde ich persönlich ansetzen: mir Zeit nehmen, mich mit mir, meinen Baustellen (aus der Kindheit?) und meinem Inneren Kind auseinandersetzen.
Welche Verletzungen habe ich erlitten? Warum ist mein Selbstwertgefühl so gering?
Ich habe den Eindruck, dass Du die Bestätigung Deines Ichs im Außen suchst, nicht aber bei Dir selbst. Du bist Autorin und freust Dich über positives Feedback. Du schreibst hier im Joy zu vielen Themen und bekommst dafür viel Anerkenung. Du hast Deine Devotion erkannt und benötigst Aufmerksamkeit und Bestätigung des Doms. Ebenso in Deiner Familie, in der nun Du wiederum wiederholt seine Aufmerksamkeit forderst. Gefühlt definierst Du Dich über die Gunst von Anderen, machst Deine Zufriedenheit von ihrem Wohlwollen abhängig. Dabei hast Du das gar nicht nötig!
Deine rasante Entwicklung 2018 hat Dich total überfordert, das sagst Du selbst.
Und wie ist es mit Deinem Freund? Darf nicht auch er völlig überfordert sein? Noch dazu der Verlust Eures Kindes. Wer soll das denn alles auf einmal wuppen können? Niemand. Du nicht und er auch nicht.
Mir scheint, Ihr habt Euch verloren und ein Weg zu neuer Zweisamkeit ist noch nicht wirklich in Sicht.
Umso wichtiger, dass Du Dich einzig und allein um Dich kümmerst. Wie hier schon geschrieben: weg von Allem, was Dich von Dir selbst und Deiner Familie noch weiter entfremdet. Raus aus dem Joy, Deine Probleme, Sorgen, Ängste, Nöte mit Menschen besprechen, die sich auskennen und neutral sind. Menschen, die nicht bewerten, sondern Dich sein lassen wie Du bist, Dir aber andere Gedankenansätze vermitteln….professionelle Hilfe.
Das gleiche sollte Dein Partner auch machen. Wenn er nicht möchte, ist das vorerst sein Problem.
Sein Mauern wirst Du vorerst nicht abstellen können, zu festgefahren scheint Eure Situation.
Eine Sache beschäftigt mich noch sehr: wenn Du und Dein Partner mit Kondomen verhütet, er aber keine Erektion bekommt, ist das Kind dann auch von ihm gewesen? Entschuldige bitte diese Frage, aber sie drängt sich mir förmlich auf.
Wenn ein anderer Mann im Spiel war, ist die Sachlage nochmal um Einiges schlimmer.
Ist Dein Partner auch der Vater gewesen, liegen die unterschiedlichen Lebensvorstellungen doch klar auf der Hand. Einer will, der Andere nicht. Das kann für mich einfach nicht gutgehen und Enttäuschungen auf beiden Seiten, kontroverse Diskussionen, Abwertungen, sich und den Partner in Frage stellen, sind vorprogrammiert bzw. schon längst bei Euch vorhanden.
Nachdem das letzte Jahr bei Euch / bei Dir mehr als turbulent war, drehst Du nun an der Stellschraube. Jetzt, wo wirklich Vieles den Bach runtergegangen ist. Ich glaube nicht, dass Dein Freund das ohne Probleme im letzten Jahr verdaut hat,obwohl Du uns es so glaubhaft versichert hast. Alles schien tutti...und jetzt erfahren wir einmal mehr von Dir, dass diese rosarote Welt zusammengebrochen ist.
Mit einem Blick auf Deine Homepage habe ich Dein Synonym als Autorin gefunden und mir mal bei A...n Deine Bücher angesehen. Aufgefallen ist mir ein Zitat von Dir:
"Wer je in den Genuss eines dominanten Mannes gekommen ist, wird feststellen, dass man danach nie wieder dieselbe ist. Dominante Männer ruinieren die Möglichkeiten für jeden anderen Mann, der nach ihnen folgt."
Da stellt sich mir die Frage, ob Dein Partner von diesen Sätzen weiß? Letztendlich ist er ja genau das nicht, nämlich dominant.
Du sagst, Du fühlst Dich nicht mehr geliebt, nicht mehr wahrgenommen…..wie geht es ihm mit diesen Sätzen? Natürlich darf das Deine Meinung sein, aber ihn muss das wie einen Schlag ins Gesicht treffen. Zu wissen, er kann Dir nicht das geben, was Du brauchst und möchtest. Da darf auch er hadern, unzufrieden sein, mit sich alleine sein wollen, sich nicht mehr geliebt fühlen, traurig sein, viele Überstunden schieben etc. pp. ….und so schließt sich für mich der Kreis.
Mir würde es an Deiner Stelle nicht darum gehen, wie ich Verzicht üben kann, sondern wie ich wieder glücklich werde oder zumindest wieder den Status von Zufriedenheit erreiche.
Mache Sport, geh raus, treff Dich mit Freundinnen. Raus aus der Bude, rein ins Leben. Nur Du und Dein Ich. Mach Dein Leben nicht abhängig von Deinem Partner oder Deiner Devotion. Finde zu Dir selbst und lebe.
Ich habe sehr viel Mitgefühl mit Euch und wünsche Euch einfach nur einen Weg (wie auch immer der aussehen mag), mit dem Ihr Beide gut leben könnt. Jeder für sich als eigenständige Person, die nicht auf die Reaktion von außen angewiesen ist.
Kommt zu Euch, findet Euch wieder.
Alles Liebe