Das Thema lautet Verzicht
Ich finde es bedauerlich wie wenig auf Kailyn's eigentliche Fragen eingegangen wird. Anstelle wird hier von vielen versucht Paarberatung, Psyochtherapeut und Sherlock Holmes zu spielen. Noch einmal zur Erinnerung:
Zitat von ****yn:
„Wie geht ihr mit Verzicht um?
Mir geht es konkret darum, was andere machen, um mit dem Verzicht von körperlicher und emotionaler Intimität umzugehen. Was kann man tun, wenn man auf Sex und Nähe für unbestimmte Zeit verzichten muss, dieses Loch aber nicht mit irgendeinem Typen stopfen kann? Wie gehen andere mit Durststrecken um, was tun sie, um sich abzulenken und mit sich selbst fertigzuwerden? Was hilft ihnen, konstruktiv an der Situation zu arbeiten und sich selbst nicht als abstoßend und wertlos zu empfinden, was tut man gegen Minderwertigkeitskomplexe, Schuldgefühle und gegen Ablehnung?
Wie kann man lernen, zu verzichten?
Sollte man das überhaupt lernen?
[...]
Nur macht mir der Verzicht allmählich ehrlich zu schaffen.
Wie habt ihr solche Phasen für euch selbst gelöst? Wie habt ihr es geschafft, durchzuhalten?
Liebe Grüße,
Kailyn
Mir geht es konkret darum, was andere machen, um mit dem Verzicht von körperlicher und emotionaler Intimität umzugehen. Was kann man tun, wenn man auf Sex und Nähe für unbestimmte Zeit verzichten muss, dieses Loch aber nicht mit irgendeinem Typen stopfen kann? Wie gehen andere mit Durststrecken um, was tun sie, um sich abzulenken und mit sich selbst fertigzuwerden? Was hilft ihnen, konstruktiv an der Situation zu arbeiten und sich selbst nicht als abstoßend und wertlos zu empfinden, was tut man gegen Minderwertigkeitskomplexe, Schuldgefühle und gegen Ablehnung?
Wie kann man lernen, zu verzichten?
Sollte man das überhaupt lernen?
[...]
Nur macht mir der Verzicht allmählich ehrlich zu schaffen.
Wie habt ihr solche Phasen für euch selbst gelöst? Wie habt ihr es geschafft, durchzuhalten?
Liebe Grüße,
Kailyn
Ich habe mir noch einmal alle ihre Beiträge durchgelesen. Nirgendwo hat sie ihre Fragestellung revidiert oder erweitert. Anstatt jetzt seine eigene Erfahrung darzustellen, wird versucht jeden noch so kleinen Fehler in ihrer Beziehung aufzudecken. Es wird nicht gesagt, was man selbst in der Situation tun würde, sondern man gibt ihr dauernd Ratschläge, was sie tun soll. Und dann wird entgegen ihrer Bitte nicht auf ihr Kind, ihre sonstige Lebenszeit, ihr Hobby Joyclub und andere Dinge, die sie mit ihrem Partner verbinden, einzugehen, ständig wieder durch den Kakao gezogen.
Es braucht keine tiefgründige Analyse ihrer Beziehung, um ihr aus eigener Erfahrung bereichernde Informationen mitzuteilen. Es braucht keine Ratschläge, was sie tun und was sie nicht tun sollte. Sie ist alt genug um ihre eigene Entscheidungen, ihre eigenen Versuche und ihre eigenen Fehler zu machen.
Alles andere ist nur ein Versuch sie zu bevormunden bzw. zu entmündigen selbst ihres Lebens fähig zu sein. Daher kann ich ihre abblockende Haltung zuweilen ganz gut nachvollziehen.
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So nun zum Thema:
Ich habe es ja bereits geschrieben und ich finde in @*******sima Beitrag liegen viele gute Punkte. Ich denke Verzicht funktioniert nur temporär oder für Teile in einer Beziehung. Auf das temporäre bin ich ja bereits eingegangen. Die anderen Teile sind z.B. stehe ich ziemlich auf Analsex, meine Frau eher nicht so bis gar nicht. Also verzichte ich. Wir haben allerdings viele andere Dinge, an denen wir rumexperimentieren. Eine Beziehung mit jemand zu führen, der per se nicht experimientierfreudig ist oder wird, wird schwer zu akzeptieren für mich. Da würd ich nicht lange Verzichten.
Wenn es etwas grundlegendes ist, dass man sich wünscht, vermisst, quasi braucht, dann ist das kein Verzicht mehr, sondern wie @*******sima festgestellt hat, ein Mangel. Und da kommen wir bei Maslow ziemlich weit unten in der Bedarfspyramide an. Und bevor man weiter an seiner Selbstverwirklichung arbeitet, gilt es in der Regel erst einmal die unteren Stufen sicher zu stellen. Das sehe ich bei dir im Moment nicht gegeben. Du wohl auch nicht, sonst wäre der Thread ja nicht entstanden.
Ich habe leider kein positiv Beispiel zur Hand. Bei mir war eine ähnliche verfahrene Situation die Einläutung vom Ende. Allerdings denke ich, habe ich viel lehrreiches mitgenommen.
Ich habe früher versucht Sex zu initiieren und war beleidigt, frustriert und beschämt, wenn ich abgewiesen wurde. Bei ihr hat das Druck aufgebaut und es hat sich ein schlechtes Gefühl bei ihr entwickelt mit jedem Annäherungsversuch. Ich will damit sagen, dass man mit schlechter Laune bei sexuellen Handlungen, dann später den Sex mit schlechter Laune assoziiert und von vorneherein Vermeidungsstrategien entwickelt.
In meiner jetzigen Beziehung versuche ich deshalb viel relaxter zu sein. Will sie nicht? Ok, ist ihr gutes recht. Dann warte ich bis ich alleinige Zeit für mich habe und beschäftige mich mit mir selbst. Außerdem gebe ich ihr damit Raum, selbst sexuell kreativ zu werden und nicht nur zu warten bis ich wieder ankomme.
Würde es allerdings zu einem Dauerzustand werden, werde ich das Gespräch suchen. Nicht direkt nach einem Versuch, weil sonst wird wieder das Negative mit dem Versuch verbunden, sondern ein ganz normales Gespräch, indem ich ihr erkläre, was ich möchte, was ich brauche, dass ich das gerade nicht bekomme und wie wir jetzt mit der Situation umgehen.
Schwieriger ist es bei Liebkosungen, wobei du schreibst, dass die durchaus zwischen euch noch stattfinden. Liebkosungen sind für mich die Hauptabtrennung zwischen normalen freundschaftlichen Beziehungen und einer Liebesbeziehung. Wenn die nicht mehr funktionieren, wird es ganz schwer darauf zu verzichten. Das ist in meinen Augen dann schon seelische Selbstverstümmelung. Hier würde ich nicht lange warten/verzichten, bis ich mich selbst auf Ursachenforschung begeben würde und nach einer für beiden tragfähigen Lösung, dies wieder umzukehren.
Was seine Aussage "du meckerst schon wieder" betrifft, die finde ich persönlich schade, ist aber nichts anderes als eine Vermeidungsstrategie, dem Gespräch mit dir aus dem Weg zu gehen. Meine Antwort darauf wäre "Es kostet mich viel Überwindung mein Problem anzusprechen und wenn der Versuch dieses zu lösen abgeblockt wird, dann werde ich missmutig". Und dann würde ich schauen, wie mein Gegenüber mit dieser Konfrontation umgeht.
Um auf dein beschriebenes Problem noch weiter einzugehen. Ich halte einen Verzicht zwischen euch nicht hilfreich. Eher einen Verzicht auf andere Dinge (die offene Beziehung pausieren, er muss sich entscheiden, ob seine Arbeit oder seine Beziehung höhere Priorität besitzt, ...).
Was ich oftmals festgestellt habe, achtung Verallgemeinerung, viele Männer brauchen echt den Hammer auf dem Kopf um zu merken, dass was schief läuft bzw. merken sie es erst, wenn es zu spät ist. Frei nach dem Motto "ah sie ist tatsächlich gegangen, vielleicht kommt sie ja wieder zurück" "Ok nein, sie kommt nicht wieder, was ist denn schief gelaufen?" Meine Frau hat das ziemlich gut drauf. Wenn ich meinen Dickkopf voll gegengehalten habe bzw. meine persönlichen Befinden und Interessen über unsere Beziehung gestellt habe, hat sie laut für sich die Frage gestellt, ob sie überhaupt in solch einer Beziehung langfristig glücklich werden würde. Das hat mir durchaus die Augen geöffnet und meine Haltung geändert. Jedes Mal mit dem Zaunpfahl winken ist mit Sicherheit nicht die richtige Strategie. Manchmal gehts in meinen Augen nicht anders, die richtige Dosierung, muss man selbst finden.
Ich würde dir gerne ein Buch empfehlen, dass wir bereits rund 30 Leuten in unserem Freundes- und Familienkreis geschenkt haben, weil wir es so gut finden. "Thomas Gordon - Gute Beziehungen, wie sie entstehen und stärker werden". Für mich ein absoluter Schatz und die Basis der Ich-Sätze, gewaltfreier Kommunikation und Empathieverständnis.
Gegen Minderwertigkeitskomplexe, Abwertung, Selbstachtungsverlust habe ich mich auf meine Hobbys, meine Familie und auf meine anderen Freunde konzentriert. Ich habe viel Musik gemacht, mich mehr sportlich und sozial betätigt und mir woanders Feedback gesucht, dass mein Selbstvertrauen aufgebaut hat. Die Nadelstiche, dass es in der Beziehung nicht lief, blieben aber und haben das immer wieder unterwandert.
In deiner Situation würde ich mich schon mehr auf mich Konzentrieren, jetzt nicht unbedingt sexuell mit anderen, sondern einfach mal wieder meine eigenen Werte hinterfragen, was und wer mir wichtig im Leben ist und dort mehr Zeit reininvestieren. Allerdings hat meine Ex das damals auch und sich so komplett von mir abgekapselt. Deshalb würde ich gleichzeitig weiter an der Verbesserung der Kommunikation und einer konsensfähigen Lösung arbeiten. Nur würde ich eben nicht mehr den ganzen Haushalt alleine stemmen, ihm ständig hinterherlaufen und versuchen etwas zu bekommen, was er derzeit nicht gewillt ist zu geben. Deshalb von der emotionalen auf die rationale Ebene wechseln. Und ich weiß wie schwer das ist.
In der rationalen Ebene würde ich dann eine gemeinsame Lösung suchen, mit der beide sagen können "damit kann ich mit einem guten Gefühl ins Bett geben". Hier werden beide zugeben und auch Abstriche machen müssen. Und dann diese Lösung umsetzen und ausprobieren. Sollte sie nicht klappen, nicht weiter tragisch, dann wird eben nach einer Neuen gesucht, verhandelt und wieder umgesetzt. Das ist dann ein Schritt in die richtige Richtung, denn dann wird an der Beziehung wieder gearbeitet.
Ich hoffe meine Zeilen können dir ein wenig weiterhelfen. So wie ich dich hier kennen gelernt habe, bist du sehr reflektiert, hast gute Ideen und Ansätze und meistens eine unvoreingenommene Meinung. Deshalb gehe ich stark davon aus, dass du auch in deiner, vielleicht mehr emotional belasteten, Beziehung die für dich richtigen Entschlüsse ziehst und ihr eine Lösung findet. Diese kann von so weitermachen, kleine Änderung, große Änderung, neues Auslegen der Beziehungsform bis hin zur Trennung, alles beinhalten.
Le Sybarite