Hm
Ich habe ein Problem damit, wenn jemand sagt:
"Ich bin zuerst Sadist und dann erst Reaktionsfetischist."
egal wie das formuliert wird.
Vor einigen Jahren hab ich das auch mal gesagt...und irgendwann hab ich aber angefangen darüber nachzudenken...
Meiner Meinung nach lässt sich das nicht trennen - ein Sadist ist, meiner Erfahrung nach, IMMER auch ein Reaktionsfetischist.
Anders gehts ja nicht.
Ein Sadist - egal ob "Real"- oder"BDSM-Sadist" - zieht nicht aus dem zugefügtem Schmerz seine Lust, sondern aus der Reaktion AUF den Schmerz.
Nehmen wir einen Real-Sadisten der sein Opfer hat.
Wenn er diesem Opfer Schmerzen zufügt ohne Ende, ihm die Zehen und Finger bricht, die Zähne zieht und die Nasenschleimhäute mit einer Zange raus reißt - wird er dabei nur etwas empfinden, wenn sein Opfer auch darauf reagiert.
Ein Opfer im Koma, ein totes Opfer oder schlicht absolut schmerzunempfindliches Opfer - gibt ihm nichts.
Es muss eine Reaktion da sein - sonst wird sein Bedürfnis nicht befriedigt...
Diese Reaktion kann auch einfach nur Angst sein...
Aber seine Bedürfnisbefriedigung passiert durch als Reaktion auf die Reaktion des Opfers auf den Schmerz.
Und jetzt nehmen wir einen BDSM-Sadisten...
Wenn der jemanden da hat, der nicht reagiert - weder Angst noch Schmerz noch Lust zeigt, sondern einfach nur teilnahmslos rum liegt während er geschlagen, getreten, verbrannt, gekniffen oder sonst was wird, mit leeren Augen in die Luft starrt und alles ohne einen Mucks hin nimmt - dann zieht kein BDSM-Sadist den ich kenne daraus Lust.
Oh - manche sehen das als Sport und Herausforderung an, werden wütend oder enttäuscht...aber für keinen ist es ein Kick.
(zum letzten Mal erwähne ich jetzt, dass es sich rein auf die bezieht die ich kenne und mit denen ich darüber gesprochen habe und ich keinesfalls globale Aussagen treffe - wenn es für wen anders ist, dann bezweifle ich das nicht)
Das, was dann da kickt ist tatsächlich die Macht die man in diesem Moment über diese Person hat - aber auch ausschließlich wieder als Reaktion auf die "Machtübertragung".
Vielleicht ist:
"Ich bin zuerst Sadist und dann Reaktionsfetischist."
deshalb ein Problem für mich, weil es kein Ranking gibt - sondern beides eben Hand in Hand auf einer Stufe passiert...
Denn:
Was bringt es denn jemandem Schmerzen zuzufügen - wenn derjenige einem nicht zeigt, dass er Schmerzen HAT?
Dann weiß man ja nicht mal, ob es dem anderen weh tut oder nicht...
Wie sieht das bei mir aus?
Ich tu Menschen weh - und mir ists dabei egal ob das ein Maso-Mensch ist oder ein Nicht-Maso-Mensch.
Ich kenne keinen einzigen Maso-Menschen der jede Art von Schmerz sexualisieren kann - und wenn ich mit einem Maso-Menschen spiele, dann sollte der sich der Tatsache bewusst sein, dass ich nicht seine sexualisierbaren Schmerzreize priorisiere - sondern die Art Schmerzen, die ihn dann zum Leiden bringen...weil es mir als Egoisten erstmal um MEINE Lust geht...und die wird getriggert durch das Schmerzempfinden des Gegenübers.
Macht spielt dabei definitiv mit eine Rolle bei mir.
Was keine Rolle spielt (bei mir) ist sowas wie:
Er sagte - sinngemäß - er „brauche“ das Ausleben von erlaubter und im Rahmen einer Session einvernehmlich zugelassener Gewalt, um den Stress und Druck abzubauen, der sich bei ihm im Umfeld unserer Gesellschaft aufbaut.
Diese nach SSC oder vielleicht war es auch RACK mögliche kontrollierte Gewalt hindere ihn (Menschen allgemein?!) an plötzlichen aggressiven Gewaltausbrüchen.
Ich bin recht gut kontrollierte Gewalt.
Meine Gewalt ist immer kontrolliert.
Ich habe auch kein...Tier welches ich raus lassen würde.
Ob ich jetzt 1 Woche oder 10 Jahre keine sadistischen Aktionen durchführe spielt dabei keine Rolle für mich - weil ich keinen Leidensdruck habe.
Das trifft auch auf Sex zu bei mir - und wohl auch bei den meisten anderen...
Diese Aussage aus dem Zitat finde ich deshalb eben auch sehr...bedenklich um ehrlich zu sein.
Bedeutet sie doch eigentlich:
"Wenn ich nicht regelmäßig als Sadist meine Partnerin verhaue, dann kann ich den Gewaltdruck in mir nicht kontrollieren und gehe willkürlich auf Menschen los."
Damit kann ich auch sagen:
"Wenn ich nicht regelmäßig Sex bekomme, dann zieh ich los und vergewaltige Menschen."
(zumindest in meiner Lesart kommt es so an)
Wer es so empfindet - der sollte, m.M.n., auch nach "Alternativen Behandlungsmethoden" suchen, die sich abseits von BDSM befinden (zusätzlich, nicht als Ersatz).
Aber das ist halt auch nur meine Meinung und keine fundierte Aussage.
Für mich gibt es also viele Faktoren die mir wichtig sind:
• Reaktion
• Macht
• Aktion
und irgendwie alles zusammen...
Die Reaktion muss nicht immer die gleiche sein...
Nicht immer ist die Schmerz-Reaktion das was mich kickt - sondern auch mal die Angst oder sogar das entgegen gebrachte Vertrauen und auch mal ihre Lust...das ist so unterschiedlich, ich kann es gar nicht näher bestimmen...meist ist es ein WirrWarr an unterschiedlichen Reaktionen und ich kann vorher auch nicht zwingend sagen:
"Ich will auf das diese Reaktion damit ich mich gut fühle."
Was löst es in mir aus?
Freude, sexuelle Erregung, Gleichgültigkeit...je nachdem
Im übrigen...reagiere ich auch auf meine eigene Reaktion auf ihre Reaktion...
Sprich:
Ich schlage sie (Aktion)
Sie hat Schmerzen (Reaktion)
Ich finde das gut (Reaktion->Aktion)
Ich freue mich darüber (Reaktion->Aktion)
oder
Ich nehme das gleichgültig hin (Reaktion->Aktion)
Ich werde sexuell erregt, weil mich meine Gleichgültigkeit über ihren Schmerz kickt (Reaktion)
Und vielleicht ist das ja nicht nur bei mir so, dass eine Reaktion auch direkt zu einer Aktion werden kann...bei mir sind es eben oft solche "Aktion->Reaktion->Aktion"-Ketten.