Macht ?
Tja, es ist für mich immer wieder interessant zu lesen, wie sich der einzelne seine Beweggründe erschließt.
Für mich ist es jedoch zunehmend schwierig geworden, meinen Sadismus in welcher Form auch immer, positiv zu bewerten.
Mich hat früher wohl gekickt, dass ich den Schmerz, den ich selber hätte empfinden müssen, lieber jemand anderen habe spüren lassen.
(Un-) glücklicher Weise (für mich), habe ich aber gemerkt, dass das nur ein untauglicher Versuch war.
Dabei habe ich mir natürlich etwas zurecht gefaselt über angebliche "Nähe" zu meinem Opfer, und ja sogar in die Untiefen von angeblicher "Macht" habe ich mich begeben.
Bis ich eben aus meinem (und der anderen) Alptraum aufwachte und merkte, dass ich nicht jemand anderen benutzen kann, um mir den Schmerz abzunehmen, den ich unbedingt NICHT spüren wollte.
Und ich konnte dann auch für mich nicht mehr verklären, warum das, was ICH tat (bitte wieder abregen, ich spreche hier nur von mir, so wie es die TE gewünscht hat!) ganz und gar nichts Positives hatte.
Ich habe da für mich einfach mal genau hingesehen, als die Frage anstand, eine Masochistin zu misshandeln. Was soll daran einen Sadisten kicken? Und dann merkte ich eben, dass mir das Schmerzen zufügen bei ihr gar nichts bringen würde. Es heilte nämlich meinen Schmerz nicht.
Und das mit der angeblichen Macht, die ich als Dom habe (?), wurde für mich eine noch größere Lachnummer. Und das berechtigt, wie die Statements so mancher subs, die hier (verbotener Weise!) schreiben, deutlich zeigen. Denn wer glaubt, er könnte Schmerzen, zufügen und hätte Macht, weil er "es kann", irrt.
Die sub ist es doch, die diese Macht vergibt. Und wenn ihr irgend etwas nicht passt, kommt der Abbruch. Und dann gibt es natürlich den Einwand der Super-Doms, die sagen, dass sie das nicht stört und sie trotzdem weitermachen - und dann vom Metakonsens hypothetisieren. Der aber am Ende nichts anderes, als eine Körperverletzung darstellt.
Und da kann ich für mich nicht mehr irgend etwas konstruieren, das auch nur das Geringste mit - positivem - BDSM zu tun hat.
Ich kann das deswegen sagen, weil ich - nach langem Studium und weiterer mühsamer Ausbildungszeit einen Beruf habe, in dem ich Menschen weh tun dürfte und wirkliche Macht habe.
Und wahrscheinlich gerade deshalb noch genauer hin sehe, als der Normalbürger, was ich da tue. Und schon als Weichei bei manchen verschrien bin, weil ich meine Schmerztherapie - vielleicht ein bischen zu (?) - ernst nehme.
Eine Masochistin ist in meinen Augen nicht nur ein bischen "schmerzgeil". Das ist für mich - nach meiner Erfahrung - eine sehr oberflächliche Art der Herangehensweise.
Das ganze ist rein physiologisch für mich eher eine Sucht. (Und einer Sucht liegt immer eine "Störung" zugrunde).
Denn Schmerzen sind der billigste und einfachste Weg für einen "Junkie", um an einen morphin-ähnlichen Stoff zu kommen. Die körpereigenen Endorphine nämlich - und dann noch gepaart mit Adrenalin - sind besser als jedes gekochte Amphetamin. Und sauberer und antiallergisch...
Aber es muss leider auch gesteigert werden, denn es gibt eine Schmerzschwelle und jeder praktizierende SM´er weiß (oder besser, sollte es wissen), dass die steigt.
Ich suche auch weiterhin nach irgend etwas "Gutem" in meinem Sadismus - wer eine Idee hat, nur her damit.
Ich bin allerdings auch froh über meine Zweifel. Denn ich habe zwar sicher die ein oder andere Masochistin ent-"täuscht". Aber ich bin nicht mehr für ihr "Leid" verantwortlich (das ist sie selber).
Und ich kann "mein Leid" zunehmend annehmen und damit besser umgehen, so dass es immer weniger wird. Nicht von allein, und es ist eine mühsame und manchmal auch sehr schmerzvolle Angelegenheit. Aber ich bekomme dabei ein große Freiheit im Kopf und ich verlasse immer häufiger meine eigene Komfortzone und tobe mich an meinen eigenen Grenzen aus. Und erweitere sie damit ungemein.
Und ich finde auch noch jemanden, der damit genau so unbefangen und offen umgehen möchte und kann. Und dann habe ich auch endlich meinen "guten" BDSM...
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Patientin zum Anaesthesisten: "Und was ist nun genau Ihre Aufgabe?"
Anaesthesist: "Ich? Ich fixiere Sie hier auf diesem Latex-Tisch, gebe Ihnen Drogen und kontrolliere Ihre Sauerstoff-Zufuhr!"
Patientin: "Echt? Meinen Sie, wir könnten uns auch mal privat treffen?"