Devotion und Passivität
Niemand widerspricht Puppenspieler?
Dabei hat er auf einen tiefgängigen wesentlichen Punkt menschlicher Existenz aufmerksam gemacht: "der mensch braucht führung."
Aber er betont zugleich, dass die Sehnsucht nach Geführt-Werden keine Devotheit, sondern eher "Passivität" bedeutet.
Spannende Thesen.
Wieso braucht der Mensch Führung? Und wer gibt sie ihm, wenn nicht ein paar wenige andere Menschen? Und warum brauchen gerade
die keine Führung? Und wer bestimmt, wer zur ersten und wer zur zweiten Art von Menschen gehört?
Und was hat das mit Devotheit zu tun? Gar nichts, sagt Puppenspieler, denn Passivität ist etwas völlig anderes als Devotheit.
Recht hat er. Devotheit stammt vom lateinischen Verb "vovere" und heisst – ist das nicht schön? – "geloben". Das "Votum", was unsere gewählten Volksvertreter in Berlin abgeben, ist eigentlich ein "Gelöbnis", was diese natürlich im Verlaufe von zweitausend Jahren Wortgeschichte verdrängt haben.
Die zusammengesetzte Verbform "de-vovere" heisst neben "geloben" auch "weihen". "Devotion" ist ein Wort, das im religiösen Kontext gebraucht wurde: ich weihe mich dem Herrn. Gott war gemeint, nicht der Dom.
Damit bestätigt sich Puppenspielers These: Devotion ist ein
höchst aktives Tun. Denn von alleine, ohne Zutun, weiht sich da gar nichts. Devotion setzt grosse Bewusstheit und Zielstrebigkeit voraus. Sich mal eben von Dom führen zu lassen, is' nich'. Das ist Faulheit oder Passivität.
Also wäre die Mehrheit der Menschen eben doch nicht devot. Sondern passiv.
Bleibt noch die Frage, wie es kommen konnte, dass wir Doms uns an die Stelle des alten Herrgotts setzen konnten und nun Devotion für uns beanspruchen?
Da müssen wir Doms wohl noch ein bisschen dran arbeiten, dem Vergleich mit dem alten Herrgott stand zu halten…..
stephensson
art_of_pain