Nicht jedes Emoji ist sinnvoll und in normaler Konversation sinnvoll. Und übermäßiger Gebrauch ist sicher meist Unsinn. Allerdings können einige Emojis durchaus helfen, Emotionen (deutlicher) auszudrücken. Darauf haben schon andere hingewiesen.
Deshalb teile ich folgende Aussage aus dem Beitrag nicht vollständig:
"Wenn ich es so schreibe, wie ich es meine, stehe ich zu dem Inhalt – und dem angeschlagenen Ton."
Warum stimme ich dem Teil mit dem Ton nicht zu, und was das mit Emojis zu tun hat?
Ja, man sollte zu dem Inhalt stehen, den man schreibt. Im Gegensatz zum geschriebenen Wort, hat das gesprochene Wort aber wirklich einen Ton. Und der Tonfall, die Betonung, die Geschwindigkeit und die Lautstärke tragen dazu bei, dass der Hörer das Gesprochene richtig einordnen kann. Diese nonverbalen Elemente sind Teil der Kommunikation, der Inhalt manchmal erst interpretierbar macht. Im Idealfall lernen wir das vom Beginn unseres Lebens an: Woran erkennen wir z. B. Sarkasmus oder Ironie oder dass wir jemanden humorvoll auf den Arm nehmen? Wer kleine Kinder kennt, weiß, dass es nicht der Inhalt, nicht einmal die Formulierung ist, sondern der Ton und das Verhalten drumherum, das den Ausschlag gibt.
Erfahrungsgemäß ist der "Ton" beim geschriebenen Wort nicht immer so klar zu erkennen. Ich wette, dass fast jede(r) Situationen kennt, in denen er oder sie falsch verstanden wurde, weil etwas im Ton anders ankam, als es gedacht war - auch wenn es gut formuliert war und man zum Inhalt steht. Man kann z. B. etwas humorvoll meinen und sehr gut formulieren, aber das Gegenüber versteht es nicht so. Dann kann man so sehr zu dem angeschlagenen Ton und Inhalt stehen, wie man will. Es nützt nichts. Das wird natürlich einfacher, wenn man sich kennt und weiß, wie das Gegenüber tickt.
Das gleiche Problem tritt natürlich auch manchmal in gesprochener Konversation - sogar Auge in Auge - auf. Dann wird jedoch vieles durch Gesten, Blicke, Berührungen oder anderes erklärt. Sage ich "blöde Kuh" (mir fällt gerade nichts besseres ein) kann das je nach Kontext und Art des Tons ganz anders gemeint sein. Schreie ich es? Lache ich dabei (in einem humorvollen Sinn)? Sage ich es einfach nur sehr ernst? Fasse ich (wenn das von der Beziehung her passt) die Person dabei an? Das alles sind Signale, die es geschrieben nicht gibt - oder die erst kompliziert formuliert oder sorgsam verpackt werden müssen.
"blöde Kuh
", "blöde Kuh
" oder "blöde Kuh
" machen es unter Umständen klarer; aber natürlich kann es Missverständnisse - wie im realen Leben - auch dann noch geben.
Ich stimme also zu, dass Emojis oft unsinnig sind - viele der Emojis versteht man ja auch gar nicht ohne Erklärung. Aber ganz verteufeln würde ich sie nicht, weil sie manchmal nicht bequem sind, sondern unkompliziert.
Und noch zwei zusätzliche Gedanken, dann reicht es auch:
Das richtige Leben besteht auch aus Emojis (im Sinne nonverbaler Kommunikation): Winken, Grinsen, Stinkefinger, Daumen nach oben usw...
Und wer früher eine Postkarte aus dem Urlaub geschrieben hat, hat womöglich auch manchmal eine Sonne oder ein Herz dazu gemalt...
Danke für die Geduld beim Lesen.