Vor Freude strahlend und mit ihrem neuen Sommerkleid in der Hand verließ Karla zusammen mit Frank das Kaufhaus. Sorgsam und ganz nach alter Schule hatte die Verkäuferin das Kleid zusammengelegt und in hellbraunes Packpapier gewickelt. Eine Schnur, die kreuzweise darum gewickelt war, sorgte dafür, dass Karla das kleine Päckchen gut tragen konnte.
Draußen war es angenehm warm und die Fußgängerzone, in der noch vor Jahren eine Straßenbahn fuhr, war gefüllt mit Menschen, die vom Alltag getrieben ihrer Wege gingen.
„Also ich hätte jetzt Lust auf einen schönen Erdbeereisbecher. Du auch, Schatz? Da drüben ist eine Eisdiele. Wollen wir dahin gehen?“ Frank zeigte auf die Eisdiele, nur wenige Meter vom Kaufhaus entfernt, wo sich schon eine kleine Schlange an der Eingangstür gebildet hatte. Offensichtlich waren sie nicht die Einzigen, die nach einer Erfrischung lechzten.
„Da können wir uns sogar draußen hinsetzen. Ich glaube, an dem einen Tisch wird gerade Platz.“ Tatsächlich stand genau in diesem Moment ein älteres Paar auf und machte Platz.
Zielgerichtet und in zügigem Tempo lief Karla auf den Tisch zu. „Wird der Tisch jetzt frei?“ fragte sie anstandshalber und bekam ein „Ja!“ als Antwort.
Schon saß sie auf dem bequemen Stuhl und machte allen anderen um sie herum damit klar, dass das nun für die nächste Zeit ihr Platz ist. Frank kam dazu, machte sich es ebenfalls bequem und schaute sich um. Um sie herum saßen schon viele Leute, die genüsslich ihre Eisbecher verschlangen und den warmen Tag genossen. Die ruhige, entspannte Atmosphäre wurde nur durch das Meckern einer jungen Mutter am Nebentisch unterbrochen, deren kleines Kind sich gerade die Schokoeiskugel aus der Waffel über sein schönes gelbes Hemdchen gekleckert hatte. „Kannst du denn nicht aufpassen?“ wetterte sie und wischte mit einem Taschentuch das restliche Eis vom Hemdchen. Das war natürlich versaut und genervt schnappte die junge Mutter ihre kleine Tochter und lief davon.
Ruhe kehrte wieder ein und Karla überlegte noch, für welchen Eisbecher sie sich entscheiden sollte. „Weißt du schon, was du nimmst?“ fragte sie Frank.
„Ich habe jetzt Appetit auf einen schönen Erdbeereisbecher mit Schlagsahne!“ Ohne einen Zweifel an seiner Entscheidung aufkommen zu lassen, äußerte Frank seinen Wunsch.
„So schnell bekomme ich sowas nicht wieder. Wenn es bei uns mal Eis als Nachtisch gibt, dann immer nur eine Kugel mit so krachsüßen Dosenfrüchten dazu. Das schmeckt manchmal sowas von ekelig.“ Dabei schaute Frank immer wieder auf die Nachbartische, auf den schon der ein oder andere dieser leckeren Versuchung verspeist wurde.
Während Franks Entscheidung gefallen war und Karla noch überlegte, sah er in der Ferne eine Frau, die ihn stark an Ruth erinnerte. Aber was sollte sie um diese Zeit hier wollen? Es war Montag und um diese Zeit war ihr Wartezimmer meist voll mit Soldaten und Offizieren, die sich ihre Wehwehchen behandeln lassen wollten.
Aber je näher die Frau kam, um so sicherer wurde sich Frank. Es war Ruth. Ihre halblangen Haare hatte sie heute zwar streng nach hinten gekämmt, aber alles andere an ihr ließ keinen Zweifel zu. Fast spielerisch wippten ihre Brüste bei jedem Schritt und ihr nicht ganz schmales, dafür sehr weiblich anmutendes Becken wackelte voller Stolz hin und her.
Immer mal wieder drehten sich Männer nach dieser attraktiven Frau um, was Frank durchaus verstehen konnte.
Ihr Weg führte Ruth ebenfalls zu der Eisdiele, wo sich Karla gerade auch für einen Erdbeereisbecher mit Schlagsahne entschieden hatte. „Scheiß auf die Kalorien. Wir haben Urlaub! Ich hole uns mal zwei.“ Schon stand Karla auf und ging zur Theke.
In der Zwischenzeit hatte Ruth aber bereits die Eisdiele erreicht und war schon vor Karla hineingegangen. Frank kam gar nicht mehr dazu, Karla auf die unerwartete Begegnung hinzuweisen.
Vor ihr standen einige Leute an der Theke und es dauerte recht lange, bis die offensichtlich ungeübte Bedienung jeden einzelnen Eisbecher zurecht gemacht hatte.
Karla schaute sich gelangweilt um und hoffte, dass es bald ein bisschen schneller gehen würde. Genervt vom langen Warten atmete sie einmal tief durch und betrachtete weiter ihre Umwelt.
Der Frau vor ihr war der tiefe Seufzer nicht entgangen und sie drehte sich zu Karla um.
„Irgendwann werden wir schon noch dran kommen“ sagte sie mit freundlich warmer Stimme und mit einem Lächeln auf ihren schönen, rot bemalten Lippen.
Karla sah sie zunächst nur kurz an, stutzte aber auf einmal. „Wir kennen uns doch? Haben wir uns nicht letzten Freitag vor der Kaserne gesehen?“
Ruth überlegte kurz, kam selbst aber auch schnell wieder drauf. „Genau! Sie haben dort auf ihren Freund gewartet. War der Urlaub schön?“ Ruth wusste genau, wer da hinter ihr stand, wollte sich aber nicht gleich zu erkennen geben. Im Augenwinkel sah sie Frank draußen an einem Tisch sitzen. Ihr Herz fing an zu pochen und ihr wurde warm.
Auch Karla erkannte Ruth sofort. Das Lächeln dieser Frau machte auf sie vom ersten Moment an einen sehr herzlichen Eindruck. „Wir haben immer noch Urlaub. Mein Freund muss erst in zwei Tagen wieder zurück.“ Ruth nickte und von Verlegenheit etwas übermannt erwiderte sie kurz: „Da haben Sie ja wirklich Glück mit dem Wetter. Es soll ja die nächsten Tage auch noch so bleiben.“
„So, wer ist jetzt dran?“ Obwohl die ungeschickte Verkäuferin eigentlich überhaupt keinen Grund zu Hochmuth gehabt hätte, versprühte sie gerade rechtviel davon und kratzte mi ihrem Eisportionierer in den Kühlbehältern herum.
Mit einem Schokoeisbecher in der Hand wollte Ruth schon nach draußen gehen.
„Mein Freund sitzt dort an dem Tisch. Wenn Sie wollen, können Sie sich mit zu uns setzen.“
Karla wusste nicht so genau, in welche Richtung das jetzt alles gehen würde. Aber irgendwie hatte sie gerade Lust, diese Frau, die ihrem Freund schon so einige Schöne Momente geschenkt hatte, näher kennenzulernen.
„Weiter geht’s!“ Wieder kam eine barsche Aufforderung, nicht den Betrieb aufzuhalten.
„Zwei Erdbeereisbecher mit Schlagsahne bitte!“ Karla drehte sich kurz um und sah, wie Ruth schon an ihrem Tisch stand.
„Ruth!? Was machst du denn hier?“ Zwar hatte Frank sie vorhin schon gesehen, war nun aber doch darüber überrascht, dass sie vor ihm stand.
„Deine Freundin hat mich gefragt, ob ich mich zu euch setzen möchte.“ Ruth freute sich Frank zu sehen und strahlte über ihr ganzes schönes Gesicht.
„Ja, gerne doch. Bitte!“ Frank stand auf und bat ihr höflich einen Stuhl an.
„Hast du heute frei?“ wollte er wissen und sah schon Karla mit den zwei Eisbechern aus der Eisdiele kommen.
„Ist das nicht ein schöner Platz hier? Schattig und man kann so schön die Leute beobachten.“ Karla stellte die Eisbecher ab, setzte sich und begann sofort, die erste Erdbeere zu vernaschen.
„Karla, das ist Ruth. Du weißt schon. Ich habe dir von ihr geschrieben.“ Das klang alles ein wenig förmlich, dabei brauchte Frank doch gar keine Zweifel zu haben. Karla freute sich über dieses Treffen und zeigte das auch mit einem strahlenden Lächeln.
„Wir haben uns schon am Freitag auf dem Parkplatz gesehen. Hallo, ich bin Karla.“ Dabei streckte sie Ruth ihre Hand entgegen, was Ruth sehr gern erwiderte.
„Und ich bin Ruth. Du kannst ruhig DU zu mir sagen.“ Frank freute sich, dass die Situation sich sehr schnell auflockerte und alle drei widmeten sich nun ihren Erfrischungen.
„Erzähl schon, hast du heute frei?“ Frank ließ nicht locker. Was machte sie heute hier?
„Ich habe heute und morgen einen Lehrgang hier im Krankenhaus. Eigentlich wollte ich mich jetzt mit einer Freundin treffen und mit ihr ins Kino gehen. Aber die hat kurzfristig abgesagt. Hat wohl was besseres vor.“ Dabei zwinkerte Ruth schelmisch und sowohl Frank, als auch Karla konnten erahnen, was sie damit meinte.
„Was kommt denn im Kino?“ Karla war neugierig und fand die Idee, ins Kino zu gehen, gar nicht so schlecht.
„Es gibt hier ein kleines Kino, wo sie immer mal wieder besondere, oder auch ältere Filme zeigen. Das ist ganz nett dort.“ Ruth schleckte an ihrem Eis und schaute beide lächelnd an.
„Und was kommt heute?“ wollte Frank wissen.
„Lady Chatterley“ war die kurze, von einem verführerischen Lächeln begleitete Antwort.
Karla schaute zu Frank und ihre Augen bekamen einen hellen Glanz. „Ist das nicht dieser Film, wo …“ Sie konnte ihren Satz gar nicht zu Ende sprechen, weil Ruth schon ergänzte: „Genau. Wo sie ihren Gärtner verführt. Oder von ihm verführt wird. Je nachdem, wie man es sehen will.“ Ruth schaute Karla mit ebenso strahlenden Augen an. Die Chemie zwischen den beiden Frauen schien zu stimmen.
„Den Film habe ich noch nicht gesehen. Aber das Buch habe ich mal gelesen. Christine hat mir es mal ausgeliehen.“ Kurz schaute Frank zu Karla und fügte hinzu: „Ihre Schwester!“
„Ach, ihr seit Schwestern? Das ist ja ein Zufall.“ Irgendwann hatte Frank es ihr bestimmt schon mal erzählt, aber gerade konnte sie sich nicht daran erinnern.
„Ja, meine kleine Schwester. Leider haben wir nur wenig Kontakt. Schade eigentlich. Aber Frank kennt sie ja auch ganz gut. Sie ist eben ein Freigeist und nur schwer einzufangen.“
„Das stimmt allerdings.“ Franks Antwort klang auch ein wenig bedauernd und Karla versuchte die Situation zu entspannen.
„Ich habe mir vorhin ein Sommerkleid gekauft.“ Dabei deutete sie auf das kleine Päckchen, das neben ihr auf dem Stuhl lag. „Da war vielleicht ein Drache von Verkäuferin.“
Frank musste lachen und dachte gerade an die schnelle Nummer, die sie in der Kabine abgezogen hatten.
„Mal sehen, wann sie mein kleines Geschenk entdeckt?“ Karla schmunzelte und Frank wusste genau, was dieses Schmunzeln bei ihr zu bedeuten hatte. Das machte sie meistens dann, wen sie mal wieder ganz sündige Gedanke im Kopf hatte.
„Du hast ihr ein Geschenk gemacht? Was denn?“ Frank konnte sich nicht daran erinnern, dass Karla der Verkäuferin etwas geschenkt hatte.
Karla lehnte sich langsam in ihrem Stuhl nach hinten, schaute sich kurz um, ob auch niemand herblickte und schob ganz langsam ihren dünnen Rock nach oben.
Ruth und Frank saßen ihr gegenüber und bekamen Stilaugen. Immer weiter schob sie den Stoff nach oben, bis schließlich ihre haarlose, gut geformte Muschi zum Vorschein kam.
„Hast du etwa…?“ War es Entsetzen oder lustvolles Staunen. Frank war sich nicht sicher, hielt aber seinen Blick fest in ihrer Mitte.
„Ich musste mich doch auch ein bisschen sauber machen. Und da habe ich ihr eben meinen Slip als Geschenk dagelassen.“ Keine Spur von Scham war bei Karla zu erkennen und Ruth musste laut lachen. So laut, dass sie sich gleich die Hand vor dem Mund hielt, um bloß nicht aufzufallen. Aber sie fand das wundervoll, was diese junge Frau da anstellte.
So schamlos, ohne dabei nuttig zu wirken, wäre sie auch gern manchmal. Aber dann kommt oft das Leben dazwischen. Mann, Kinder, Beruf. Doch in diesem Moment konnte sie es, wenn auch nur passiv, sehr genießen und blickte voller Lust auf die schöne, haarlose Spalte.
Ruth beugte sich über den Tisch zu Karla, damit auch ja niemand lauschen konnte.
„Du hast da ja gar keine Haare. Das sieht wunderschön aus!“ Fast wurde Ruth dabei etwas rot und lehnte sich wieder zurück in ihren Stuhl.
Frank, der die letzten Augenblicke ein wenig ungläubig die beiden Frauen beobachtet hatte und feststellen durfte, wie gut sie sich verstanden, wollte nun auch seinen Kommentar dazu geben. „Das fühlt sich auch sehr schön an.“ Erst schaute er zu Karla, die ihm zulächelte du dann zu Ruth, die kurz nickte. „Das kann ich mir gut vorstellen. Ich weiß noch, wie nach man mir bei den Geburten meiner Kinder da unten alles wegrasierte hatte. Wäre nicht diese Schmerzen gewesen, ich hätte es wahrscheinlich auch genießen können.“
„Aber dann mach es doch jetzt“ ermunterte sie Karla. „Das geht ganz einfach. Am besten unter der Dusche. Stimmts Frank?“ Karla schaute zu Frank und sah, dass er ein wenig Farbe im Gesicht bekam. „Stimmt, geht ganz einfach“ erwiderte er verlegen.
Eine ganze Weile saßen die drei noch unter dem Sonnenschirm und plauderten ganz locker über alles Mögliche. Je länger sie saßen, um so vertrauter wurden sie miteinander. Fast hätte man denken können, dass sie sich alle schon ewig kennen würden. Der Altersunterschied zwischen Ruth und dem jungen Paar spielte dabei überhaupt keine Rolle.
Ruth fühlte sich sehr wohl in deren Gesellschaft und plauderte, manchmal etwas wehmütig, über sich, ihre Kinder und ihre Arbeit. Nur ihren Mann erwähnte sie nie.
„Habt ihr nicht Lust, mit mir nachher ins Kino zu gehen. Ich muss nur noch etwas erledigen. Wir können uns kurz vor fünf am Kino treffen.“ Ruth griff nach ihrer Handtasche und stand schon auf.
Frank schaute Karla kurz an und erkannte in ihren Augen sofort die Antwort, auf der er gehofft hatte. „Ja, sehr gern. Also dann bis nachher!“
Karla und Frank vertrieben sich die Zeit bis zum Kino noch mit einem kleinen Stadtbummel.
Arm in Arm liefen sie durch die Straßen und zeigten immer wieder der ganzen Welt ihre Liebe. Dann blieben sie stehen, küssten sich und blickten sich verliebt in die Augen.
„Wollen wir sie nachher mal fragen?“ Karla traute sich das auszusprechen, was sie schon seit der Eisdiele beschäftigte.
„Was meinst du? Was willst du sie fragen?“ Frank wusste nicht so genau, worauf Karla aus war.
„Ob sie nach dem Kino mit zu uns kommt?“ Einen Moment wusste sie nicht, wie Frank es auffassen würde.
„Du meinst, zu uns in den Bungalow?“ Karla nickte und setzte nach. „Vielleicht hat sie ja Lust über Nacht zu bleiben?“ In ihrem Kopf drehten sich Gedanken schon um viele schön Fantasien und sie hoffte so sehr, dass sie Frank auch dafür gewinnen könnte.
„Hast du Lust darauf, dass wir die Nacht zu dritt verbringen? Ist eine schöne Vorstellung. Ich zwischen zwei so zauberhaften Frauen.“ Frank erstrahlte und auch in seinem Kopf kreisten die Gedanken jetzt unaufhörlich.
„Wir könnten bestimmt viel Spaß miteinander haben. Aber wer weiß, ob du überhaupt zwei Frauen schaffen würdest?“ Karla provozierte ihn ein wenig und schaute ihn verschmitzt an.
„Das müssten wir dann eben mal probieren. Dann wissen wir´s.“