Jetzt mal etwas ausführlicher zu meiner Beziehungskonstellation und wie sie funktioniert:
Ich lebe mit meiner Partnerin seit ca. 2 Jahren in einer offenen Beziehung (wir sind jetzt insgesamt ziemlich genau achteinhalb Jahre zusammen) - Wir sind auch beide polyamor veranlagt und es für uns genau richtig so wie es ist!
Bei uns war es gar keine bewusste Entscheidung, die Beziehung zu "öffnen", allerdings hatte meine Lebensgefährtin mit ihrem vorletzten Freund vor mir bereits eine offene Beziehung. Ich hatte diesbezüglich keine Erfahrungen, fand das Konzept an sich aber schon immer vernünftig. Ich war mir nur nicht sicher, ob sich das emotional für mich genauso richtig anfühlen würde, wie es sich verstandsmäßig immer angehört hat.
Am Anfang wollten wir trotzdem gar nicht unbedingt eine offene Beziehung miteinander, haben allerdings immer sehr offen über unsere Wünsche, Träume, Bedürfnisse geredet und über sechs Jahre eine monogame Beziehung geführt. Das war allerdings auch nie wirklich explizit Bedingung für uns. Wir haben uns eh schon am Anfang recht viel Freiheit gelassen, bzw. fanden wir das selbstverständlich - ich hatte da z.B. bereits seit ca. 10 Jahren eine gute Freundin, mit der auch regelmäßiges Kuscheln, Streicheln und Gegenseitiges Massieren Normalität war (und immer noch ist) und meine Partnerin war starker, auch körperlicher Nähe zum anderen Geschlecht - auch außerhalb der Beziehung - nie abgeneigt, wenn große Sympathie vorhanden ist. Z.B. hat sie, kurz nachdem wir zusammengekommen waren, mit einem guten Freund gekuschelt und ihn auch geküsst, einfach aus Neugier, wie es sich für sie anfühlen würde. Sie hat mir gleich danach davon erzählt, da wir immer ehrlich zueinander sein und keine Geheimnisse voreinander haben wollen (das ist im Grunde die einzige “Bedingung“ in unserer Beziehung aber wir hatten eh beide schon immer ein großes Ehrlichkeitsbedürfnis).
Mit ihrem Exfreund war sie auch noch mal zusammen im Bett gelandet (sie spielten zusammen in einer Band und nach der Probe kam er nicht mehr nach Hause - da ist er zu ihr mitgegangen - wir hatten zu dem Zeitpunkt noch eine Fernbeziehung). Sie hat es aber nicht zu Sex kommen lassen, obwohl er es wohl gewollt hätte. Aber es ist dann ihretwegen bei Kuscheln und Streicheln geblieben. Das alles war nie ein Problem für mich. Wahrscheinlich auch, weil ich es genauso gehandhabt habe und in einer Beziehung eh nie soetwas wie Besitzdenken hatte und mich andererseits auch selbst nicht einschränken lassen möchte.
Soviel zur Vorgeschichte...
Vorletztes Jahr wollte uns dann meine gute Freundin für einige Wochen besuchen (sie wohnt weiter weg und wollte Urlaub bei uns auf dem Land machen). Meine Lebensgefährtin hat etwa eine Woche vorher beim Tanzen (sie war allein ausgegangen) jemanden kennengelernt, der recht deutlich an ihr interessiert war (er neun Jahre jünger als sie, sie ist gut fünf Jahre jünger als ich). Sie hat mir danach davon erzählt, und dass sie nicht wisse, was es mit ihm werden würde, aber sie fühle sich sehr zu ihm hingezogen und möchte ihn gerne wiedersehen.
Als meine gute Freundin dann bei uns war, haben wir uns auch immer mehr körperlich angenähert (ich fand sie eh schon immer attraktiv und hab sie eigentlich schon lange geliebt - es passte nur in mancher Hinsicht zwischen uns nie gut genug für eine Beziehung).
Nach gut einer Woche ist es dann zum Sex zwischen uns gekommen und wir waren beide überrascht, wie extrem gut es bei uns passte! Meiner Partnerin habe ich es dann gleich erzählt und sie hat sich total für mich gefreut (sie wusste auch, dass ich meine andere Freundin schon länger begehrte und hatte uns ca. zwei Tage vorher sogar am Esstisch explizit gesagt, dass sie überhaupt kein Problem damit hätte, wenn wir mal zusammen im Bett landen würden).
Wir hatten danach dann ständig Sex miteinander, so lange sie noch bei uns war (mit meiner Partnerin hatte ich zwischendurch auch noch welchen, wenn auch nicht so oft - aber mindestens so oft wie vorher, etwa dreimal pro Woche). Außerdem haben wir (also ich und meine gute Freundin) darüber geredet, was das jetzt zwischen uns werden soll und da Liebe (wenn auch eher freundschaftliche) eh schon seit Jahren vorhanden war, wollten wir schon eher etwas Verbindliches als nur eine Affäre oder Freundschaft +.
Ab da hatte ich also zwei feste Freundinnen (praktischerweise musste ich auch öfter mal in der Nähe meiner zweiten Freundin arbeiten, so dass ich dann immer für eine Weile bei ihr gewohnt habe, da es zum Pendeln eh zu weit war).
Meine Lebensgefährtin hatte ca. einen Monat später dann auch zum ersten Mal Sex mit ihrem neuen Schwarm und auch dort wurde es zu einer festen Beziehung (die bis heute anhält).
Es gab am Anfang aber durchaus Momente, in denen ich kurz Angst hatte, und mich fragte, ob das mit meiner Lebensgefährtin jetzt auf Dauer noch Bestand haben würde oder ob dies nun der Anfang vom Ende sei, da ich mich rein körperlich stärker zu der “Neuen” hingezogen gefühlt habe.
Es hat sich aber im Laufe der Zeit alles gefestigt und ich war einfach nur glücklich, dass ich beiden so nahe sein kann. Ich konnte da von den Gefühlen her auch keine Hierarchie festlegen, hätte nie von “Haupt- und Nebenfreundin” oder so geredet (vielleicht auch, weil ich beide schon viele Jahre kannte und wir uns immer sehr nahe waren).
Meine LG versteht mich besser (Missverständnisse bei verbaler Kommunikation sind bei uns selten und können immer schnell aus dem Weg geräumt werden, überhaupt denken wir einfach sehr ähnlich), was bei meiner zweiten Freundin nicht immer so gut funktionierte (wir haben uns da aber beide gut aufeinander eingespielt und weiterentwickelt) - dafür sind wir uns halt in anderen Dingen ähnlicher, vor allem was körperliche Bedürfnisse angeht. Nicht nur Sex, sondern z.B. auch dass sie, wenn es ihr gerade nicht gut geht, gerne von mir umarmt und gestreichelt wird, was sowieso mein erster Impuls bei soetwas ist - bei meiner LG ist das oft anders, sie zieht sich eher zurück, wenn es ihr wirklich schlecht geht und kann dann sogar abweisend bis leicht aggressiv auf Annäherung von mir reagieren (möchte mich aber in ihrer Nähe haben - nur oft ohne Berührung). Das fühlt sich für mich bis heute komisch und irgendwie "falsch" an, aber ich habe mich damit abgefunden.
Mit meiner zweiten Freundin hat es dann aber leider nur knapp ein Jahr gehalten - sie hat sich in einen Kollegen verliebt und da sie beide sehr schüchtern waren, hab ich ihr sogar noch Tipps für die Annäherung gegeben, da ich ihr natürlich das gleiche wie mir gönnen wollte und mir einfach gewünscht hab, dass sie glücklich ist. Das hat dann auch geklappt (sie hatte ihm auch von Anfang an erzählt, dass sie bereits in einer offenen Beziehung ist) und sie hat es eine Weile mit uns beiden parallel versucht. Leider hat sie dann gemerkt, dass es ihr mit zwei Männern zu viel wird und die Verliebtheitsgefühle zum Neuen waren wohl einfach stärker als die langjährige Verbundenheit zu mir, sodass sie dann nach einigen Wochen zu mir meinte, sie wolle jetzt keinen Sex mehr mit mir (zumal ihr neuer Freund auch ein großes Problem damit hatte) und lieber wieder zu der tiefen Freundschaft von vorher mit mir zurückkehren.
Ich konnte das verstehen, war aber natürlich trotzdem extrem traurig, da die Zeit mit ihr (und meiner LG zusammen) bisher wirklich die beste in meinem Leben war.
Es war aber irgendwie eine schöne Erfahrung, Liebeskummer bewältigen zu müssen und dabei trotzdem noch eine Freundin/Lebensgefährtin zu haben, die einen tröstet. Interessanterweise war der Verlustschmerz dadurch nicht geringer als bei vergangenen Beziehungen, es war nur etwas leichter damit umzugehen, da ich eben nicht plötzlich Single war.
Meine LG hatte dann aber natürlich Angst, dass es durch die neue Asymmetrie in unserer Beziehung für mich jetzt evtl. nicht mehr tolerabel sei, dass sie noch eine zweite Beziehung hat, was ich ihr aber ausreden konnte (also die Angst, nicht die zweite Beziehung!
). Ich möchte es selbst ja auch nicht mehr anders, will die Freiheit behalten, mich auch auf andere Frauen einzulassen (egal ob nur sexuell oder in einer “richtigen” Beziehung - je nachdem, wie es passt), auch wenn ich im Moment "nur" sie habe.
Aber um das zu ändern bin ich jetzt hier angemeldet...
(Sorry für den halben Roman
)