Eine Beichte und mögliche Auswege
Ich war tatsächlich so ein Mann, der sich verweigerte - meine Ex suchte und fand dann nach ein paar Jahren einen anderen Mann und trennte sich von mir. Richtig so für sie. Ich hatte jetzt ein paar Jahre Zeit darüber nachzudenken, was schief lief.
Es fällt auf, dass viele den Artikel bestätigen aus der Perspektive der Leidenden, aber fast niemand sich als Verweigerer outet - natürlich, das ist auch die viel schlechtere Rolle. Es ist mir aber schon länger klar, das es vielen Frauen in Beziehung so ergeht, und wenn ich in diese Richtung bei guten weiblichen Bekannten vorsichtig frage, lande ich oft einen Treffer. Eine Frau (50 Jahre) sagte mir allerdings auch: "Du bist der erste Mann in meinem Leben, der das anspricht".
Es war bei mir so, wie im Artikel beschrieben: ich war liebevoll, umarmte sie sehr gerne, hatte aber nie Lust auf Sex mit ihr, obwohl sie wirklich attraktiv war. Ich war passiv-aggressiv und ging dem Thema aus dem Weg, ich wusste keine Lösung, wollte aber mit ihr zusammenbleiben. Im Unterschied zum Artikel erlaubte ich eine offene Beziehung, wir gingen zusammen in Clubs etc., aber das löst das Problem für die meisten Frauen ja auch nicht, wenn sie zwar mit anderen Sex haben dürfen aber nicht mit ihrem Partner.
Immerhin verstand ich: für Frauen ist Sex auch "Beziehungspflege", nach einer Woche ohne Sex beginnen sie sich zu fragen ob etwas nicht stimmt. Männer kämen nicht auf die Idee so zu denken. Wir möchten Sex wenn wir geil sind. Wenn man aber schon 500 mal zusammen geschlafen hat, lässt das Interesse bei den meisten Männern nach (und nach den ersten ein, zwei Jahren hat man 500 mal miteinander geschlafen).
Gibt es Auswege? Würde mir das in der nächsten Beziehung wieder so ergehen?
Da gibt es keine pauschale Lösung, aber ich fand einige Ansätze - zumindest für mich:
1. Schon früher fand ich eher zufällig heraus, dass ich auch ohne Orgasmus als Abschluss den Sex genießen kann (zumal der männliche Orgasmus ganz kurz und dann alles vorbei ist). Mit der Zeit lernte ich das bewusst auszubauen, dann kam Beschäftigung mit Tantra-Prinzipien hinzu. Wenn man den Sex nicht als Abbau von Spannungen benutzt, sondern die erotische Energie bewusst behalten will, dann kann die Lust auf den anderen weiterleben auch in den Tagen danach. Ich mache damit gute Erfahrungen, bekomme gutes Feedback dazu von Frauen und würde mir vorstellen, das in einer künftigen Beziehung so zu versuchen.
2. Beim Besuch von Goethes Wohnhaus in Weimar hatte mich überrascht, dass er und seine Frau getrennte Schlafzimmer jeder für sich hatte. Das war damals wohl nicht unüblich. Nicht automatisch jeden Abend miteinander ins Bett zu gehen kann auch ein Beitrag sein, die Erotik höher zu halten.
3. Meine Ex turnte jeden Morgen und Abend nackt vor mir durchs Badezimmer, weil sie meist duschte während ich mich rasierte. Wenn man sich sowieso permanent nackt sieht, vermindert dies die Lust den anderen auszuziehen.
Danke für den interessanten Artikel, der sich wohltuend abhebt von den meist totgeborenen Themen hier im Forum ("Mögt Ihr Analsex? Antworten: Ja / Nein / Manchmal..." wem nutzt das?)