@********ghty
Vielen Dank für diesen sehr bewegenden Artikel im Magazin.
********ghty:
Ich hatte nie mit jemandem über unser Problem gesprochen. Denn ich war loyal und ich schämte mich. Es war ein Tabuthema. Mein Mann hatte keine Lust auf mich, ich musste demnach echt der letzte Mensch sein. Ich schwieg und ertrug es alleine.
Ich frage mich, wie vielen Frauen es wohl so ergehen mag? Hier im Thread wird ja schon deutlich, dass mehr Frauen betroffen sind, als man glaubt. Die Scham und die Loyalität sind so übermächtig, dass man beinahe daran erstickt. Sich jemanden zu offenbaren oder anzuvertrauen fällt unendlich schwer. Wer nie in dieser Situation war, wird das nicht nachempfinden können, wieso frau oftmals so lange still leidet.
Meistens hat man sich ein gemeinsames Leben aufgebaut, Haus Kind/er etc. Man liebt diesen Mann und möchte gemeinsam alt werden. Doch dieser eine Pfeiler einer Beziehung, die Sexualität, ist weggebrochen. In den seltenen Fällen ist es ja so, dass von Anfang an nichts Sexuelles lief. Wie soll dann auch ein Kind entstanden sein?!
********ghty:
Er gab mir immer Geborgenheit und Liebe. Wir haben oft gekuschelt. Asexuell. Wie Bruder und Schwester. Mehr ließ er nicht zu. Alles andere erstickte er im Keim. Entwickelte Vermeidungsstrategien. Entzog sich umgehend. Wies mich zurück. Indirekt oder auch schroffer, je nachdem, wie deutlich ich meine Bereitschaft und Lust zeigte oder äußerte. Wir knutschten nicht mehr. Davon wäre ich ja nur geil geworden.
Ich finde dieser Teil in dem Artikel zeigt sehr deutlich, wie schwierig es ist, da für sich als Frau eine Lösung zu finden. Da ist Liebe und Geborgenheit. Viele Frauen wachsen mit diesem moralischen Kompass auf, dass Sex außerhalb der Ehe ein Tabu ist. Das stürzt eine Frau (und ich rede hier bewusst nur von der Frau, da es in diesem Thread mal nicht um die zurückgewiesenen Männer geht!) ... wie gesagt, dies stürzt eine Frau in eine schier ausweglose Leidenskrise.
Ich gehe davon aus, dass viele der Frauen, denen Sex vorenthalten wird oder wurde, nicht nur die Gespräche gesucht haben, sondern auch sehr erfinderisch wurden, in dem Bemühen, ihren Mann zu animieren und in Stimmung zu bringen. Doch wenn alles Gesagte wie an einer Wand abprallt? Wenn die Bedürfnisse einfach nicht wahrgenommen werden? Wenn frau immer wieder zurückgewiesen wird? Viele schrieben, dass es sie krank gemacht hat, psychisch wie teils auch physisch. Das Selbstwertgefühl brökelt und die Scham nimmt zu.
Man bzw frau sieht einfach keine Lösung. Wie ich gelesen habe, wollten viele sexverweigernde Männer ihre Ehe nicht öffnen. Die Frau wurde somit quasi zur Keuschheit verdammt. Wenn dieser Zustand über Jahre anhält, dann stirbt etwas in einem; Stück für Stück. Und irgendwann kann es sein, dass frau es nicht mehr ertragen kann, Nacht für Nacht neben der Person zu liegen, die man begehrt und weiss, dass man eh wieder zurückgewiesen wird.
********ghty:
Unzählige Nächte lag ich neben ihm wach. Frustriert. Völlig ausgehungert. Zu der chronischen Untervögelung kam das Gefühl von Ohnmacht meiner Situation gegenüber. Ich lag da, stumm weinend und hilflos, mit der bitteren Erkenntnis, demjenigen zu viel zu sein, mit dem ich doch alt werden wollte.
Und der Frage nach dem warum. War ich plötzlich so abstoßend? Waren meine Brüste zu groß? War mein Arsch zu prall? "Wenn dein Mann keine Lust mehr auf den jede Nacht nackt und bereit neben ihm liegenden Körper hat, musst du doch bestimmt ziemlich eklig aussehen", dachte ich oft. Ich nahm ab, zu, nur um ihm mehr zu gefallen. Ohne Erfolg.
Ich lag masturbierend neben ihm. Vielleicht auch als stiller Vorwurf. Es kümmerte ihn nicht. Die meisten Männer würden ein Pfund Mett ficken. Wieso genügte ich ihm nicht? Zudem hörte ich ständig die Beschwerden meiner Freundinnen. "Mein Kerl will ständig Sex!". Schweigend dachte ich mir, "Deine Probleme hätte ich gerne", und hatte wieder einmal die Bestätigung, dass es an mir liegen musste.
Irgendwann wird der Leidensdruck so groß, dass frau daran zerbricht oder den Entschluss fasst, dass es einfach nicht so weitergehen kann. Da wird der Selbsterhaltungstrieb wach. Dennoch ist es unheimlich schwer in diesem fragilen Zustand, eine Entscheidung zu treffen mit all ihren Konsequenzen.
@********ghty schaffte es, sich dennoch (wieder) als attraktiv wahrzunehmen und hatte das Glück, einen Mann zu treffen, der ihren Hunger nach Sexualität stillte.
*********rlin:
Da ich nie ein Frau war, bei der die Männer Schlange standen, musste ich mein Selbstwertgefühl sowieso anders gewinnen. Deshalb finde ich auch die "Lösung" in dem Artikel nicht so doll. Schön für sie, dass sie jemanden gefunden hat, der Lust hat, mit ihr 16 Stunden lang ekstatisch durchzusexeln, aber das Glück hat erstens nicht jeder und zweitens ist das Selbstwertgefühl dann ja wieder davon abhängig, dass jemand im Außen einen geil findet. Das halte ich für sehr wacklig.
Ich sehe es als äußert schwierig, sein Selbstwertgefühl alleine wieder aufzubauen. Denn schließlich geht es darum, dass sich eine Frau nicht mehr gewollt und nicht mehr begehrt fühlt. Diese gierigen Blicke, die aufwallende Lust - das kann man bzw frau sich nicht alleine geben.
********ghty:
Forderte innerlich die Erfüllung meiner Bedürfnisse ein. Essenziellen, rohen, puren, animalischen Sex. Ich wollte wieder spüren, was er mir so schmerzhaft vorenthalten hatte. War so ausgehungert, dass sich mit diesem aufkeimenden Trotz und dem Überlebenswillen meines Selbstwertgefühls alles in mir aufbäumte und zum Kampf aufrief.
Diese Bedürfnisse können auch wieder geweckt werden, wenn man plötzlich einem Menschen resp. Mann begegnet, der eine Frau eben nicht als nur Hausfrau, Mutter, Putzfrau, Diener etc wahrnimmt, sondern in ihr die Weiblichkeit sieht. Dann kann es passieren, dass sich all die aufgestauten Gefühle und Bedürfnisse auf diesen Mann fokussieren und die bis dato sexlose Frau wie ein Vulkan wieder und wieder explodiert. Das ganze Leben strömt zurück in jede Zelle. Frau fühlt sich sinnlich, weiblich und vor allem begehrt. Diese Erfahrung kann dann dazu führen, dass die Frau endlich die Kraft findet, sich aus der Ehe zu lösen.
********ghty:
Heute sind mein Ex-Mann und ich sehr gute platonische Freunde. Sind uns immer noch sehr wichtig.
Dies zeigt, dass aus der Liebe und Verbundheit - trotz Sexverweigerung - dennoch etwas Wertvolles gewachsen ist und dass es eben nicht um Schuldzuweisung geht. Denn um selber glücklich werden zu können, muss man sich komplett aus der Schuldfrage lösen (können).