Isabeau
MoinMoin Isabeau
schön, dass Du Dich öffnen konntest. Ich lese mit Traurigkeit und Betroffenheit, dass Du vor Dir selbst Angst bekommst, Angst, die Offenheit macht Dich angreifbar, Angst, dass das Tor zur Vergangenheit, was Du aufgestossen hast, Dich von neuem einholt, Angst die Du am liebsten unter einer neuen Ladung Beton zudecken willst.
Merkst du nicht, dass Du damit nur Dich selbst zudeckst Deine Seele?
Warum tauchen diese Bilder auf von der Vergangenheit, was kannst Du tun, damit diese Bilder anders werden?
Dieser Mensch, nein besser Unmensch, weil Mensch heisst auch, seine Triebe im Griff zu haben, hat Dir Schlimmes angetan, und hat gehofft, dass seine Tat im Verborgenen bleibt, Dir vieleicht auch gedroht, dass Dir sowieso keiner glauben wird, dass es Dir oder Deiner Familie schlecht gehen wird, wenn Du etwas sagst.
Durch die Verdrängung hast Du ihm gehorcht, hast Dich unterdrücken lassen, nach aussen hin nichts anmerken lassen, hast aber alle Männer als gleich angesehen und Angst vor ihrer "Waffe". Trotz dieser Angst hast Du einen Mann lieben gelernt, und ihm aus Liebe erlaubt, Dich mit seiner "Waffe" zu lieben, mit Dir gemeinsam Leben zu schaffen. Dieses war der erste Schritt raus aus der Betonburg, den Du selber Dir gebaut hast, zum Schutz für Körper und Seele.
Nun gehst Du, verständlicherweise aber leider erst viele Jahre später an die Öffentlichkeit, machst seine Tat hier offen, dass was der Täter nie wollte. Der zweite Schritt, die nächsten Risse, die Betonburg wird brüchig, einsturzgefährdet.
Durch die Risse scheint die Vergangenheit hindurch, seine letzte Rache, die Erinnerung kommt hoch, das was im innersten Raum deines Betonbaus tief eingegraben schien, versteckt für alle Zeiten, kommt nun ans Tageslicht und mit ihm die alte Furcht, in Alpträumen und Tagträumen.
Als erste Reaktion möchtest Du diesen Raum neu zuschmieren, Beton erneuern, bloss raus aus diesen Erinnerungen, eh sie überhand nehmen, den Alltag bestimmen, alles kaputtmachen, was Du Dir aufgebaut hast.
Dieses ist der falsche Weg, der Raum wird Dich begleiten, Dein Leben lang, wenn Du es so zulässt, wenn Du ihn zumachst. Reiss die Mauern weiter ein, lass den Raum, Dein dunkles Geheimnis ans Tageslicht, nur so können die Alpträume sich legen, nur so kannst Du drüber reden, nur so kannst Du versuchen, alles zu verarbeiten, was Dir damals angetan wurde. Du bist Opfer, nicht Täterin, Du darfst Dir nicht die Schuld geben, weder für die Untat, noch für Deine Reaktionen darauf, Du hattest keine andere Wahl zum überleben, die Tat hätte sonst noch mehr von Leib und Seele zerstört.
Die Täter suchen sich Opfer, Kinder, die sich nicht wehren können, weil sie in Wahrheit Angst haben, Feiglinge sind, sich gegen Frauen nicht durchsetzen können und sich so an Frauen rächen wollen.
Du bist stärker, als er dachte, Du hast überlebt, Deine Seele schreit nach Leben, sie will raus aus dieser Betonburg, sie möchte Leben in Fülle, und Du?
Wenn Du Leben willst, versuch erstmal die Alpträume zu verändern, sag ihm, wenn "er" mit seiner "Waffe" dich bedrohen will, was Du hast ist keine Waffe, Du kannst mich nicht mehr ängstigen, ich habe Deine Tat bekannt gemacht, ich habe das Schweigen, was Du mir aufgezwungen hast, gebrochen, Du kannst mir und meiner Seele keinen Schaden mehr zufügen. Und sag ihm noch, ich habe einen Menschen kennengelernt, der vom Körper her ähnlich ist wie Du, er hat auch eine "Waffe", aber er hat mir gezeigt, dass es keine Waffe ist, dass man damit Liebe schenken kann, Leben schenken kann. Trotz deines Versuchs meine Seele zu töten, geht mein Leben weiter und das Leben hat sich seinen Raum gesucht, ich lebe in einer Beziehung, ich kann Liebe schenken, noch nicht so, wie ich gerne möchte, aber ich bin dabei, die Betonburg, in die Du mich gezwungen hast einzureissen, Licht ins Dunkel zu bringen. Auch wenn das heisst, die Vergangenheit anzunehmen, zu akzeptieren, dass ich verletzlich bin. Verletzungen können heilen, und dass habe ich hier gelernt, ich habe Freunde gefunden, die mich auf meinem Weg aus der Verletzung begleiten, mir zuhören, für mich da sind. Du kannst mich nicht aufhalten auf meinem Weg zurück ins Leben, Du kannst mir keine Angst mehr machen.
Und wenn Du diesen Weg nicht alleine gehen willst, dann such Dir Hilfe, Hilfe bei Menschen, die für Opfer wie Dich da sind, Menschen, die Dich professionell begleiten können, die Dir helfen können, eine Abrissbirne für die Betonburg um Deine Seele zu finden, die Dir helfen können, ganz herauszukommen ins Tageslicht.
Jeder Mensch ist verletzlich und braucht Hilfe, nimm Hilfe an, wenn Du Leben möchtest. Du bist ein Mensch, der zu geben gelernt hat, von Herzen gibt, aber nie nehmen möchte, weil Du meinst, das heisst, Deine Stärke zu verlieren, Deine Selbstachtung, aber ist es nicht gerade Stärke, wenn Du zu Dir und Deinen Schwächen stehst?
Du stehst auf der Türschwelle Deines Betonbaus, Du kannst das Licht schon sehen, bis hierhin bist Du gekommen, habe Mut und Kraft zu weiteren Schritten.
mit Riesenkraftpaket aus Hannover
Hendrik