Ich denke, es gibt keinen guten Zeitpunkt um die Reißleine zu ziehen. Man entscheidet sich nur irgendwann dazu und das meistens mit mangelnden Informationen.
Wie sollte es auch anders sein, wenn man sich gerade erst kennengelernt hat? Ich gehe jetzt mal vom Kennenlernen via JC(oder anderer Plattform) mit Mails, Telephonat und Bildertausch vorab aus.
Klar ist, daß sich gewisse Informationen nicht per Photo oder Telephon transportieren lassen. Das muss man in 3D sehen, hören, riechen
und fühlen. Und das kann im Gesamteindruck so desaströs sein, daß man am liebsten Hals über Kopf flüchten möchte.
Allerdings musste ich auch schon feststellen, daß es sich lohnen kann, wenn man ein wenig am Ball bleibt,...trotz Fluchtwillen.
Unter manch unschöner Oberfläche verbirgt sich dann doch eine Überraschung. Aber ob man etwas tiefer graben will, hängt natürlich auch sehr von den eigenen Energien ab, die man bereit ist, in dem Moment dafür aufzubringen.
Und da es ja so schön einfach ist, sich an den Rechner zu setzen und einfach das nächste Profil mit einer Nachricht zu beglücken oder auf eine Nachricht zu warten, haben sich viele Menschen daran gewöhnt und ich vermute ein "echtes" Kennenlernen in mehreren Etappen ist für viele schon zu anstrengend geworden.
Aber natürlich gibt es auch äußerliche No-Gos, die erst bei so einem Treffen wahrzunehmen sind. Hier sollte man konsequent und früh die Reißleine ziehen, weil sich weiteres Verweilen einfach nicht rechnet. Da habe ich mich auch schonmal wieder angezogen und bin gegangen.
Jenseits vom Körperlichen, wenn eigentlich alles stimmt, aber das Gefühl einem sagt: "Lass es", wird es schwieriger. Auch hier kann man den Abend über versuchen herauszufinden, was einen stört und ob es wirklich vom Gegenüber kommt, oder ob man es eventuell selbst im Gepäck mitgebracht hat. Aber dann ist man mental blockiert und nicht wirklich entspannt, was auch beim Gegenüber Reaktionen hervorrufen könnte, die einem gemeinsamen Miteinander eher abträglich sind.
Auch hier ist es wieder eine Frage der kognitiven Reserven. Arbeite ich bewusst gegen so ein Gefühl an und mache mich in dem Moment frei, um dem Anderen die Gelegenheit zu geben, sich zu präsentieren und ihn erstmal ganz neutral zu betrachten oder ist mir das alles zu anstrengend und will ich, daß es gleich glatt durchflutscht?
Im ersteren Fall sieht man sein Gegenüber wohl eher als Mensch an, mit Fehlern-Macken-Kanten, die jeder einfach hat. Im letzteren Fall ist die Person eigentlich nur ein Statist oder Erfüllungsgehilfe.
"I can see by the lack of your interest, that I was kidding."