Worum es geht
Liebe Grüße aus Kiel
Ich fühle mich zu reifen Frauen und Paaren hingezogen – ich vermute, dass es daran liegt, sie könnten mir Schutz geben, in einer Welt, in der allzu oft von Männern erwartet wird, Schutz und Wärme zu geben. Ich stelle mir immer diese aufgeschlossene und positive reife Frau vor, keinen Mutterersatz, aber durchaus mit fürsorglichen Qualitäten. Sie muss nicht steinalt sein aber sie muss das gewisse Etwas haben und mit Verständnis in meine Abgründe blicken, nur um mir mit einem geheimen Lächeln zu verstehen zu geben, dass das gar keine Abgründe, sondern menschliche Eigenheiten sind, derer wir uns nicht zu schämen brauchen, dass es Züge an uns sind, die uns einzigartig und groß machen. So ist es auch mit Freunden, männlichen Freunden, auch sie, so denn sie älter sind, geben mir Vertrauen und Zuversicht. Ich spüre mich so oft so abgetrennt von so vielschichtigen und spannenden Charakteren, denen ich, wenn ich ihre Nähe suche, auf den Sack gehen könnte. Ich trau mich dann oft nicht, Initiative zu ergreifen. Es gibt so viele fremde, schöne Menschen da draußen, die ich, nur weil sie mich anlächeln oder Notiz von mir nehmen, umarmen und küssen möchte, ich ihnen alles über mich erzählen möchte, mich ihnen öffnen will und ich mich anbiete, dabei zu helfen, ihre Wünsche zu erfüllen. Was hindert mich daran? Was hindert uns daran? Ich habe einmal beschlossen, dass das Erste, was ich tun werde, wenn ich tot bin, sein wird, auf ein Konzert von den Beatles zu gehen oder zu den Stones, meinetwegen auch zu Simon an Garfunkel. Es gibt sie doch anscheinend, diese Energie, die uns verbindet, gesellschaftlich, emotional, die uns sogar die Grenzen der Zeit überwinden lässt, wenn man diese Klänge, die mich, wenn ich sie vernehme, dieses Früher erleben lassen, die mich Bilder herauf beschwören, die ich mit eigenen Augen gar nicht gesehen haben kann. Das suche ich. Und weil ich so Vieles nicht erlebt habe, so suche ich Menschen, die Brücken sein können, die mich verstehen können, die mich spüren lassen, ganz intensiv, wie großartig das Leben ist, wie zeitlos ich bin und dass wir alle zusammen gehören, schon immer. Ich möchte einfach nicht stark sein, ich möchte mich in ihren Schoß legen und Liebe empfangen, ich möchte Liebe geben und mich zärtlich berühren lassen – ich sehne mich nach dieser Geborgenheit, schon so lange, in einer Welt, die mir zusehends kälter wird.