Ich zitiere mal aus meinem Profiltext:
„Früher hätte ich andere für weit w schwer es sein kann, die eigenen Gefühle wahrhaftig zu klären; und dass empfundene Zuneigung und Liebe nicht (dauerhaft) gleichbedeutend mit Leidenschaft und Begierde sein muss. Ich hoffe, Letzteres pflegen zu können ohne Ersteres aufgeben zu müssen - ob es gelingt, wird sich zeigen.“
Mit anderen Worte: Ich sehe selbst auch die moralische Problematik eines Seitensprungs und bin mir nicht sicher, wie ich sie abschließend für mich einzuordnen habe. Dennoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es eine Menge Schattierungen gibt, was die Triebfedern eines Seitensprungs betrifft und dass es durchaus möglich ist, den Partner/die Partnerin trotzdem aufrichtig zu lieben.
Ich will nicht sagen, dass es das für den Betrogenen/die Betrogene grundlegend besser macht, aber der andere Part muss nicht immer ein zu verurteilender Mensch sein. Für mich ist meine Beziehung unangefochten, dennoch spüre ich, dass ich ein Individuum mit meinen Sehnsüchten bleibe, die ich nicht immer in meiner Beziehung befriedigen kann.
Nun könnte ich konsequent sein und die Beziehung aufgeben, möchten die Kritiker sagen. Dem möchte ich (als bisher ungeprüfte Hypothese) entgegenhalten, dass Liebe unangetastet bleiben kann, wenn sich ein Seitensprung wirklich in reiner Körperlichkeit erschöpft - niemals wird die hier kurzzeitig empfundene Lust und Begierde an dem rütteln, was ich meiner Partnerin gegenüber empfinde. Und dass der konsequente Schnitt der Beziehung ganz viel Gutes und Aufrichtiges wegwerfen würde, „nur“ weil ich im Bett nicht erfüllt bin.
Eine Gefahr besteht natürlich darin, dass in der Affäre eine auch zwischenmenschlich tiefe Zuneigung entsteht, die dann doch die Beziehung in Frage stellt. Und in dieser Hinsicht nehme ich natürlich das Risiko in Kauf, meine Partnerin mehr als nur belanglos zu hintergehen - ich weiß ja letztlich vorab nicht, wie stark ein oder mehrere Seitensprung-Treffen in der Realität auf mich wirken und ob ich wirklich so fest in den Gefühlen gegenüber meiner Partnerin bin.
Konsequent und moralisch „richtig“ wäre da für mich zu sagen, sobald Gefühle ins Spiel kommen, mir aber eigentlich immer noch ganz viel an meiner tatsächlichen Partnerschaft liegt, beende ich die Affäre.