@******wen
Deine Beiträge hier finde ich richtig gut, hilfreich und bereichernd, vielen Dank dafür!
@****07
Vielen Dank für das Thema. Es treibt mich um.
Zum Verständnis (und ich hoffe, daß sich durch meinen Beitrag die Anzahl folgender Troll- und Senf- Kommentare reduzieren möge).
Mal aus meiner Sicht als selbst Betroffene.
Ja, "hochsensibel" hört sich irgendwie elitär und prätentiös an. Das weckt schonmal Argwohn, Ablehnung und Witzischkeit, auch ohne Kenntnis der Materie.
Im wahren Leben kann es ein Fluch sein.
Ironischerweise sind mir in meiner Zeit als Buchhändlerin ähnliche, vorauseilende passiv- aggressive Ressentiments begnet. Ich verbuche das unter "Angstbeißer".
So.
Ich habe keinerlei Filter für Außenreize und kann diese nicht ausblenden.
Parfum "verfliegt" für mich nicht (ich glaube fast, da gibt es einen Zusammenhang zu meiner physischen Duftstoff- Allergie).
Wenn im Supermarkt Musik läuft, vergesse ich die Hälfte dessen, was ich einkaufen wollte- und ich vergesse sogar, auf meinen Einkaufszettel zu sehen.
(Und ich nehme um mich herum wahr, daß eigentlich viele Leute so abgelenkt sind, daß sie nicht schauen, wen und ob sie jemanden mit ihren Einkaufswagen rammen. Überforderung als Grundmotiv- aber hey: Musik ist ja cool und macht locker.)
In beiden Situationen:Instinkt= Flucht! Nur raus und weg! Ergebnis: Frust, Selbstzweifel und Aggression. U.A., weil man immer wieder "ach so normalen Situationen" ausgesetzt ist und sich "mal zusammenreißen soll".
(Ich glaube, viele Betroffene kennen den Kollegen, der nochmal extra mit dem Schlüssel klimpert- nachdem man ihm, sich peinlich windend, gesagt hat, daß dieses Geräusch Schmerzen und Unwohlsein verursacht).
Ich bemühe mich um ein Reiz- armes Leben.
Ich habe es weitestgehend, aber noch nicht weit genug gehend, in meinem jetzigen Job gefunden (was stört, ist die Fahrt dahin mit den Öffis.) nachdem ich die Notbremse gezogen hatte und stationär in der Psychosomatik war.
Daß HSPler besonders empathisch sind, mag sein.
Ich spreche mich auch nicht von jeglicher Empathie frei. Aber ich habe mir diese als erste Hilfs- Maßnahme weitestgehend abtrainiert. Und bin dabei sicher auch über das Ziel hinausgeschossen, auch Ex- Berufs- bedingt. Mit dem Ergebnis einer mittelstarken sozialen Phobie.
Das große Stichwort heißt nämlich:
Abgrenzung!
Im sexuellen Kontext kann diese Abgrenzung ziemlich tricky Auswirkungen haben.
Da reagiere ich schon mal unwillig/ aggressiv, wenn "Außenreize" kommen, sprich: gefühlt Anforderungen an mich gestellt werden- oder ich auch nur die Bedürftigkeit des Anderen spüre. Näher kann ich das nicht erklären, es bleibt auch hier nur das Stichwort "Abgrenzung".
Das, was alle gut finden (gefühlt), nämlich "küssen",
überfordert mich entweder oder macht mich sauer, wenn es nicht "gut gemacht" ist. Da hilft auch kein "gut gemeint". Auch hier schwingt wohl wieder die Abgrenzung mit: Ich will mich nicht symbolhaft hingeben sollen wollen.
Für so etwas gibt es geeignetere Spielarten, was mich betrifft. Und zwar solche, die mir die "Aufgabe/ Arbeit" abnehmen. Wie gesagt: was mich betrifft, trifft das ziemlich genau den Kern.
Oxytoxin ist überbewertet,
Was Berührungen durch Fremde betrifft:
Im normalen Alltag lehne ich diese körpersprachlich und verbal ab, weil übergriffig im Wortsinn.
Das geht aber sehr vielen mir bekannten Menschen ganz genau so, auch ohne HS.
Ein bekannter Kabarretist hat- lange vor "Köln"- mal gesagt:
"Eine Armeslänge Abstand ist mitteleuropäischer Standard. Alles darunter dient der Vorbereitung zum Geschlechtsverkehr."
- genau so etwas habe ich ca. 2008 zu einem Kunden gesagt. Natürlich mußte ich danach in´s Büro.
Im SC: da denke ich nicht zuerst an ungewollte Übergriffigkeiten. Die entstehen erst gar nicht.
Aber ich genieße es durchaus, wenn- ganz konkret-
ich eine Augenmaske aufhabe und mein Freund mich anbietet/ freigibt. Er kennt mich, und mit ihm an meiner Seite geht vieles.
Ich kann auch da nur von mir sprechen- aber HS und SC müssen keine Widersprüche sein.
Puh- langer Text.