Ich bin mir auch nach mehrmaligem Lesen noch nicht ganz sicher, in welche Zielrichtung die Fragestellung des Themenerstellers peilt, aber den Ausführungen zur Sexualität, die auf beidseitigem Geben & Nehmen basiert, stimme ich grundsätzlich erst einmal zu. Der aufgeworfene Begriff des "Möchtegern-Doms" reizt mich aber doch zu der einen oder anderen Anmerkung.
Natürlich ist so eine Klassifizierung immer von der Erwartungshaltung und dem Erfahrungsgrundschatz des Beurteilenden abhängig. Vor diesem Hintergrund folgen dann entsprechend meine nachfolgenden Gedanken dazu.
Ich kenne durchaus so einige, die für mich unter "Möchtegern-Dom" fallen und mich doch so manches Mal zum Schmunzeln reizen. Der Typus, den ich dabei vor Augen habe, erinnert mich immer mal wieder an die Schulzeit, als irgendwelche Bubis, bei denen jede Körperfaser "verhätscheltes Weichei" schreit, sich mit Heavy-Metal-Kutte und Nietenbändern versuchten, abzugrenzen und nach außen zu "zeigen", wie hart sie sind. Bei den "Hobby-Doms" habe ich dann auch immer mal wieder den Eindruck, dass es sich eher um zartbesaitete Jungs mit Selbstwertproblemen handelt, die glauben, teures Lack, Leder und ne Kiste voller Handwerkszeug würde sie zum "Bestimmer" und "Master of the Universe" machen. Und unwiderstehlich für devote Mäuschen sowieso. Da zucke ich dann durchaus schon mal innerlich zusammen. Zu viel "Shades of Grey" geguckt (oder gar gelesen), glaube ich. Der Denkfehler in dieser Überzeugung ist wohl die fehlende Erkenntnis darüber, dass man entweder dominant (ungleich brutal!) ist oder nicht. Man
wird nicht dominant, indem man irgendwas imitiert oder "erlernt", und man ist auch nicht "etwas" oder "ein bisschen" dominant. Man kann im Rahmen eines sexuellen Miteinanders durchaus mal "dominant spielen", ein Rollentausch aus Neugierde oder um mal etwas anders zu machen, aber das bleibt ein Rollenspiel.
Was die häufige Fehleinschätzung angeht, dass ein "Dom" immer der Typ mit der Gasmaske, in Leder gehüllt und mit Peitschen und Ruten ausgestattet ist, muss ich auch sagen, dass das eine mit dem anderen nicht wirklich korreliert. Nach meiner Einschätzung fallen diejenigen "Doms", die Sexualität auch nur so ausleben können und sich verkleiden und verstecken müssen, eher in die Kategorie, die ich oben umrissen habe, oder sie sind schlichtweg brutal veranlagt und eher emotionsbefreit, und ich komme nicht so recht damit klar, das als Dominanz zu betrachten. Das ist eigentlich nur der Sado-Maso-Anteil im BDSM.