Woody, ich weiß nicht, ob man Deine Frage allgemeingültig beantworten kann... ich hüte mich auch davor, sie für jemand anderen gleich mitzubeantworten (so ein Talent besitzen ja andere zur Genüge hier), aber ich versuche es mal aus meiner persönlichen Sicht:
für mich ganz persönlich und ohne dabei bitte ins Detail gehen zu müssen und zu wollen, gäbe und gibt es Dinge, die möchte ich ganz bewusst nicht in der Partnerschaft ausleben. Möchte ich einfach nicht. Weil ich es mir nicht vorstellen kann, weil ER es sich nicht vorstellen kann. Weil meine Partnerschaft ein ganz bestimmtes Eigenleben hat, in das der eine oder andere Impuls einfach nicht passt. Und das will ich so! Ich empfinde das nicht als Mangel in meiner Partnerschaft und ich würde diese auch nicht damit belasten oder verändern wollen weil ich meine Partnerschaft genau so mag und liebe wie sie ist.
Es gibt da einen Teil in meiner Sexualität, der gehört nur mir. Und ich möchte, dass das so bleibt. Ich möchte den vielleicht gar nicht ausbreiten, besprechen, analysieren. Ich möchte ihn nur manchmal gern leben.
Ich habe das mal heimlich gemacht, ja. Und ich hatte nicht mal ein schlechtes Gewissen denn für mich war das damals die richtige Entscheidung.
Heute lebe ich in einer Partnerschaft, von der ich glaube, dass sie das tragen könnte, auch wenn ich es offenlege. So etwas geht nicht von heute auf morgen, klar. Ich würde es auch nicht von heute auf morgen wollen. Aber vielleicht komme ich wieder einmal an den Punkt und möchte diesem Impuls nachgeben. Diesmal werde ich wohl darüber sprechen.
Aber mal ehrlich, wie fühlt sich denn ein Partner, dem man sagt "Pass auf, ich möchte da dies und jenes aber ich möchte es nicht mit Dir."
Wie erwachsen und gefestigt muss eine Liebe sein um das zu tragen? Es gibt nicht viele Partnerschaften, die das aushalten und letztlich bleibt es ein Experiment.
Es ist manchmal ein schmaler Weg, die Entscheidung zwischen dem Ausleben des eigenen sexuellen Ichs und den Bedürfnissen der Partnerschaft.
Für mich persönlich würde es nicht funktionieren, alles mit dem Partner gemeinsam auszuleben. Ich wünsche mir ausdrücklich einen kleinen Teil Persönlichkeit, sexueller Persönlichkeit und auch sonstiger Persönlichkeit, der nicht 1:1 in der Partnerschaft aufgeht, der nur mir gehört.
Mir geht das so. Ich will das so. Und das bedeutet im Umkehrschluss, dass es eine bestimmte Art Mensch braucht, um an meiner Seite glücklich zu sein. Glücklich und nicht zähneknirschend vor lauter Kompromissen.
Wie ich zuvor bereits schrieb, es gibt ja mehrere Möglichkeiten:
Ich unterdrücke Zeit meines Lebens einen Teil meiner Bedürfnisse, das nennt man dann Kompromisse eingehen innerhalb der Partnerschaft.
Ich lebe meine Bedürfnisse heimlich aus, ergo ich gehe fremd und zwar ohne das Wissen meines Partners.
Ich lebe sehr offen und lege alle Karten auf den Tisch. Das Risiko, dass der Partner letztlich damit nicht klarkommt, immer im Blick.
So. Wie man sich entscheidet, muss man ganz allein mit sich ausmachen.