Die holländische Studie...
Um nochmal auf den viel zitierten und interpretierten Schnipsel dieser holländischen Studie zurück zu kommen.
Hier gibt es die ganze Studie (nach unten scrollen):
https://sti.bmj.com/content/93/6/383
Für alle die jetzt nicht die ganze Studie lesen wollen, kurz zusammengefasst:
Die Studie wertet Daten von 2006 - 2013 aus einer Klinik in Süd-Limburg und einer aus Amsterdam aus.
Die Studie beschäftigt sich nur mit Chlamydien und Tripper, weil es ansonsten keine oder zu geringe Diagnosen gab (z.B. im gesamten Zeitraum: HIV (zwei Frauen und sieben Männer in Süd-Limburg und ein Mann in Amsterdam) und Syphilis (vier Männer in Süd-Limburg und fünf Männer in Amsterdam).
Zur Swingerdefinition der Studie:
Als Swinger in der Studie gelten Personen die angaben heterosexuell zu sein und als Paar Sex mit anderen heterosexuellen Personen zu haben, einschließlich Gruppensex, oder Personen die Sex mit solchen Paaren hatten. Das heißt es wurden auch Leute einbezogen, die auf dem Fragebogen explizit nicht angaben Swinger zu sein, aber oben genannten Kriterien erfüllten.
Von den so definierten Swingerinnen gaben 6% (Süd-Limburg) und 4% (Amsterdam) an, für Sex bezahlt zu werden.
Relevante Ergebnisse der Studie zusammengefasst:
- Bei den ca. 52000 Konsultationen (nicht Personen), handelt es sich um die Konsultationen von allen Gruppen. Davon wurden fast 15 % als Swinger-Konsultationen identifiziert und der Rest ist in diesem Zusammenhang sozusagen die Vergleichsgruppe
- Die Mehrheit der Swinger-Konsultationen bestand aus Wiederholungstests, die innerhalb kurzer Zeit durchgeführt wurden
- Bei Swingern lag die STI-Positivität bei Klinik besuchen (alle Konsultationen) zwischen 8% und 11%
- Grundsätzlich wurden in erster Linie Personen getestet die Symptome meldeten oder angaben Analsex gehabt zu haben oder bereits nach Indikation oder wenn eine Person von einem Sexualpartner im Nachhinein über eine Geschlechtskrankheit benachrichtigt wurde. Also Menschen die bereits erkrankt waren und z.B. wissen wollten ob es "vorbei" ist oder Personen die dachten, dass Sie krank sein könnten oder die eine statistisch risikobehaftete Sexpraktik ausgeübt haben. Seit 2010 wurde zumindest in der Klinik Süd-Limburg auch routinemäßig getestet, wenn man angab Swinger zu sein.
- In den Jahren 2010–2013 (also nachdem routinemäßige Tests für alle die als Swinger eingestuft wurden stattfanden) war die STI-Positivität der Swinger im Vergleich zu MSM (Männern, die Sex mit Männern haben) und Heterosexuellen sogar geringer. Wobei das variiert, wenn man einzelne Gruppen nach Alter und STI gegenüberstellt.
- Swinger testen häufig und wiederholt in einem kurzen Zeitintervall.
Welche Schlüsse man daraus nun ziehen will, bleibt jedem selbst überlassen. Sehr genau scheint es jedenfalls nicht zu sein, allein die Erfassung wer Swinger ist und wer nicht.
Unserer bescheidenen Meinung nach kann man aber das Folgende herauslesen:
- Die Studie bewertet Swinger in erster Linie als Risikogruppe, weil diese häufig mit Dritten Sex haben und durch ihr "Netzwerk" schneller STIs verbreiten können.
- Die "hohen" Zahlen der Studie kommen in erster Linie zustande, weil hier nicht die Personen mit STIs sondern die Anzahl der Konsultationen ausgewertet werden und viele Personen erst zur Konsultation kommen, weil sie schon etwas vermuten/wissen oder sichergehen wollen, ob die Krankheit bereits ausgeheilt ist, weil sie z.B. wieder aktiv werden möchten.
Da es um die Konsultationen geht und bei wie vielen Konsultation das Testergebnis positiv war, ist die Gruppe der "Swinger" hier vermutlich verzerrt dargestellt. Denn Laut Studie bestand "Die Mehrheit der Swinger-Konsultationen aus Wiederholungstests, die innerhalb kurzer Zeit durchgeführt wurden". Mehrere Wiederholungstest in kurzer Zeit wird man in der Regel nur durchführen, wenn man erkrankt ist und wissen will, ob die Krankheit ausgeheilt ist.
Nehmen wir Mal ein Beispiel. Ein "Swinger" kommt zur Konsultation, weil er eine Geschlechtskrankheit vermutet. Er wird positiv getestet und beginnt die Behandlung. Weil er schnell wieder loslegen will, testet sich der der Swinger wiederholt in relativ kurzer Zeit (sagen wir 4 Mal) um sich (und Andere) abzusichern. in drei Tests ist er noch positiv und beim 4. dann eindeutig negativ. Wenn der Test dann eindeutig negativ ist, weiß man es ist überstanden und es kann wieder auf die "Piste" gehen. Trotzdem sind das in dieser Studie dann 3 Positiv-Tests für die Swinger-Statistik, obwohl das Verhalten für die Gruppe der Swinger eigentlich recht verantwortlich zu sein scheint.
Man könnte daher mit Recht vermuten, dass die Swinger-Gruppe sogar im Schnitt deutlich weniger STIs hatte, wenn man die Statistik nach Personen und nicht nach Konsultationen auswerten würde.
Aber das ist natürlich auch nur eine von vielen Interpretationsmöglichkeiten einer Statistik. Wer weiß schon wie viel z.B. die 4%-6% der "Swingerinnen" die für den Sex bezahlt werden in der Statistik ausmachen.....
Und noch etwas direkt zum Thema:
Oralsex gehört für uns einfach dazu und ja, auch ohne Kondom bei guten Bekannten/Freunden und auch sonst, wenn der Eindruck der Person und die Stimmung passt.
LG
Jabloschka